Wissen-News Grasfroschweibchen stellen sich tot, um übergriffige Männchen loszuwerden
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11. Oktober 2023, 14:51 Uhr
Manchmal wollen mehrere Grasfroschmännchen gleichzeitig ein Weibchen begatten. Dabei können die weiblichen Tiere sterben. Deshalb wehren sie sich, indem sie sich notfalls tot stellen. Eine neue Studie dokumentiert nun erstmals diese und weitere Abwehrstrategien.
Grasfroschweibchen haben diverse drastische Verhaltensweisen entwickelt, mit denen sie sich gegen ihre sexuell übergriffigen männlichen Artgenossen zur Wehr setzen. Obwohl die Froschart bereits gut erforscht ist, konnten Forschende am Museum für Naturkunde Berlin für eine Studie neue Verhaltensweisen entdecken.
Die Fortpflanzungszeit der Grasfrösche ist kurz, aber intensiv
Die Frösche gelten als eine "explosiv" ablaichende Art – das bedeutet, sie haben eine sehr kurze Fortpflanzungszeit. Diese dauert wenige Tage bis maximal zwei Wochen. Hunderte bis tausende Grasfrösche versammeln sich in dieser Zeit um einen einzigen Teich.
Grasfroschweibchen können sich nicht jedes Jahr fortpflanzen, weil sie erst ein bestimmtes Alter erreichen müssen. Nur paarungsbereite Tiere kommen zum Teich, die übrigen Weibchen bleiben fort. Weil die männlichen Tiere sich aber jedes Jahr fortpflanzen können, herrscht extremer Männerüberschuss.
Die Männchen umklammern mit großer Kraft alles, was ihnen in die Quere kommt. Erwischen sie ein anderes Männchen, stößt dieses einen Ruf aus, der auf die Verwechslung aufmerksam machen soll. Häufig umklammern auch mehrere Männchen ein Weibchen und es kommt zur Bildung eines "Paarungsballes". Diese Situation überleben die Weibchen häufig nicht.
Grasfroschweibchen wehren sich mit Grunz- und Qietschlauten gegen die Männchen
Bislang nahm man an, dass die weiblichen Grasfrösche keinerlei Möglichkeit haben, sich gegen dieses Verhalten zu wehren. Nun konnten die Forschenden eine ganze Bandbreite an Verteidigungsverhalten beobachten.
Die am häufigsten beobachtete Art, dem Klammergriff des Männchens zu entkommen: Das Weibchen dreht sich um die eigene Körperachse und windet sich so aus dem Griff. Außerdem konnten die Forschenden zwei verschiedenen Laute beobachten, mit denen die weiblichen Grasfrösche ihre Abneigung kommunizieren: Einerseits ein tiefer, niederfrequenter Grunzlaut und andererseits ein höherfrequenter Quietschlaut, der den Verwechslungsruf der Männchen imitiert.
Wenn nichts anderes hilft, stellen sich die Froschweibchen tot
Das letzte beobachtete Verhalten war aus Sicht der Forschenden am erstaunlichsten: Lässt das Männchen nicht los, stellen sich die Weibchen tot. Sie strecken ihre Arme und Beine steif vom Körper ab und verharren so lange in dieser Stellung, bis das Männchen loslässt.
"Ein Totstellen im Zusammenhang mit der Paarung ist außergewöhnlich und wird sehr selten beobachtet", betont Carolin Dittrich, Autorin der aktuellen Studie zum Thema im Journal Royal Society Open Science. Gemeinhin gehe man davon aus, dass ein solches Verhalten als letzte Strategie zur Anwendung komme, um nicht von Raubtieren gegessen zu werden.
Links/Studien
Die aktuelle Studie Drop dead! Female mate avoidance in an explosively breeding frog kann hier im Journal Royal Society Open Science nachgelesen werden.
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