Wiederbelebung Lazarus-Phänomen: Wenn Menschen dem Tod von der Schippe springen
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11. Dezember 2020, 15:27 Uhr
Herzdruckmassage, Beatmung, Elektroschocks - In der Medizin gibt es viele Möglichkeiten, Patienten mit Herzstillstand ins Leben zurückzuholen. Doch manchmal reichen alle Maßnahmen einfach nicht aus und der Patient stirbt. Oder etwa doch nicht? Immer wieder gibt es Berichte von Menschen, deren Tod festgestellt worden war und die wieder lebendig wurden. Lazarus-Phänomen werden solche Ereignisse genannt. Gibt es die wirklich?
Schon im Neuen Testament wird von Toten berichtet, die wieder lebendig werden. Jesus soll zu Lebzeiten einen Menschen ins Leben zurückgeholt haben, und zwar Lazarus, der schon im Grab lag. So heißt es in der Bibel: "Da rief er mit lauter Stimme: 'Lazarus, komm heraus!' Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch." Nach dieser biblischen Geschichte ist das Lazarus-Phänomen benannt. Es bezeichnet Fälle von Menschen, deren Tod festgestellt wurde und die dann wieder ins Leben zurückkehren, berichtet Professor Bernd Böttiger, Direktor der anästhesiologischen Universitätsklinik in Köln.
Heute verstehen wir darunter, dass nach einer Wiederbelebung in extrem seltenen Fällen vorkommen kann, dass das Herz wieder anfangen kann zu schlagen, obwohl die Wiederbelebung schon beendet ist.
Dem Vorsitzenden des deutschen Rats für Wiederbelebung ist so ein Fall allerdings noch nicht untergekommen. Nun hat aber ein internationales Team aus Notfallmedizinern alle dokumentierten Fälle des Lazarus-Phänomens seit 1982 systematisch analysiert. Insgesamt stießen sie so auf 65 Fälle. Von denen starben zwei Drittel kurze Zeit nachdem sie wieder Lebenszeichen gezeigt hatten. Doch immerhin: 22 Patienten überlebten den Kreislaufstillstand nicht nur, sondern kehrten ins Leben zurück. 18 von ihnen sogar ganz ohne neurologischen Schaden. Warum das passiert - dazu gibt es verschiedene Erklärungsansätze, sagt Mit-Autor Dr. Peter Paal, Abteilungsleiter für Anästhesie und Intensivmedizin am Krankenhaus "Barmerherzige Brüder" in Salzburg:
Man kann sagen, wahrscheinlich war der Kreislauf nicht abwesend, sondern nur minimal reduziert. Oder dass zum Beispiel durch eine Spätwirkung von Medikamenten oder eine Überblähung der Lunge dieser Kreislauf erst später wieder einsetzt, wenn die Medikamente wirken oder wenn die Überblähung zurückgeht.
Nach welchem Zeitraum die Lebenszeichen tatsächlich wieder auftreten ist unklar. Denn oft werden nach dem ärztlich festgestellten Tod, alle Geräte ausgeschaltet. Bei den dokumentierten Fällen wurden so Lebenszeichen eine Minute bis dreieinhalb Stunden nach dem Tod bemerkt. Daraus können Mediziner eine Lehre ziehen, sagt Paal.
Wie zum Beispiel die Herz-Lungenmassage nicht abzubrechen bei gewissen Herzrhythmen oder auch den Patienten bis zu zehn Minuten nach-beobachten nachdem eine Herz-Lungen-Wiederbelebung abgebrochen wurde.
Denn, so Paal, die Herzfunktion könnte wiederkehren. Und dass die Toten wieder lebendig werden, kommt nach seinen Recherchen häufiger vor als gedacht.
(jb)
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