Covid-19 Corona: Höchste Inzidenz bei Kindern und Jugendlichen

03. September 2021, 13:41 Uhr

Die Theorie, dass sich derzeit vor allem junge Menschen mit dem Coronavirus infizieren, weil sie im Vergleich mit den alten viel seltener geimpft sind, verfestigt sich in den Infektionszahlen.

Ein Blick auf die gemeldeten Wochendaten von Anfgang September (als dieser Artikel veröffentlicht wurde) machte deutlich: Das Coronavirus zirkulierte mit Abstand am häufigsten in jüngeren Altersgruppen. Im obigen Diagramm, das wöchentlich aktualisiert wird, können Sie sehen, ob das immer noch so ist.

Die Gründe für diese Ungleichverteilung können vielfältig sein. Junge Menschen trafen sich wahrscheinlich öfter, zumal in mehreren Bundesländern die Schule wieder begonnen hatte. Junge Menschen nahmen vielleicht auch (Achtung, Mutmaßung!) die Abstands-, Hygiene- und Maskenregeln nicht so ernst wie ältere. Vor allem aber, und das lässt sich mit Zahlen belegen, waren junge Menschen Anfang September seltener geimpft als ältere.

Kinder unter zwölf Jahren wurden nicht geimpft. Aber auch bei den etwas älteren Kindern und Jugendlichen war die Impfquote äußerst gering. Nur reichlich 22 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen waren vollständig geimpft, ein Drittel hatte damals immerhin die erste Dosis erhalten.

Bei den Erwachsenen unter 60 Jahren war die Quote deutlich höher, fast zwei Drittel waren dort zweimal geimpft. Bei den noch Älteren (60 Jahre und älter) lag die Quote sogar bei knapp 83 Prozent. Wenn man so will, war die Altersverteilung bei den Impfungen also ziemlich genau entgegengesetzt zu der bei den Inzidenzen.

Konnte man daraus ableiten, dass sich nur noch Ungeimpfte infizieren? In Schleswig-Holstein wurde das damals landesweit verifiziert. Und da war die Inzidenz bei den Ungeimpften fast zwölfmal so hoch wie bei den Geimpften (104,2 vs. 8,8).

Zweite, dritte, vierte Welle

Mit der zweiten Welle im vergangenen Herbst und Winter lässt sich die aktuelle Situation nicht vergleichen. Die allerersten Impfungen gab es damals erst auf dem Höhepunkt der Welle. Ergebnis war, dass die Inzidenz bei den ältesten Menschen mit Abstand am höchsten war. (Diagramm-Lesehilfe: Je dunkler die Kurve, desto älter die Menschen.)

In der dritten Welle (Frühjahr 2021) änderte sich das Bild. Die meisten älteren Menschen waren inzwischen geimpft. Die höchsten Inzidenzen herrschten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Und in eine ähnliche Richtung, vielleicht sogar noch stärker, ging die vierte Welle. Kinder standen mit an der "Spitze" der Inzidenz-Zahlen. Dieses folgende Diagramm wird wöchentlich donnerstags oder freitags aktualisiert, man wird also weiter beobachten können, ob sich der damals angedeutete Trend fortsetzt.

Auswirkungen auch bei schweren Verläufen?

Seit Juli müssen alle Krankenhäuser (nicht nur die Intensivstationen) melden, wie viele Covid-19-Patienten sie aufnehmen. Daraus entsteht eine neue Kennzahl, die neben der Infektionsinzidenz Entscheidungsgrundlage für die Politik sein soll. Die Zahl gibt (analog zum Infektionsgeschehen) an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner mit Covid-19 ins Krankenhaus kamen. Etwas verwirrend dabei ist, dass auch diese Zahl eine 7-Tage-Inzidenz ist. Sie heißt Hospitalisierungsinzidenz. Allerdings gibt es starke Zweifel an ihrer Aussagekraft.

Auch das folgende Diagramm mit dem Verlauf dieser Hospitalisierungsinzidenz wird wöchentlich aktualisiert.

Altersdurchschnitt der Patienten

Bei Erstveröffentlichung dieses Artikels (Anfang September 2021) waren die Patienten (auch Intensivpatienten) im Durchschnitt massiv jünger als in der Zeit, bevor es Impfungen gab. Mit Einsetzen der vierten Welle sind die Altersdurchschnitte wieder deutlich gestiegen. Den Verlauf zeigt das folgende Diagramm, das ebenfalls wöchentlich aktualisiert wird.

Nachtrag:
Dieser Artikel stammte ursprünglich von Anfang September. Weil die enthaltenen Diagramme größtenteils regelmäßig aktualisiert werden und sich dort abzulesende Trends ändern können (bzw. sich schon geändert haben wie im letzten Diagramm), haben wir den Text am 26.11.2021 angepasst.

(rr)