Studie Studie sieht EU-weit 87 Milliarden Euro Mehrbedarf bei Erneuerbaren und E-Verkehr
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10. Januar 2023, 12:06 Uhr
Um bis 2050 tatsächlich klimaneutral zu werden, müsste die EU ab sofort jedes Jahr 302 Milliarden Euro in Energiewende und Co. investieren, also etwa 87 Milliarden Euro mehr als aktuell dafür geplant sind.
Die bisherigen Anstrengungen in Sachen Klimaneutralität reichen europaweit nicht aus. Das zeigt eine neue Überblickstudie von Forschenden der ETH Zürich, die im Fachmagazin Nature Climate Change veröffentlicht wird. Demnach müssten die Ausgaben für Windräder, Solar- und Biomassekraftwerke um jährlich 24 Milliarden Euro steigen, genauso wie für den Bereich Speicher und Stromnetze. Bei der Schieneninfrastruktur wäre sogar ein Plus von 25 Milliarden Euro notwendig.
"Die benötigten Investitionen klingen in absoluten Zahlen natürlich sehr hoch. Um eine Einordnung dieser Zahlen zu ermöglichen, ist es sinnvoll, diese Investitionen als Anteil der Wirtschaftsleistung Europas auszudrücken", kommentierte der nicht an der Studie beteiligte Forscher Sascha Samadi vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Das werde in der Studie auch gemacht. Hier zeige sich, dass bei den betrachteten Infrastrukturen bislang ein Betrag von etwa 1,3 und 1,5 Prozent des BIP investiert worden sei. Dieser Betrag müsse um maximal 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 bis 1,8 Prozent angehoben werden, was zeige, "dass es wirtschaftlich für Europa durchaus möglich wäre, auch kurzfristig die Investitionen auf das notwendige Maß zu erhöhen."
Felix Creutzig, Wissenschaftler am Mercator Research Institut on Global Commons und Climate Change in Berlin, übte mit Hinblick auf den in der Studie als besonders wichtig herausgestellten Umbau des Verkehrssektors Kritik am FDP-geführten Bundesverkehrsministerium. Dort würde weiter der Straßenausbau forciert, statt Schienen oder E-Autos weiter verstärkt zu fördern. "Das Spektrum wirksamer Maßnahmen mit gesellschaftlichem Nutzen ist ausbuchstabiert: Moratorium für Straßenneubau, Reform der Straßenverkehrsordnung, um kommunalen Klimaschutz zu ermöglichen, Neuaufstellung der Kfz-Steuer nach französischem Vorbild, Abschaffen des Dienstwagenprivilegs und Einführung einer orts- und zeitabhängigen Pkw-Maut", sagte Creutzig. "Solange hier keine Maßnahmen ergriffen werden, bleibt das Verkehrsministerium die klimapolitische Leerstelle der Bundesregierung."
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Thüringen Journal | 23. November 2022 | 19:00 Uhr