Hirnforschung Muttersprache beeinflusst Vernetzung zwischen linker und rechter Gehirnhälfte
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22. März 2023, 16:56 Uhr
WissenschaftlerInnen des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig zeigen in einer neuen Studie am Beispiel zweier unterschiedlicher Sprachräume, wie unsere Muttersprache die Stärke der Verschaltung in unserem Gehirn prägt und damit wahrscheinlich auch die Art des Denkens beeinflusst.
"Arabische Muttersprachler zeigten eine stärkere Vernetzung zwischen linker und rechter Gehirnhälfte als deutsche Muttersprachler", erklärt Alfred Anwander, Mitautor der Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift NeuroImage veröffentlicht wurde. "Diese Verstärkung wurde auch zwischen semantischen Sprachregionen festgestellt und könnte mit der relativ komplexen semantischen und phonologischen Verarbeitung im Arabischen zusammenhängen."
Hingegen zeigen deutsche Muttersprachler laut den Forschenden eine stärkere Verbindung im Sprachnetzwerk der linken Hemisphäre. Diese könne mit der komplexen syntaktischen Verarbeitung im Deutschen zusammenhängen, die durch die freie Wortstellung und den größeren Abstand zwischen den abhängigen Satzelementen bedingt ist.
Für die Studie verglich Xuehu Wei, Doktorandin im Team um Alfred Anwander und Angela Friederici, die MRT-Gehirnscans von 94 Muttersprachlern zweier sehr unterschiedlicher Sprachen. Die Technik der "diffusionsgewichteten Bildgebung" zeigte dabei, wie sich die axonalen Verbindungen der weißen Substanz des Sprachnetzwerks im Gehirn an die Anforderungen und Schwierigkeiten der Muttersprache anpassen. Die Studie sei laut Wei eine der ersten, die klare Unterschiede zwischen den Gehirnen von Menschen dokumentiert, die mit verschiedenen Muttersprachen aufgewachsen sind. Damit biete sie einen Weg zum Verständnis kulturübergreifender Verarbeitungsunterschiede im Gehirn.
Die Originalstudie: Native language differences in the structural connectome of the human brain