Wissen-News Mit Licht und KI: Neues Endoskop aus Jena bietet einzigartige Echtzeitunterstützung in der Krebschirurgie
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09. Januar 2025, 08:33 Uhr
In Jena wurde eine neue Technik entwickelt, die bei der Entfernung von Tumoren helfen soll. Eine Sonde liefert dabei in Echtzeit Aufschluss darüber, ob Gewebe gesund oder krank ist. Klinik, Forschung und ansässige Industrie arbeiteten dafür Hand in Hand.
Einen Tumor vollständig zu entfernen, ist eine schwierige Angelegenheit und gehört zu den größten Herausforderungen in der Krebschirurgie. Bisher kann nicht während der Operation untersucht werden, ob das Tumorgewebe komplett entfernt wurde, sondern erst durch nachträgliche Untersuchungen unter dem Mikroskop.
KI analysiert, Chirurg entscheidet
Eine neue Technologie aus Jena soll dieses Problem jetzt lösen und in Echtzeit Klarheit liefern. Am Leibniz-Institut für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) in Jena wurde mit Hilfe der Friedrich-Schiller-Universität, der Uniklinik (UKJ) und der Jenaer Firma Grintech ein neues Endoskop entwickelt. Das Gerät arbeitet mit Licht und künstlicher Intelligenz und erkennt Tumorgrenzen präzise, ganz ohne den Einsatz von Farbstoffen, heißt es in einer Mitteilung des Leibniz-IPHT.
"Unsere Technologie kombiniert unterschiedliche optische Bildgebungsmethoden im Rahmen eines multimodalen Ansatzes, um die chemischen und strukturellen Eigenschaften von Gewebe in Echtzeit zu analysieren", erklärt Jürgen Popp, Direktor des Instituts. Die Auswertung der Bilder erfolgt durch künstliche Intelligenz, die schneller als bisher die Informationen auswertet und dem Chirurgen zur Verfügung stellt. Dies erleichtere die Entscheidungsfindung während der Operation.
Tumorgrenzen mit unerreichter Präzision entfernen
Doch das Gerät kann laut den Medizinern noch mehr: Es verbindet Diagnostik mit Therapiemöglichkeiten. Ein eingebauter Laser trägt krankes Gewebe so genau ab, dass umliegende gesunde Substanz keinen Schaden nimmt. "Das Prinzip 'erkennen und behandeln' ist ein großer Fortschritt, weil es Operationen sicherer macht und die Heilungschancen verbessert", freut sich Orlando Guntinas-Lichius, Chirurg an der UKJ. "Für uns als Chirurgen bedeutet das, Tumore effektiver entfernen und gleichzeitig gesundes Gewebe besser schonen zu können. Damit könnte die Zahl von Folgeoperationen und die Belastung für die Patientinnen und Patienten erheblich reduziert werden."
In ersten Tests mit Gewebeproben von 15 Patienten wurde das neue Prinzip bereits untersucht. Die Technologie erzielte eine Erkennungsgenauigkeit von 96 Prozent und konnte – so die Forscher – "Tumorgewebe mit einer bisher unerreichten Präzision entfernen."
Link zur Studie
Die Untersuchung "Endomicroscopic AI-driven morphochemical imaging and fs-laser ablation for selective tumor identification and selective tissue removal" ist in "Science Advances" erschienen.
idw/jar
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Thüringenjournal | 08. Januar 2025 | 19:00 Uhr
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