Rafael Laguna de la Vera, Geschäftsführer von Sprind- Bundesagentur für Sprunginnovationen- neben einem Dekorations-Computer. Das Unternehmen fördert sogenannte disruptive Technologien. 3 min
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Die Sprind soll helfen, revolutionäre Erfindungen auf den Markt zu bringen. Diese Woche hat die Agentur ihren fünften Geburtstag in Leipzig gefeiert.

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SPRIN-D Die Brücke über das Todestal der Innovationen: 5 Jahre Sprunginnovationsagentur

14. Oktober 2024, 09:54 Uhr

Die Bundesagentur für Sprunginnovationen wird fünf Jahre alt. Wer ihr Wirken für die großen Technologien der Zukunft verfolgt, kann richtig optimistisch werden.

Autorenfoto von Clemens Haug
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Es fällt schwer, nicht optimistisch zu werden, wenn man wieder mal einen Nachmittag verbracht hat bei einer Veranstaltung der SPRIN-D, der Bundesagentur für Sprunginnovationen. Klimawandel, Pandemien, Umweltprobleme, Informationskrise durch gefakte Videos und Nachrichten im Internet – all diese Probleme erscheinen plötzlich lösbar, wenn man die vielen Projekte kennenlernt, denen die Agentur gerade zum Durchbruch verhelfen will.

Ein Geschäftsmodell für die großen Probleme der Menschheit

Vor fünf Jahren hat die Bundesregierung die SPRIN-D gegründet. Auftrag: Menschen mit radikal neuen Ideen zur Lösung wirklich schwieriger Probleme dabei zu helfen, die eigene Vision in ein tragfähiges Geschäft zu verwandeln. Auf diese Weise soll nicht nur die Welt besser werden, sondern auch der Industriestandort Deutschland gesichert werden.

Am Donnerstag hat die Agentur Geburtstag gefeiert auf einem zur Veranstaltungsfläche umfunktionierten Industriegelände im Leipziger Norden. Wo vor 150 Jahren neu entwickelte Maschinen das Zeitalter der Industrialisierung eingeleitet haben, soll heute etwas Ähnliches wieder passieren. Auf der Bühne werden gerade mehrere Forscher auszeichnet, die aus ihren Erkenntnissen gerade Produkte machen, die in zehn bis zwanzig Jahren große Menschheitsprobleme lösen sollen.

Schnelle und wirksame Medikamente bei neuen Pandemien

Da ist zum Beispiel die Göttinger Medizinerin Elisabeth Zeisberg. Mit ihrer Firma Avocet entwickelt sie gerade eine Genschere gegen RNA-Viren, CRISPR-Cas13. Auf Basis ihrer eigenen Grundlagenforschung haben Zeisberg und Kollegen einen Wirkstoff entwickelt, der bei einer Virusinfektion das Erbgut der Krankheitserreger aufspüren und unschädlich machen soll. Gerade hat das Mittel die erste von drei klinischen Studienphasen erreicht. Geht alles gut, könnte am Ende ein Medikament entstehen, das in kürzestes Zeit an neu auftauchende RNA-Viren (wie Sars-CoV-2) angepasst werden kann und das die Ausbreitung der Infektion im Körper wirksam verhindern könnte. Bei einer neuen Pandemie wäre die Menschheit also wesentlich besser vorbereitet.

Oder Carbo Culture: Das Unternehmen der Gründer Henrietta Moon und Chris Carstens hat Bioreaktoren entwickelt. Aus Pflanzen- und Lebensmittelresten stellt die Firma Kohle her. Auf diese Weise fixiert sie das durch die Pflanzen aus der Luft entnommene CO2. Anschließend kann es beispielsweise Beton beigemischt und so dauerhaft aus der Atmosphäre ferngehalten werden. Nebeneffekt: Die sehr CO2-intensive Zementproduktion wird klimafreundlicher.

Die Brücke über das Todestal der Innovationen

Damit aus solchen Visionen tatsächlich einmal erfolgreiche Unternehmen werden, hilft die SPRIN-D den Gründern durch das sogenannte Tal des Todes der Innovationen. So nennt Rafael Laguna de la Vera die Lücke, die zwischen der Grundlagenforschung an den Universitäten und Instituten auf der einen und den Banken und Risikokapitalgebern auf der anderen Seite klafft.

Denn ehe aus einer Idee, die im Labor funktioniert, ein Massenprodukt wird, müssen Gründer einen steinigen und risikoreichen Weg zurücklegen. Das kostet viel Geld und da der Erfolg am Anfang alles andere als gewiss ist, schrecken private Geldgeber oftmals zurück. Laguna de la Vera, Direktor der SPRIN-D, sagt: "Wir fangen mit unserer Förderung an, wenn eine Idee aus der Grundlagenforschung kommt. Dann bewegen wir die innovativen Akteure dazu, ein Unternehmen zu gründen, helfen ihnen, ihr geistiges Eigentum in die neue Firma zu transferieren und unterstützen sie mit der ersten Finanzierung."

SPRIN-D verschenkt kein Steuergeld, die Agentur investiert

Diese Anschubfinanzierung verschlingt oft viele Millionen. Die SPRIN-D hat aktuell ein Budget von fast 250 Millionen Euro pro Jahr, die sie in revolutionäre Ideen stecken kann. Dank des neuen SPRIN-D Freiheitsgesetz, das seit Januar in Kraft ist, kann die Agentur flexibel investieren und auch private Geldgeber dazu holen. Und ist ein Unternehmen wirklich erfolgreich, kommt die Investition als Dividende zurück.

Das erste Projekt der SPRIN-D hat dieses Stadium beinahe erreicht. Seit September wird im Brandenburgischen Schipkau das erste Höhenwindrad der Welt gebaut. Mit einer Nabenhöhe von über 300 Metern soll es bisherige Windräder deutlich überragen. Der Vorteil: In dieser Höhe weht der Wind stärker und gleichmäßiger. Außerdem kann das Windrad einfach in bestehende Windparks integriert werden, praktisch wie einer Art zweiter Stock oberhalb der Ebene der heutigen Windräder. Die Stromerzeugung aus Windkraft könnte einfach verdoppelt werden, ohne dass neue Flächen gebraucht werden.

Das Ziel: 1000 Höhenwindräder

Mit dem Prototyp ist es für Rafael Laguna de la Vera aber nicht getan. "Unser Anspruch ist, eine Sprunginnovation muss in die Welt und Wirkung entfalten. Also musst du 1000 von den Dingern bauen." Das werden die SPRIN-D und ihr Partner, das Unternehmen Gicon, aber nicht alleine umsetzen. Ist das erste Höhenwindrad fertig, werden neue Finanzierungspartner ins Boot geholt. "Und wenn die 1000 dann stehen, dann bin ich zufrieden. Dann können wir sagen, jetzt haben wir die zweite Etage im Windpark, haben 50 bis 60 Gigawatt in die Welt gestellt, die leisten jetzt ihren Beitrag", sagt der SPRIN-D Direktor. Und wenn man sich von seiner Begeisterung anstecken lässt, dann hat man keine Zweifel mehr, dass es genau so kommt.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 12. Oktober 2024 | 09:34 Uhr

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