Globale Erwärmung Vorsicht Zecken: Experten warnen – Infektionen werden oft falsch diagnostiziert
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Vorsicht Zecken: Experten warnen vor nicht erkannten Infektionen
28. Februar 2024, 10:25 Uhr
Weil die Winter immer wärmer werden, können Zecken besser überleben und breiten sich immer weiter aus in Deutschland. Experten warnen daher vor einer Zunahme von Erkrankungen wie FSME und Borreliose, die durch Zecken übertragen werden. Oftmals würden die Symptome nicht richtig erkannt.
Ute Mackenstedt vom Fachgebiet Parasitologie der Stuttgarter Universität Hohenheim warnt vor einer deutlichen Zunahme von FSME-Fällen durch die Ausbreitung der Zecken in Deutschland. Grund dafür ist die globale Erwärmung, die die Lebensbedingungen für die Spinnentiere deutlich verbessert. "Damit die Zecke im Winter nicht überlebt, braucht es richtig knackig tiefe Temperaturen, die auch einmal wochenlang andauern. Da tiefe Temperaturen von -15 Grad durch den Klimawandel selbst in den Alpen immer seltener werden, sind die Zecken auch in den Wintermonaten aktiv", sagte Mackenstedt bei einer Pressekonferenz. Dadurch kommt es auch zu einer Ausbreitung der von Zecken übertragenen Krankheiten. Neben der Borreliose ist das vor allem die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die tödlich verlaufen kann, wenn Menschen nicht dagegen geimpft sind.
Fehldiagnosen bei Kindern
Gerhard Dobler, Mikrobiologe der Bundeswehr, warnte in diesem Zusammenhang davor, dass viele FSME-Fälle nicht richtig diagnostiziert würden, da die Symptome zunächst nicht eindeutig für die Infektion seien. "Inzwischen wissen wir ebenfalls, dass die FSME auch bei Kindern einen schweren Verlauf nehmen kann. Hier wird häufig von einem uncharakteristischen Krankheitsbeginn berichtet, der immer wieder zu verspätetet Diagnosen oder selbst zu Fehldiagnosen führen kann", warnt der Mikrobiologe.
Die bekanntesten FSME-Symptome seien zwar Gehirn- und Hirnhautentzündung, sagte der Münchner Experte. Unter Umständen könnten aber auch Anzeichen einer Sommergrippe wie Fieber, Kopfschmerzen oder Erbrechen und selbst Darmsymptome auf eine sogenannte FSME-Infektion hindeuten. Es gebe auch zunehmend Fälle mit einer völlig untypischen Symptomatik wie einer Darmlähmung, aber auch Leber- und Herzentzündungen. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht laut RKI vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit dem Vorjahr auch im südöstlichen Brandenburg. Allerdings werden die weitaus meisten FSME-Fälle in Baden-Württemberg und Bayern registriert. In den ausgewiesenen Risikogebieten empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine FSME-Impfung.
(ens/dpa)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 30. März 2023 | 21:00 Uhr