Zeichnung: ein Zahn an einer Halskette
Künstlerische Interpretation des Anhängers aus der Steinzeit. Bildrechte: MPI-EVA

Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie Leipziger Forschende finden uraltes Erbgut einer Frau auf Steinzeit-Schmuck

03. Mai 2023, 18:19 Uhr

Forschende aus Leipzig sprechen von einer "neuen Ära der Erforschung alter DNA". Mit einem 20.000 Jahre alten Hirschzahn aus der Steinzeit haben sie jetzt die DNA einer Frau aus Sibirien bestimmt, die diesen Zahn als Schmuck trug.

Forscher haben uraltes Erbgut einer Frau analysiert, das an einem Hirschzahn-Anhänger aus der Steinzeit haftete. Das teilte das federführende Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig mit. Demnach gelang es, menschliche DNA von der Oberfläche des Anhängers zu isolieren, der vor 19.000 bis 25.000 Jahren hergestellt wurde. Es handle es sich um einen durchbohrten Hirschzahn aus der Denisova-Höhle in Südsibirien, berichtet die Forschungsgruppe im Fachjournal "Nature".

Durchbohrter Zahn mit Zentimetermaßstab, Aufschrift: SPIO 233
Der durchbohrte Hirschzahn nach der DNA-Extraktion. Bildrechte: MPI-EVA

Den Angaben nach konnten die Wissenschaftler zum einen das genetische Profil des Hirschs rekonstruieren, von dem der Zahn stammt, und zum anderen das einer Frau, die den Anhänger herstellte, trug oder benutzte. Aufgrund der DNA-Analyse schlossen sie nicht nur auf eine Frau, sondern fanden auch heraus, dass diese genetisch eng verwandt war mit Menschen, die zeitgleich in weiter östlich gelegenen Gebieten Sibiriens lebten. Trotz der DNA-Analyse sei der Anhänger noch völlig intakt, teilte das Institut mit.

Evolutionsforscher entschlüsseln DNA auf Steinzeit-Zahn

Person im Schutzanzug im Labor
Der Wissenschaftler Matthias Meyer bei der Arbeit im Reinraumlabor des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie. Bildrechte: MPI-EVA
Person im Schutzanzug im Labor
Der Wissenschaftler Matthias Meyer bei der Arbeit im Reinraumlabor des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie. Bildrechte: MPI-EVA
Ausgrabungsteam in einer Höhle
Die Forschenden fanden den Zahn bei Ausgrabungen in der Südkammer der Denisova-Höhle im Altaigebirge in Sibirien im Jahr 2019. Bildrechte: MPI-EVA
Eine Hand im weißen Handschuh hält einen durchbohrten Zahn
Der Hirschzahn aus der Denisova-Höhle ist kleiner als ein menschlicher Daumen und trägt so viele Informationen in sich. Bildrechte: MPI-EVA
Laborgerät an einem Fenster
Der Roboter für Extraktion, Bibliotheksvorbereitung und Erfassung der DNA half bei der Entschlüsselung. Bildrechte: MPI-EVA
Blick auf eine Höhle am Hang
Unscheinbar zeigt sich der Eingang der Denisova-Höhle in Sibirien. Dabei war sie den Menschen schon vor 20.000 Jahren ein Zuhause. Bildrechte: MPI-EVA
Blick in beleuchtete Ausgrabungshöhle
Die beleuchtete Ausgrabungshöhle wirkt unspektakulär. Für die Wissenschaftler offenbarte sie sich als Schatzkammer. Bildrechte: MPI-EVA
Zeichnung: ein Zahn an einer Halskette
So könnte die Frau damals in der Steinzeit ihre Kette mit dem Hirschzahnanhänger getragen haben. Bildrechte: MPI-EVA
Durchbohrter Zahn in Großaufnahme mit Zentimetermaßstab
Der relativ kleine Hirschzahn wurde mit einem kleinen Loch durchbohrt und dienst als Schmuck-Anhänger. Bildrechte: MPI-EVA
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Das Team hatte demnach die Wirkung verschiedener Chemikalien auf die Oberflächenstruktur archäologischer Knochen- und Zahnfragmente getestet und so eine zerstörungsfreie Methode zur DNA-Extraktion bei bis zu 90 Grad entwickelt. Höchste Priorität sei es gewesen, die Objekte in Gänze zu erhalten, einschließlich der Mikrostrukturen auf ihrer Oberfläche, sagte die Archäologin Marie Soressi von der Universität Leiden. Sie leitete das Projekt zusammen mit dem Genetiker Matthias Meyer vom Max-Planck-Institut. Dem Institut zufolge läutet die Studie "eine neue Ära in der Erforschung alter DNA" ein, in der es möglich werden könnte, die Benutzer von Schmuck und Werkzeug aus ferner Vergangenheit direkt zu identifizieren.

dpa/tomi