Verhaltensforschung Hungrige Mäuse: Lieber Sex als Fressen
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15. Februar 2023, 15:03 Uhr
Wenn Mäuse moderat hungrig sind, ziehen sie die Paarung dem Fressen vor. Der Grund dafür ist die Wirkung des appetithemmenden Hormons Leptin auf das Gehirn der Mäuse, wie Forschende aus Köln herausgefunden haben.
"Wir können immer nur einem Verhalten nachgehen, also muss unser Gehirn irgendwie berechnen, welches Verhalten sich am meisten lohnt oder was wir am dringendsten brauchen", erklärt Prof. Tatiana Korotkova, die an der Uniklinik Köln und am Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung forscht die Ergebnisse der Untersuchung..
Um die Hierarchie angeborener Verhaltensweisen wie Essen, Trinken, Geselligkeit und Paarung zu klären, beobachtete und stimulierte Korotkovas Team die Neuronen der Maus im lateralen Hypothalamus, einem der wichtigsten "Fütterungszentren" des Gehirns. Es konzentrierte sich auf Neuronen, die Rezeptoren für Leptin und Neuronen, die Neurotensin produzieren. Leptin und Neurotensin sind Hormone, die mit Hunger und Durst in Verbindung stehen. Zur Überraschung des Teams waren diese Neuronen auch an der Steuerung des Sozialverhaltens beteiligt und helfen den Mäusen, ihre Ernährungs- und Sozialbedürfnisse auszugleichen.
"Wir haben ein System, das nur mäßigen Hunger, aber keinen stärkeren Hunger regulieren kann", so Korotkova. "Dieser Kreislauf könnte dazu beitragen, warum Diäten nicht funktionieren: Es ist kein Problem, die Nahrungsaufnahme für kurze Zeit zu reduzieren, aber es funktioniert schwieriger, wenn man es länger versucht." Im Gegensatz dazu beobachteten die Forschenden bei der Aktivierung von Neurotensin-Neuronen ein verstärktes Trinkverhalten auf Kosten von sozialen Kontakten. "Als Nächstes möchten wir verstehen, wie sich die Aktivität dieser Zellen während des Fortschreitens von Fettleibigkeit oder der Entwicklung von Essstörungen verändert", sagt Korotkova.
cdi