
Wissen-News Insektensterben im Nordharz: Rückgang um 95 Prozent
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09. November 2023, 11:36 Uhr
In der Nordharz-Region Sachsen-Anhalts ist die Biomasse an Insekten in den letzten 24 Jahren um 95 Prozent zurückgegangen. Zugleich haben sich Schädlinge wie Blattläuse und Zikaden vermehrt. Grund ist die intensive Landwirtschaft und ein Temperaturanstieg im Zuge des Klimawandels.
In der Nordharz-Region in Sachsen-Anhalt sind in den vergangenen 24 Jahren 95 Prozent der Biomasse fliegender Insekten verschwunden. Das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie von Forschern des in Quedlinburg ansässigen Julius-Kühn-Instituts (JKI), des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen. Zugleich verzeichnen die JKI-Autoren eine "tendenzielle Zunahme" bei anpassungsfähigen Pflanzenschädlingen wie Blattläusen und Zikaden.
Als wesentlichen Grund für diese Entwicklung sehen die Studienautoren die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Region mit großen Ackerflächen und wenigen Hecken, Randstreifen und Gehölzen. Dadurch werde das Verhältnis von Pflanzenschädlingen und fliegenden Insekten, die deren Gegenspieler sind, zugunsten der Schädlinge verschoben. Während etwa Blattläuse auf den großen und strukturarmen Landwirtschaftsflächen der Nordharz-Region "Nahrung auf dem Silbertablett" serviert bekämen, würden ihren potenziellen Gegenspielern dort Nahrung und Nistmöglichkeiten fehlen, stellt Studien-Erstautor Dr. Tim Ziesche fest.
Zudem, so erklärt JKI-Entomologe Ziesche weiter, ist die Temperatur während der Vegetationsperiode in der verhältnismäßig trockenen Region im Windschatten des Harzes seit 1996 um rund 2 Grad Celsius gestiegen. Der Klimawandel fördere die frühe und schnellere Entwicklung sowie längere Aktivität der Schädlinge. Es seien vor allem wärmeliebende bzw. trockenstresstolerante Arten wie Zikaden oder anpassungsfähige Insektengruppen wie Blattläuse, die von den steigenden Temperaturen profitierten. Die JKI-Autoren gehen angesichts dessen davon aus, dass sich der Klimawandel und die intensive Landbewirtschaftung in ihrer Wirkung auf Insekten gegenseitig verstärken. Dies sollte künftig stärker bedacht werden.
(dn)
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