Bei Stress durch hohe Salzkonzentrationen sterben nach einigen Tagen zwar eine Reihe der kultivierten Acinetobacter baumannii-Bakterien ab (orange Punkte), viele leben jedoch in einer Art Tiefschlaf (VNBC, grüne Punkte) weiter.
Bei Stress durch hohe Salzkonzentrationen sterben nach einigen Tagen zwar eine Reihe der kultivierten Acinetobacter baumannii-Bakterien ab (orange Punkte), viele leben jedoch in einer Art Tiefschlaf (VNBC, grüne Punkte) weiter. Bildrechte: Volker Müller/Goethe-Universität Frankfurt

Wissen-News Gefährlicher Krankenhauskeim kann in Tiefschlaf-Zustand nicht mehr nachgewiesen werden

17. Oktober 2023, 17:04 Uhr

Resistente Keime sind ein großes Problem in Krankenhäusern. An der Uni Frankfurt wurde nun ein neuer Mechanismus entdeckt, der dem gefürchteten Erreger Acinetobacter baumannii beim Überleben hilft: Eine Art Tiefschlaf.

Viele Bakterien gehen bei unwirtlichen Lebensbedingungen in einen fast todesähnlichen Ruhezustand über: Sie entwickeln Dauerformen ohne jegliche Stoffwechselaktivität, sogenannte Sporen. Das Forschungsteam um Beate Averhoff und Volker Müller fand bei Acinetobacter nun einen bisher unbekannten Mechanismus der Anpassung. Die Spezies kann spezielle Zellen ausbilden, die sich in einer Art Tiefschlaf befinden. Diese Zellen zeigen zwar noch Lebenszeichen und atmen, lassen sich aber auf Nährböden in Petrischalen nicht mehr kultivieren.

"Dieser Zustand ist beispielsweise von Cholerabakterien bekannt und wird viable but non-culturable (VBNC) genannt", erläutert Müller. In diesem Zustand können die Bakterien lange überdauern. "Wir halten die Bakterien mittlerweile seit elf Monaten im VBNC-Tiefschlaf und überprüfen immer wieder, ob wir sie noch aufwecken können. Die Untersuchung läuft noch und ein Ende ist noch nicht in Sicht", berichtet die Studienautorin Patricia König. Auslösen konnten die Wissenschaftler den VBNC-Zustand durch einen hohen Salzgehalt des Kulturmediums, daneben auch durch Kühlschrank- (4 Grad Celsius) und Fiebertemperaturen (42 Grad), durch Austrocknung und durch Sauerstoffmangel.

Bisher ist in der Medizin wie auch in der Lebensmittelüberwachung allerdings der Nachweis von Bakterien durch Kultivierung auf Nährböden immer noch der Goldstandard. Deshalb sei es besonders bei multiresistenten Bazillen äußerst gefährlich, wenn diese im Schlafzustand in Nischen des Körpers übersehen würden, bei nächster Gelegenheit wieder aufwachen, sich vermehren und erneut Symptome im Patienten hervorrufen, so Averhoff. Therapeutisch könnten neue Ansatzpunkte in den Proteinen liegen, die beim Übergang in den Dornröschenschlaf eine wichtige Rolle zu spielen scheinen. "Die Rolle dieser Proteine müssen wir verstehen lernen", betont König.

cdi/pm

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