Wissen-News Leipziger Forscher setzen sich für hofnahe Schlachtung ein
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15. Januar 2024, 16:45 Uhr
Der Weg vom Hof zum nächsten Schlachthof kann weit sein. Bei Nutztieren führt das zu Stress. Dem wollen Wissenschaftler aus Leipzig entgegenwirken und sogenannte mobile Schlachtung populärer machen.
Tiertransporte genießen keinen guten Ruf. Sie setzen Rindern, Schweinen und Co. hohem Stress aus. Daher gibt es zusehends Bestrebungen, Schlachtungen mobil durchzuführen, also nah am Hof. Ahmad Hamedy und Philipp Rolzhäuser vom Institut für Lebensmittelhygiene der Universität Leipzig wollen mittels einer Studie den Zusammenhang zwischen Tierschutz, Hygiene und Vorgehensweisen bei der mobilen Schlachtung untersuchen. Doch schon jetzt ist ein weiteres Projekt in Planung, was diese Art der Tötung vereinfachen soll.
Kennzeichnung der Art der Schlachtung gefordert
"Unser Ziel ist ein Wissenstransfer in die Praxis. Wir planen beispielsweise einen E-Learning-Kurs für Tierärzte, Fleischer und Landwirte, in dem wir ihnen die rechtlichen Grundlagen und den Ablauf der mobilen Schlachtung erklären", berichtet Rolzhäuser. Bei der mobilen Schlachtung werden Tiere im Hof betäubt, ausgeblutet und dann zum Schlachthof verbracht. Dabei muss ein Veterinärmediziner vor Ort sein, was zum einen teuer, aber auch wegen des Mangels an Tierärzten kompliziert ist. Bisher sei es für einen Landwirt lukrativer, lebende Tiere zu transportieren als direkt am Hof zu schlachten. Was, so die Wissenschaftler, dem Tierschutz entgegenlaufe, aber auch Auswirkungen auf die Qualität des Fleisches haben könnte. Dafür messen sie die Cortisolkonzentration der toten Tiere, die geschlachtet wurden.
In Schweden beispielsweise sei die mobile Schlachtung weiter verbreitet als hierzulande. Rolzhäuser und Hamedy kooperieren mit einem thüringischen Ingenieurbüro mit dem Ziel, einen mobilen Schlachthof zu etablieren, bei dem verschiedene Tierarten verarbeitet werden können. Darüber hinaus wollen sie eine App entwickeln, die den Veterinärmediziner vor Ort nicht mehr braucht, in der Absprachen auch digital getroffen werden können. "Dann muss künftig die Tierärztin oder der Tierarzt bei der Schlachttieruntersuchung gegebenenfalls nicht mehr unbedingt vor Ort sein", so Rolzhäuser. Tierschutzgerechte Betäubung stehe im Vordergrund, weniger Stress für das Schlachtvieh. Dazu sprechen sich die beiden Wissenschaftler für eine Kennzeichnung des Fleisches aus. "Viele Verbraucher denken, dass Tiere aus Bio-Höfen tierschutzgerechter geschlachtet werden als andere, aber das stimmt nicht", erkärt Hamedy.
pm/jar
Dieses Thema im Programm: MDR Aktuell Nachrichtenradio | 07. Dezember 2023 | 16:30 Uhr
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