Medizin Stammzellen-Pflaster: Ein Herz kann man doch reparieren
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13. Februar 2021, 07:00 Uhr
Wenn wir uns in den Finger schneiden, dann kleben wir ein Pflaster drauf. Aber wenn unser Herz krank wird? Allein in Deutschland leiden vier Millionen Menschen an Herzmuskelschwäche – weltweit sind es etwa 60 Millionen. Und viele können nicht geheilt werden. Wie wäre es da, wenn wir auch dem Herzen mit einem Pflaster helfen könnten? Forscher der Universitätsmedizin Göttingen haben ein sogenanntes Herzpflaster aus Stammzellen entwickelt und starten jetzt die weltweit erste klinische Studie.
Wenn das Herz schlapp wird, dann liegt das meist daran, dass Herzmuskelzellen verlorengegangen sind. Das kann zum Beispiel nach einem Herzinfarkt passieren. Sind die Muskeln einmal weg, wird die Pumpe des Herzens immer schwächer. Als letzte Lösung helfen da zurzeit nur noch künstliche Herzpumpen oder sogar eine Herztransplantation. Aber was, wenn man das verlorene Muskelgewebe einfach wieder zurückholen könnte? Es quasi auf das Herz drauf klebt?
25 Jahre Forschung stecken im Herzpflaster
Es klingt so simpel und doch stecken hinter der Idee über 25 Jahre Forschung. Und jetzt wird sie langsam Realität: Das sogenannte Herzpflaster geht in die klinische Studie. Aber wie genau soll man sich das Pflaster vorstellen? Sicherlich wird es keine lustigen Motive haben und einfach auf die Brust kleben hilft wohl auch nicht. Professor Dr. Wolfram-Hubertus Zimmermann hat die wissenschaftliche Leitung der Studie. Er ist Direktor des Instituts für Pharmakologie an der Universitätsmedizin Göttingen und erklärt das Prinzip der Herstellung von künstlichem Herzgewebe aus Stammzellen:
Aus Stammzellen entwickeln wir Herzmuskelzellen und Bindegewebszellen. Diese beiden Zelltypen vermischen wir mit Collagen und stellen aus dieser Mischung ein Herzgewebe her, das Eigenschaften des natürlichen Herzens hat. Und dadurch, dass diese Gewebe dann auch die Schlagfunktion des normalen Herzens haben, sollen sie nach dem Aufnähen auf das erkrankte Herz dieses unterstützen.
Neue Therapiewege mit vorgeformten Herzgewebe
So ein Pflaster wird aus etwa 40 Millionen Zellen hergestellt. In den ersten Tests sollen nun mehrere davon auf das kaputte Gewebe genäht werden. Die Forscher vermuten, dass sich die geschädigte Herzwand dadurch wieder verdickt und gestärkt wird, also sozusagen einen Ersatzmuskel bekommt.
Wir versuchen jetzt ein neues Therapieprinzip in die Anwendung zu bringen, um tatsächlich eine biologische Reparatur des Herzens über die Implantation von Herzmuskelzellen als präformiertes Herzgewebe zu erreichen.
Das heißt, mit vorgeformtem Herzgewebe könnten völlig neue Therapiewege gegangen werden. Dann könnte die Implantation von künstlichen Herzpumpen oder ganzen Spenderherzen aufgeschoben oder sogar komplett aufgehoben werden, so Zimmermann. Der Gedanke scheint revolutionär – und vielleicht können Mediziner schon bald geschädigte Herzen tatsächlich reparieren.
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