Bohrschiff Hidden Gem wird 2022 im Seehafen von Rotterdam umgebaut.
Bohrschiffe wie die Hidden Gem können zukünftig vor Norwegens Küsten Tiefseebergbau betreiben. Bildrechte: IMAGO / Jochen Tack

Wissen News Norwegen erlaubt Tiefseebergbau

10. Januar 2024, 17:10 Uhr

Das norwegische Parlament hat den Weg zum Tiefseebergbau geöffnet. Auf einer riesigen Fläche ist es zukünftig erlaubt, Mineralien vom Meeresboden abzubauen. Umweltschützer warnen vor unabsehbaren Folgen.

Norwegen öffnet sich als eines der ersten Länder weltweit für den umstrittenen kommerziellen Abbau von Bodenschätzen in der Tiefsee. Eine Mehrheit im Parlament in Oslo gab am Dienstag (9. Januar 2023) grünes Licht dafür, ein arktisches Gebiet auf dem norwegischen Kontinentalsockel für die Exploration und Gewinnung von Mineralien auf dem Meeresgrund freizugeben. Das Gebiet ist rund 281.000 Quadratkilometer groß, was etwa vier Fünfteln der Fläche Deutschlands entspricht. Vor dem Parlament protestierten Aktivisten und Umweltorganisationen gegen die Entscheidung.

Mineralien für Batterien und Windkrafträder

Die norwegische Minderheitsregierung des Sozialdemokraten Jonas Gahr Støre hatte sich im Dezember mit zwei Oppositionsparteien - der konservativen Partei Høyre und der rechtspopulistischen Fortschrittspartei - auf die Öffnung für den Tiefseebergbau verständigt. Die Öl- und Gasnation Norwegen soll über große Vorkommen von Mineralien auf dem Meeresgrund verfügen, die zum Beispiel für Windkrafträder oder Batterien für Elektroautos benötigt werden. Sie werden als bedeutend für die Klimawende und zudem als strategisch wichtig betrachtet, damit sich die EU und ihre Partner in Zeiten internationaler Spannungen selbst damit versorgen können.

Die Regierung in Oslo hofft dabei auch auf neue Einnahmen. Kritiker und Umweltschützer warnen dagegen davor, dass der kommerzielle Abbau von Rohstoffen am Boden internationaler Meere Gefahren noch nicht absehbaren Ausmaßes für dortige Ökosysteme birgt. Gespräche zum Umgang mit dem Tiefseebergbau gingen im Sommer ohne verbindliche Entscheidungen zu Ende. Bei der Sitzung des Rates der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) vereinbarten die 36 Mitgliedstaaten lediglich das Ziel, im Jahr 2025 ein Regelwerk zu verabschieden.

dpa

Dieses Thema im Programm: MDR Aktuell Nachrichtenradio | 09. Januar 2023 | 19:00 Uhr

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