Wissen-News Forschungsprojekt: Was Obersorbisch in der Lausitz und Polnisch im Ruhrgebiet gemeinsam haben
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27. August 2024, 11:04 Uhr
Bautzen trifft Bochum: Zwei Wissenschaftlerinnen aus diesen Städten machen es sich zur Aufgabe, in den kommenden drei Jahren die obersorbische Sprache mit der polnischen, wie sie von einer Minderheit im Ruhrgebiet gesprochen wird, zu vergleichen.
Lenka Scholze vom Sorbischen Institut Bautzen und Tanja Anstatt vom Institut für Slavistik der Ruhr-Universität Bochum haben es geschafft. Ihr Projekt "Typen von Herkunftssprachen im Vergleich: Obersorbisch und Polnisch in Deutschland (HOsPoD)" wird für drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit rund 785.000 Euro gefördert. Damit hat sich eine Pilotstudie aus dem Jahr 2022 ausgezahlt, über deren Ergebnisse die beiden Wissenschaftlerinnen schon auf vielen Konferenzen und an mehreren Universitäten berichtet hatten.
"Neu und besonders ist, dass wir damit zwei verschiedene Typen von Minderheitensprachen vergleichen", sagen die Forscherinnen. Der eine Typ – das Obersorbische, wie es in der Lausitz gesprochen wird – ist bereits seit dem frühen Mittelalter in der Region ansässig, wird aber sonst nirgendwo auf der Welt gesprochen. Polnisch im Ruhrgebiet verkörpert dagegen den Typ der Sprache einer zuwanderungsbedingten Minderheit in Deutschland.
Anders als das Sorbische habe das Polnische die Sprache des Herkunftslandes Polen sozusagen als Rückendeckung, sagen die Forscherinnen. "Wir untersuchen die Minoritätensprachen im Projekt auf zwei Ebenen: soziolinguistisch und sprachstrukturell, und erheben dafür zu beiden umfangreiche empirische Daten", erläutert Lenka Scholze, Sprachwissenschaftlerin am Sorbischen Institut in Bautzen. Dabei werden einerseits Aspekte wie die familiäre Sprachpolitik, der Spracherwerbsverlauf oder Spracheinstellungen analysiert. Andererseits werden innersprachliche Veränderungen von bestimmten grammatischen Kategorien bei Verben und Substantiven untersucht.
Die Forscherinnen haben dafür Kategorien ausgewählt, die typisch slawisch und in der polnischen und obersorbischen Standardsprache genau gleich ausgeprägt sind, nämlich den sogenannten Aspekt bei Verben und die Belebtheitsmarkierung bei Substantiven. In der deutschen Sprache gibt es beides nicht. Die Frage ist nun, ob sich die Kategorien unter dem Einfluss des Deutschen in unterschiedlichen Minderheitensituationen ähnlich oder unterschiedlich entwickeln.
(rr)
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 26. Juli 2024 | 16:31 Uhr
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