Wissen-News 8.000 Jahre alte Festungsanlage: Schon Jäger und Sammler waren sesshaft
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07. Dezember 2023, 12:05 Uhr
Eine Forschungsgruppe unter Leitung zweier Archäologinnen von der Freien Universität Berlin hat in Sibirien die mit 8.000 Jahren älteste bekannte befestigte Siedlung der Welt nachgewiesen. Es ist der Beweis, dass Menschen nicht erst mit Ackerbau und Viehzucht sesshaft wurden.
Für das US-Wissenschaftsmagazin "Archaeology" gehört die Forschungsarbeit zu den Top 10 der wichtigsten archäologischen Entdeckungen des Jahres 2023. Denn die Freilegung und Untersuchung der Siedlung Amnya im fernen Sibirien hat das Zeug, bisherige Vorstellungen über die Entwicklung der Menschheit in Frage zu stellen. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Jäger und Sammler in Sibirien bereits vor 8.000 Jahren komplexe Verteidigungsanlagen um ihre Siedlungen errichteten.
"Diese Erkenntnis verändert unser Verständnis der frühen menschlichen Gesellschaften und stellt die Vorstellung infrage, dass die Menschen erst mit dem Aufkommen der Landwirtschaft begannen, dauerhafte Siedlungen mit monumentaler Architektur zu bauen und komplexe soziale Strukturen zu entwickeln", betont Prof. Dr. Henny Piezonka vom Institut für Prähistorische Archäologie der FU Berlin.
Die befestigte Siedlung Amnya gilt als nördlichste steinzeitliche Wallanlage Eurasiens und nun gleichzeitig als älteste bekannte "Festung" der Welt, was durch Radiokohlenstoffdatierungen von Proben nachgewiesen wurde. "Unsere neuen paläobotanischen und stratigraphischen Untersuchungen zeigen, dass die Bewohner Westsibiriens einen hoch entwickelten Lebensstil führten, der auf den reichhaltigen Ressourcen der Taiga basierte", sagt Mitautorin Tanja Schreiber. Die damaligen Bewohner fingen den Forschungsergebnissen zufolge Fische im Fluss Amnya und jagten Elche und Rentiere mit Knochen- und Steinspeeren. Um ihre Vorräte an Fischöl und Fleisch zu konservieren, stellten sie kunstvoll verzierte Töpferwaren her.
Das Forschungsteam konnte in der Siedlung bislang zehn steinzeitliche Festungsanlagen mit Grubenhäusern, die von Erdwällen und Holzpalisaden umgeben waren, nachweisen. Die Siedlung Amnya widerlegt die Vorstellung, dass Ackerbau und Viehzucht Voraussetzungen für diversifizierte Gesellschaftsstrukturen waren. Der Reichtum an natürlichen Ressourcen in der sibirischen Taiga, wie Fischzüge und wandernde Herden, spielte wahrscheinlich eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Jäger-Sammler-Festungen, sagen die Forscherinnen. Die Siedlungen mit Blick auf die Flüsse dienten möglicherweise als strategische Standorte zur Kontrolle und Ausbeutung der ergiebigen Fischgründe.
Link zur Studie
Die Forschungsarbeit "The world's oldest-known promontory fort: Amnya and the acceleration of hunter-gatherer diversity in Siberia 8000 years ago" ist im Journal "Antiquity" erschienen.
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