Parasiten-Alarm Aufgepasst: Die Zecken sind schon munter
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15. Mai 2023, 16:47 Uhr
Wer einen Hund hat, hat ihm vielleicht schon die erste Zecke des Jahres entfernt. Kein Wunder, schließlich reagieren Zecken wie wir Menschen auf warmes Wetter: Ab sieben Grad werden die Biester draußen munter.
Der milde Winter sorgt dafür, dass wir nicht aus der Übung kommen: Ab sieben Grad werden Zecken munter, sagt der Jenaer Zeckenforscher Jochen Süss.
Kein Wunder also, dass mancher Hunde- oder Katzenbesitzer seinem Tier dieses Jahr schon den ersten Blutsauger aus dem Fell oder von der Haut gepopelt hat. Und passionierte Spaziergänger oder Wanderer sollten den Selbstcheck nach dem Waldbad auch in den Wintermonaten vornehmen und Hosen, Schnürsenkel und sich selbst nach Zecken absuchen.
Zecken braucht kein Mensch...
Aber warum gibt es die lästigen Biester überhaupt, niemand sagt sie, angesichts der Krankheiten, die sie übertragen können wie Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME.
Wobei sie auch beim Menschen einen Nutzen haben können: einen Trainingseffekt für das Immunsystem. Martin Schlegel, Professor für Molekulare Evolution und Systematik der Tiere von der Universität Leipzig, erklärt, warum: "Mit einem Zeckenbiss gelangt quasi ein ganzer Zoo in unseren Körper" und auch darauf muss der Körper reagieren. Was uns die Zecke trotzdem nicht sympathischer macht.
... aber die Natur braucht sie schon
Wer genau hinschaut, stellt fest: Die lästigen Plagegeister spielen in der Natur und ihren Nahrungsketten eine wichtige Rolle. Zum Beispiel als Wirt für Pilze, Fadenwürmer oder die Wespe "Ixodiphagus hookeri". Die zum Beispiel legt ihre Eier in verschiedenen Zeckenarten ab und tötet so ganz nebenbei ihren Wirt, indem sie ihn auffrisst. Die Schafstelze, verwandt mit der bekannteren Bachstelze, ist tatsächlich ein richtiger Fressfeind der Zecke, die die Spinnentiere aus dem Schafsfell pickt, sagt Hans Dautel vom Forschungsinstitut Insectservices. Hühnervögel wie Haushuhn, Fasan, Wachtel und Rebhuhn sind dagegen keine Zecken-Fressfeinde, genausowenig wie Maulwurf oder Wühlmaus.
Was ist mit Zeckenbekämpfung?
Dazu gibt es verschiedene Forschungsansätze, wie zum Beispiel die von Biotechnologin Sissy Lorenz, die im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Uni Bielefeld eine biologische Zeckenfalle entwickelt hat, eine Kapsel, die Spinnentiere anlockt und dann tötet. Allerdings blieb das Projekt in den Forschungsschuhen stecken, bis zur Marktreife entwickelt wurde es noch nicht, offenbar eine Geldfrage. Auch die Uni Hohenheim hatte an biologischen Mitteln gegen Zecken geforscht - ihr Ansatz: Pilze zum einen, Miniwespen zum anderen, die den Zecken in verschiedenen Entwicklungsstadien den Garaus machen können.
Und was ist mit Hyalomma, der Zecke, die uns verfolgt?
Im Sommer 2018 hatte der Fund von acht Hyalommazecken für Schlagzeilen gesorgt und den Fokus auf eine in Deutschland neue Zeckenart gerichtet. Diese an den Beinen auffällig gestreifte Art kann das Krim-Kongo-Virus in sich tragen - muss sie aber nicht. Und sie klebt nicht bloß am Grasblatt und wartet, dass sie sich an einen Wirt kleben kann. Hyalommas gehen aktiv auf Wirtssuche.
Ursprünglich lebt Hyalomma in Europa eher in wärmeren Gefilden, von Spanien über Südfrankreich bis Italien und Türkei, sowie in Asien und Afrika. Nach Nordeuropa kam sie huckepack, also als "Tramper" auf Zugvögeln, und einzelne Exemplare in NRW und Niedersachsen hatten den Winter 2018/1019 offenbar überlebt, wie die Uni-Hohenheim im Juni 2019 meldete. Dort wird an der Zeckenverbreitung geforscht und man kann seine Funde einschicken. Allein bis Mitte 2019 waren 50 Hyalomma-Exemplare gefunden worden, von denen fast jede zweite den Fleckfieber-Erreger in sich trug.
Und ist Hyalomma nun heimisch geworden oder nicht?
Aktuelle Zahlen aus Hohenheim über die Zahl der gemeldeten Verdachtsfälle und tatsächlichen Hyalomma-Exemplare für 2019 liegen uns derzeit (Stand Februar 2020) noch nicht vor. Damit bleibt weiter unklar, ob die Zeckenart hier heimisch geworden ist. Theoretisch bieten heiße trockene Sommer wie 2018 und 2019 den Spinnentieren beste Bedingungen zur Ausbreitung. Praktisch braucht es für die Fortpflanzung auch bei der Gattung der Hyalomma-Zecke jeweils ein Männchen und ein Weibchen, aber die müssen sich erst mal finden.
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