Diabetes-Forschung Warum ein Videospiel aus Magdeburg gut für Diabetiker ist
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07. Dezember 2024, 12:20 Uhr
Bei älteren Menschen mit Diabetes ist das Risiko für Stürze hoch. Ein Magdeburger Forschungsteam hat ein Videospiel entwickelt, dass das Sturzrisiko für Risikogruppen ziemlich korrekt voraussagt.
Ein Diabetes kommt selten allein. Begleiterscheinungen sind unter anderem Nervenschäden, Gleichgewichtsstörungen und Muskelkraftverlust. Besonders bei älteren Diabetes-Erkrankten ist das Risiko für Stürze erhöht. Nur wie hoch ist das Risiko? Bisher liegt die Wahrscheinlichkeit, das Risiko für Stürze bei Diabetes-Patienten einigermaßen korrekt vorherzusagen, bei 50 Prozent. Ein Team der Magdeburger Uniklinik hat nun eine Methode entwickelt, bei der die Risikovorhersage über 30 Prozent höher liegt.
Aus medizinischer Sicht ein großer Schritt nach vorne, oder wie Prof. Dr. med Peter Mertens, Direktor der Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie Magdeburg erläutert: "Traditionelle Tests wie beispielsweise der sogenannte 'Timed-up-and-go-Test' übersehen oft subtile Frühwarnzeichen, insbesondere bei Menschen mit Diabetes und Nervenschäden." Die Testmethode, die er mit seinem Team entwickelt hat, wartet dagegen mit zu mehr als 80 Prozent korrekten Vorhersagen auf.
Videospiel als Test-Methode
Das Magdeburger Vorhersagemodell besteht aus einer Reihe von Videospielen, die nach entsprechender Einweisung einmal im Sitzen, einmal im Stehen vor einem Monitor gespielt werden, der Spielsound wird über Kopfhörer vermittelt. Getestet werden in diesen 15 Minuten Geschicklichkeit, Reaktionszeit, Gefühl, Ausdauer, Gleichgewicht und Muskelkraft. Ein Beispiel: Testpersonen müssen im Spiel fallende Äpfel auffangen, das Fangkörbchen steuern sie dabei mit Druck auf die Füße. Oder sie steuern per Fußdruck die Flughöhe eines Ballons. Einlegesohlen mit speziellen Sensoren registrieren beim Spielen jede Druckveränderung. Im nächsten Schritt wertet eine KI diese Daten aus und gleicht sie mit den Daten von Stürzen aus den vorangegangenen 24 Monaten ab. Ergebnis: Bei 82,8 Prozent im Sitzmodus und 88,6 Prozent im Stehmodus entsprachen die Voraussagen den Sturz-Daten aus den 24 Monaten. Der Haken an der Sache: In der Gruppe der insgesamt 152 Testpersonen waren teilweise im betrachteten Zeitraum gar keine Stürze aufgetreten.
Was bringt eine Sturzprognose?
Aber was macht man eigentlich mit einer über 80 Prozent korrekten Sturzprognose? Wenn man weiß, dass jemand ein hohes Sturzrisiko hat, kann man gezielt gucken, wo es im Alltag zuhause potenzielle Stolperfallen gibt und diese beseitigen. Oder man achtet bei der Medikamentenversorgung darauf, die Dosis der Mittel so anzupassen, dass der Gleichgewichtsinn nicht oder weniger stark beeinträchtigt wird. Von einem Einsatz im Klinik-Alltag ist diese spielerische Sturz-Risiko-Erkennung allerdings noch weit entfernt. Das Magdeburger Forschungsteam will das Analyse-Tool weiter verfeinern und zertifizieren lassen. Ziel ist ein Einsatz der Videospiele in Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen oder Reha-Zentren.
Links/Studien
Hier lesen Sie die komplette Studie Video game-based application for fall risk assessment: a proof-of-concept cohort study aus Magdeburg im Original.
lfw
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | Thüringenjournal | 14. November 2024 | 19:30 Uhr
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