Auf der Leinwand während der Pressekonferenz zur Bekanntgabe des Physik-Nobelpreises 2024 werden Bilder des US-amerikanischen Physikers John Hopfield (l) und des kanadischen Forschers Geoffrey Hinton gezeigt. 2 min
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WISSEN-NEWS KI kann außer Kontrolle geraten: Nobelpreisträger für Physik warnen vor den Gefahren ihrer Entdeckung

08. Oktober 2024, 18:04 Uhr

Der Nobelpreis für Physik geht an einen US-Amerikaner und einen Kanadier für die Entdeckungen und Erfindungen, die maschinelles Lernen mit künstlichen neuronalen Netzen ermöglichen. Die Preisträger nutzten die Bekanntgabe zu einer eindringlichen Warnung.

Der Auftakt der Bekanntgabe der diesjährigen Nobelpreisträger erfolgte am Montag, dem 7. Oktober 2024 mit den Preisträgern für Medizin. Am Dienstag folgte die Verkündung der Nobelpreisträger für Physik. Es sind der US-Amerikaner John Hopfield und der Kanadier Geoffrey Hinton für die grundlegende Entdeckungen und Erfindungen, die maschinelles Lernen mit künstlichen neuronalen Netzen ermöglichen. "Das maschinelle Lernen auf der Grundlage künstlicher neuronaler Netze revolutioniert derzeit die Wissenschaft, die Technik und das tägliche Leben", so die Begründung des Komitees.

Hopfield erfand ein nach ihm benanntes Netzwerk, das eine Methode zum Speichern und Wiederherstellen von Mustern verwendet. Der in Großbritannien geborene Hinton verwendete dieses Hopfield-Netzwerk als Grundlage für ein neues Netzwerk, das eine andere Methode verwendet: die Boltzmann-Maschine. Diese kann lernen, charakteristische Elemente in einer bestimmten Art von Daten zu erkennen.

"Die Arbeit der Preisträger ist bereits von größtem Nutzen. In der Physik verwenden wir künstliche neuronale Netze in einer Vielzahl von Bereichen, beispielsweise bei der Entwicklung neuer Materialien mit spezifischen Eigenschaften", sagte Ellen Moons, Vorsitzende des Nobelkomitees für Physik.

Ein künstliches neuronales Netz ist im Prinzip dem Netz aus Nervenzellen in unserem Gehirn nachempfunden – also dem System, mit dem wir denken. "Neuronale Netze sind eine ursprünglich biologisch inspirierte Methode des maschinellen Lernens" so Stefan Wrobel vom Fraunhofer- Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS. Die Neuronen des Gehirns werden dabei durch Knoten dargestellt, die sich gegenseitig durch mit Synapsen im Gehirn vergleichbare Verbindungen beeinflussen. Das Netzwerk wird trainiert, indem zum Beispiel stärkere Verbindungen zwischen bestimmten Knoten aufgebaut werden.

"Geoffrey Hinton wird oft als der 'Godfather of AI' bezeichnet, und das zurecht", sagte Rasmus Rothe, Gründungsvorstandsmitglied des KI-Bundesverbandes. Seine Arbeit sei über Jahre grundlegend für das gesamte Forschungsfeld gewesen. Auch Hopfield habe durch seine Innovationen in essenziellen Bereichen die Basis für viele Fortschritte im maschinellen Lernen gelegt. "Erst mit dem heutigen Fortschritt, durch Firmen wie OpenAI und den enormen Beitrag moderner Forscher, können wir den frühen Einfluss dieser Pioniere in vollem Umfang würdigen."

Preisträger mahnen: KI kann Menschen überholen

Nach der Bekanntgabe der diesjährigen Gewinner des Physik-Nobelpreises haben sich die geehrten Wissenschaftler kritisch zu Künstlicher Intelligenz geäußert. Geoffrey Hinton nutzte die Pressekonferenz im Anschluss an die Bekanntgabe für mahnende Worte. KI könne die Menschen in intellektueller Weise überholen. "Wir haben keine Erfahrungen darin, dass Dinge klüger sein können als wir." Das könne fantastisch sein, etwa in der Medizin, so Hinton. "Aber wir müssen uns auf negative Auswirkungen gefasst machen, dass diese Dinge außer Kontrolle geraten."

Hinton hatte im vergangenen Jahr seinen Job bei Google Brain, dem KI-Forschungsteam des Unternehmens, gekündigt, um frei über die Risiken von KI sprechen zu können. Er veröffentlichte zusammen mit anderen führenden KI-Forschern mehrere Stellungnahmen zu dem Thema.

Weitere Nobelpreise

Am Mittwoch (9.10.) folgt dann die Bekanntgabe des Nobelpreises für die Kategorie Chemie, gefolgt vom Literaturnobelpreis am Donnerstag (10.10.) und dem Friedensnobelpreis am Freitag (11.10.). Letzterer wird als einziger Nobelpreis nicht in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo verliehen. Die feierliche Vergabe aller Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

pk/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kulturnachrichten | 07. Oktober 2024 | 17:30 Uhr

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