Wissen-News In der Jungsteinzeit hing die Körpergröße von kulturellen Faktoren ab
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18. Dezember 2023, 13:46 Uhr
Die Menschen, die in der frühen Jungsteinzeit in Mitteldeutschland lebten, waren kleiner, als es ihnen rein genetisch möglich gewesen wäre. Aber warum haben sie ihr volles Wachstumspotenzial nicht ausgeschöpft? Die Antwort auf diese Frage liefert jetzt eine großangelegte genetische Studie, in der unter anderem Fundmaterial aus dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt untersucht wurde.
Wie groß ein Mensch werden kann, ist in seinen Genen festgelegt. Doch nicht immer werden wir auch so groß. Denn zahlreiche Faktoren können das Wachstum beeinflussen, so wie etwa Umwelteinflüsse, Stress, Ernährung, Krankheiten oder auch kulturelle Faktoren. Was waren also die Gründe bei den Menschen der frühen Jungsteinzeit? Die begann in Mitteldeutschland mit dem Übergang zur sesshaften Lebensweise und zum Ackerbau um 5.500 vor Christus. Schon etwas länger ist bekannt, dass die Menschen damals kleiner waren als genetisch möglich.
Mit genetischen Analysen konnten das internationale Forschungsteam jetzt zeigen, dass offenbar verschiedene Faktoren in den unterschiedlichen Regionen Europas Einfluss hatten. Für die Studie haben sie die Daten von 1.535 neolithischen Individuen aus dem nördlichen Mitteleuropa, dem südlichen Mitteleuropa, vom Balkan und aus dem Mittelmeerraum mit einem Alter zwischen 8.000 und 6.000 Jahren erhoben. Die Proben aus Sachsen-Anhalt stammten von Funden aus der Linienbandkeramischen Kultur (5500-4900 vor Christus) aus Derenburg, Karsdorf und Halberstadt. Das Forschungsteam ermittelte das genetische Wachstumspotenzial und bestimmte etwa die Ernährung, Anzeichen für Mangelzustände und Krankheiten. Außerdem haben sie die Skelette vermessen.
Die Analyse zeigt, dass in Nordmitteleuropa bei allen Geschlechtern ein hoher Umweltstress herrschte. Doch obwohl der auf alle Menschen einwirkte und das genetische Wachstumspotenzial gleich gewesen sei, waren die Frauen kleiner als die Männer. Die Forschenden vermuten, dass der Grund dafür kulturelle Rahmenbedingungen gewesen sein könnten, die dafür gesorgt hätten, dass Männer sich besser von Stress erholen konnten als Frauen. Denn andere Faktoren hätten sie ausschließen können, so das Forschungsteam. Im Mittelmeerraum dagegen sei der Unterschied zwischen den Geschlechtern geringer gewesen. Das deute darauf hin, dass es hier keine solchen kulturellen Faktoren gab, welche die Männer vor den Folgen von Stress schützten, heißt es weiter.
Link zur Studie
Cox, Samantha L. et al.: Socio-cultural practices may have affected sex differences in stature in Early Neolithic Europe. In: Nature Human Behaviour. 2023. DOI: 10.1038/s41562-023-01756-w.
(kie)
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