Pollensaison 2025 Erkältung ade, Pollenflug olé
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05. März 2025, 10:32 Uhr
Die Erkältungssaison klingt langsam ab. Doch für Allergiker bleibt die laufende Nase Alltagbegleiter. Sie tauschen die Ursache nur aus. Denn mit den ersten zarten Frühlingssonnenstrahlen machen sich auch Bäume wie Hasel und Erle bereit. Die Pollensaison 2025 ist aktiv im Gange.
Es wird Frühling. Yeah! Wer Kita- und Schulkinder hat, wird sich freuen, denn langsam klingt die Zeit der mannigfaltigen Erkältungskrankheiten ab. Die Hinweiszettel neuer "Seuchen" an Kita- und Schultor werden langsam weniger. Das heißt, nicht nur die Kinder haben bald hoffentlich weniger Rotznasen und Hustenanfälle, sondern auch wir Erwachsenen. Schließlich nehmen die lieben Kleinen ja beinahe jeden Virus erfolgreich mit nach Hause und geben ihn an Mama und Papa weiter. Danke.
Aufatmen ist also angesagt. Aber bitte nicht zu tief atmen, zumindest nicht diejenigen, die wie ich, zum Club der Pollenallergiker gehören. Denn die Pollensaison 2025 ist jetzt im vollen Gange und in den nächsten Tagen werden uns Erle und Hasel sehr aktiv ärgern.
Heuschnupfen ist keine Bagatelle
Heuschnupfen oder korrekter gesagt allergischer Schnupfen ist ein weltweites Massenphänomen. Laut Europäischer Stiftung für Allergieforschung (ECARF) sind 15,6 Prozent der Erwachsenen in Deutschland und auch 8,8 Prozent der Kinder und Jugendlichen in den letzten 12 Monaten von Heuschnupfen betroffen gewesen.
Das ist nicht zu unterschätzen, denn die Allergiker leiden unter der eingeschränkten Lebensqualität. Schlaf, Konzentrationsfähigkeit und Arbeitsleistung sind beeinträchtigt. "Studien haben gezeigt, dass unbehandelte, pollenallergische Schulkinder während der Pollensaison nicht voll leistungsfähig sind und ein 40 Prozent erhöhtes Risiko haben, schlechtere Noten zu erhalten", sagt Prof. Dr. med. Torsten Zuberbier, Sprecher des Allergie-Centrum-Charité in Berlin und Leiter der Stiftung ECARF.
Die Hasel und Erle geben die Steilvorlage
Schon im Februar machten sich die ersten Baumpollen bemerkbar, erste Hasel- und Purpurerlepollen waren schon unterwegs. Doch nun mit Anstieg der Lufttemperaturen steigt auch die Pollenbelastung. Ein Blick auf die neue Pollenflugkarte in der WarnWetter App des Deutschen Wetterdienstes (DWD) macht deutlich, dass das ruhige Hochdruckwetter bis zum Wochenende anhält und es milder wird. Die Haselpollenbelastung bleibt dabei mäßig, mancherorts wird sie stark. Die Erle hingegen geht in die Vollen. Hier steigt die Pollenbelastung deutschlandweit auf ein hohes Niveau. Vor allem der Westen Deutschlands muss hier mit einer sehr starken Belastung rechnen. Im Osten Deutschlands sieht die Karte etwas weniger dramatisch aus, doch Thüringen und Sachsen-Anhalt haben trotzdem stark mit der Erle zu kämpfen.
Gespeist wird die App unter anderem durch die Informationen der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst. Das Pollenmessnetz überwacht die Pollen- und Pilzsporenkonzentration in der Außenluft und leitet diese Informationen an Ärzte und Dienste wie den DWD weiter.
Welche Pollen kommen als nächstes?
Die Birkenpollen sind aktuell noch nicht unterwegs. Sie fliegen in der Regel von Mitte/Ende März bis in den Mai hinein. Wie sehr sie in dieser Pollensaison für Allergiker wieder zum Ärgernis werden, lässt sich, ähnlich wie das Wetter, nur schwer abschätzen.
Weil die Birke allerdings im vergangenen Jahr sehr aktiv war und die Allergiker massiv belastet hat, wird davon ausgegangen, dass sie in dieser Saison wahrscheinlich unterdurchschnittlich aktiv ist. Das liegt daran, dass Birken normalerweise einen zweijährigen Rhythmus durchlaufen. In einem sogenannten Mastjahr stoßen sie ganz besonders große Mengen an Pollen aus. Im darauffolgenden Jahr ist es weniger. Das heißt aber nicht, dass Birkenallergiker gänzlich verschont bleiben. Auch in schwachen Pollenjahren gibt es Tage mit hoher Belastung. Denn Birken werden nicht über Insekten, sondern ausschließlich über den Wind bestäubt. Die Pflanze hält also trotzdem eine ganze Menge Pollen bereit, um ihr Überleben zu sichern.
Und auch Pappel, Ulme und Weide machen sich bereit. Detailliertere Informationen bietet hier die wöchentliche Pollenvorhersage des PID, die eine Übersicht über den Pollenflug von etwa 50 Pollenarten und auch vier Gattungen von Schimmelpilzsporen bereitstellt.
Das Pollenjahr wird länger
Was Allergiker auch nicht erfreuen wird, ist die Tatsache, dass das Pollenjahr beinahe endlos ist. Denn Pollen von krautigen Pflanzen und Gräsern fliegen bis in den späten Herbst hinein und die Bäume blühen immer früher im Jahr. Eine Ursache hierfür ist der Klimawandel. Herbst und Winter werden in Bezug auf die Durchschnittstemperaturen milder. Frühjahr und Sommer werden länger. Das heißt, die Blütezeit der Pflanzen startet früher und hält auch länger an. So kommt es zum beinahe ganzjährigen Pollenflug.
"Die temperatursensiblen Haseln und Erlen reagieren, wenn es schon ein bisschen wärmer ist mit der Blüte. Da reichen schon die zwei Grad Erwärmung, die wir haben, dass die Pollen schon drei, vier Wochen früher in der Luft sind", sagt Matthias Werchan vom PID im Interview mit MDR Sachsen.
Auch unschön: Durch den Temperaturanstieg siedeln sich Pflanzenarten an, die es bislang in Deutschland nicht gab und die auch zu allergischen Reaktionen führen können. Dazu gehört zum Beispiel die Beifußblättrige Ambrosie. Diese invasive Pflanze trägt das weltweit stärkste Pollen-Allergen in sich und wird umgangssprachlich sogar Asthma-Pflanze genannt. Ihre Blütezeit liegt im Spätsommer und frühem Herbst. In Mitteldeutschland ist das Kraut zum Glück noch nicht flächendeckend verbreitet. In Süddeutschland und anderen europäischen Ländern ist Ambrosia allerdings schon auf dem Vormarsch und sorgt für Probleme.
In der Stadt kann die Pollenbelastung stärker sein
In der Stadt gibt's weniger Natur, also auch weniger Pollen, oder? Leider nicht unbedingt. Auch Städter leiden sehr unter dem Pollenflug. Matthias Werchan erklärt: "Durch die Luftverschmutzung in Städten, durch Feinstäube, Ozon, Stickoxide sind die Pflanzen gestresst und produzieren mehr Allergen in ihren Pollen. Durch die Luftverschmutzung werden in den Lungen Entzündungsprozesse hervorgerufen, die zusammen mit den Pollen besonders ungünstig wirken."
Die Berliner haben hier einen entscheidenden Vorteil. Zwar gibt es in der Hauptstadt nicht weniger Luftverschmutzung oder weniger Pollen, doch die Charité liefert mit der App "Pollenius" beinahe Echtzeitdaten zum Pollenflug. In einer Pollenfalle werden die Pollen eingefangen und mit Hilfe KI-gestützter Bildanalyse ausgewertet. Drei Stunden später sind die Daten in der App und die Nutzer können einen tageszeitlichen Verlauf ablesen. Zusätzlich gibt's noch Verhaltenstipps und Wissenswertes über Pollenallergien. Außerdem haben die User die Möglichkeit ein Allergietagebuch zu führen, in das sie Symptome eingenommene Medikamente und die im Freien verbrachte Zeit notieren können.
Die Forschenden hoffen die Daten der App nutzen und mit Hilfe von maschinellem Lernen allergische Reaktionsmuster erkennen zu können. Das geht natürlich nur mit Hilfe der Berliner Bevölkerung. Eine Datenspendeoption ermöglicht es den Nutzern ihre Daten anonym an das Charité-Team weiterzugeben.
jes
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 03. März 2025 | 16:50 Uhr
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