WISSEN-NEWS Darmbakterien, die Fettleibigkeit beeinflussen, unterscheiden sich bei Männern und Frauen
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05. April 2024, 16:02 Uhr
Darmbakterien spielen gemäß einer neuen Studie eine Schlüsselrolle bei der Fettleibigkeit von Menschen. Frauen und Männer haben demnach nicht die gleichen "schlechten" Bakterien im Mikrobiom ihres Darms. Zukünftige Therapieansätze müssten sich demnach höchstwahrscheinlich geschlechtsspezifisch unterscheiden.
Neue Forschungsergebnisse, die auf dem diesjährigen "European Congress on Obesity" (ECO) in Venedig (12.-15. Mai), vorgestellt werden, zeigen, dass Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmbakterien eine Schlüsselrolle bei der Entstehung und Entwicklung von Fettleibigkeit spielen können, wobei es Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt.
Die Darmmikrobiota besteht aus einer komplexen Gemeinschaft von Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze und Protozoen), die den Verdauungstrakt bewohnen. Eine Störung dieser Gemeinschaft (Dysbiose, Ungleichgewicht der Darmflora) wirkt sich erheblich auf den Stoffwechsel aus und beeinflusst das Risiko für bestimmte Krankheiten, einschließlich Adipositas.
Für die neue Studie wurden 361 Erwachsene (251 Frauen, 110 Männer) in drei Gruppen eingeteilt: 65 Normalgewichtige, 110 Übergewichtige und 186 mit Adipositas. Dann wurde ein genetisches Mikrobiota-Profil erstellt, um die verschiedenen Arten, die Zusammensetzung, die Vielfalt und die relative Häufigkeit der in den Stuhlproben der Teilnehmer vorhandenen Bakterien zu ermitteln.
Mikrobiom im Darm: Eine gute Bakterienart und mehrere schlechte im Zusammenhang mit Fettleibigkeit
Die Gemeinsamkeit bei adipösen Frauen und Männern war, dass sie einen signifikant niedrigeren Gehalt an Christensenella minuta aufwiesen. Das ist ein Bakterium, das immer wieder mit Schlankheit und Gesundheit in Verbindung gebracht wird. Unterschiedlich war aber das Vorkommen von mutmaßlich "schlechten" Bakterien. So sind bei adipösen Männern Parabacteroides helcogenes und Campylobacter canadensis besonders stark vertreten. Bei adipösen Frauen dagegen Prevotella micans, Prevotella brevis und Prevotella sacharolitica.
"Die Zusammensetzung des Darmmikrobioms, insbesondere ein höherer Gehalt an dem Bakterium Christensenella minuta, scheint vor Fettleibigkeit zu schützen", sagt die Hauptautorin der Studie, Paula Aranaz vom Zentrum für Ernährungsforschung an der Universität Navarra in Spanien. "Die Spezies, die das Risiko der Entwicklung von Fettleibigkeit beeinflussen, scheinen sich aber zwischen den Geschlechtern zu unterscheiden, und Maßnahmen zur Verhinderung eines fettleibigkeitsfördernden Mikrobioms müssen möglicherweise bei Männern und Frauen unterschiedlich sein."
Trotz der wichtigen Ergebnisse weisen die Autoren auf Einschränkungen der Studie hin, darunter die recht geringe Stichprobengröße und die Tatsache, dass die Studie in einem einzigen Gebiet in Spanien durchgeführt wurde. Da Klima, Geografie, Ernährung und Kultur aber das Darmmikrobiom beeinflussen, sind die Ergebnisse möglicherweise nicht auf andere Bevölkerungsgruppen übertragbar.
rr
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 13. Februar 2024 | 17:31 Uhr
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