Klimawandel Grün ist billiger: Energiewende wird Billionen Dollar einsparen
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14. September 2022, 11:26 Uhr
Erneuerbare Energien sind kein notwendiges, aber teures Übel mehr. Das zeigen Forschende aus Oxford in einer aktuellen Arbeit. Ihr Modell belegt, dass ein sehr schneller Übergang zu sauberer Energie viel Geld spart. Und nicht nur der Planet und die Geldsäckl der Länder dieser Erde würden profitieren.
Weil Bioläden ihren Ruf weghaben, überteuerte Luxuswaren zu verkaufen, werben einige unter ihnen seit geraumer Zeit mit "Öko kostet nicht die Welt – Nicht-Öko schon". Grüne Energie ereilt mitunter das gleiche Schicksal an Klischee. Forschende der Universität Oxford werben jetzt aber mit: "Saubere Energie kostet nicht die Welt. Punkt." Im Gegenteil: Ein Umstieg auf kohlenstofffreie Energiesysteme bis 2050 wäre nicht nur deutlich billiger, sondern würde auch einige schöne Extras mit sich bringen.
Zwölf Billionen Dollar, das sind zwölf Millionen Millionen – ausgeschrieben hat diese Summe zwölf Nullen. Für die Forschenden aus England ist das aber nur das Mindestmaß an Einsparung, die ein Übergang zu kohlenstofffreien Energiesystemen bis zur Mitte des Jahrhunderts mit sich bringen sollte. In der bisherigen Vorstellung kostet die Energiewende eher viel Geld, als dass sie welches einbringt.
Win, Win und Win
Die Forschenden bleiben hingegen bei dem Superlativ und sprechen nicht nur von einer Win-Win-Situation, sondern einem Win-Win-Win-Szenario. Neben niedrigeren Systemkosten als für fossile Brennstoffe, würde mehr Energie für die Weltwirtschaft bereitgestellt werden und der Zugang zu Energie für mehr Menschen auf der ganzen Welt ermöglicht.
Fast Transition-Szenario nennen sie das, also schneller Übergang. Es beinhaltet den Ausbau von Solar- und Windenergie, Technologien um Batterien und Elektrofahrzeuge sowie sauberen Kraftstoff wie grünen Wasserstoff (aus erneuerbarem Strom). Somit würden weltweit 55 Prozent mehr Energiedienstleistungen als heute bereitstellt werden.
Es wurde billiger und es wird noch billiger
Kein Luftschloss, sondern ein realistisches Szenario, sagt das Forschungsteam. "Frühere Modelle, die hohe Kosten für den Übergang zu kohlenstofffreier Energie vorhersagten, haben Unternehmen von Investitionen abgehalten und Regierungen davon abgehalten, politische Maßnahmen zu ergreifen, die die Energiewende beschleunigen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern", so Rupert Way, Hauptautor der Studie. "Doch die Kosten für saubere Energie sind in den letzten zehn Jahren stark gesunken, und zwar viel schneller als in den Modellen erwartet."
Und das wird auch weiter so sein, das ist der Knackpunkt: Durch das Hochskalieren der Technologien gehen die Kosten dafür weiter nach unten. Je schneller der Übergang zu sauberer Energie forciert werde, desto schneller wird's billig. Schon jetzt seien erneuerbare Energien in vielen Bereichen kostengünstiger als fossile Brennstoffe. Ein Trend, der sich der Studie zufolge in den kommenden Jahren auf fast alle Bereiche ausbreiten werde.
Absage an teure Kernenergie
Zwar wird auch Kernenergie mitunter als 'sauber' deklariert – aus monetärer Sicht erklären die Forschenden Atomkraftwerken aber eine klare Absage: Die Kosten seien in den letzten fünf Jahrzehnten ständig gestiegen und es sei unwahrscheinlich, dass Kernenergie wettbewerbsfähig gegenüber Erneuerbaren bleibt.
Die Studie ist auch ohne den derzeitigen politischen Hintergrund aktuell und wurde vor der durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelösten Energiekrise durchgeführt. Sie berücksichtigt Schwankungen anhand von Preisdaten für fossile Brennstoffe aus über einem Jahrhundert. Die Energiekrise unterstreiche die Studienergebnisse lediglich, so die Forschenden.
flo
Links/Studien
Die Studie Empirically grounded technology forecasts and the energy transition erschien am 13. September 2022 im Fachjournal Joule. Sie ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Institute for New Economic Thinking an der Oxford Martin School, dem Oxford Martin Programme on the Post-Carbon Transition und der Smith School of Enterprise & Environment an der University of Oxford sowie den SoDa Labs an der Monash University.