Covid-19 Kann man von Urin im Badesee Corona bekommen?
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21. August 2020, 15:23 Uhr
Die Augusthitze hat viele Menschen an die Badeseen getrieben. Haben sie sich dort der Gefahr ausgesetzt, sich mit Covid-19 anzustecken? Wo liegen die Corona-Risiken beim Baden?
Kinder plantschen dicht an dicht im Wasser, die Erwachsenen sonnen sich trotz 30 Grad-Hitze in der prallen Sonne. Szenen vom Kulkwitzer See in Leipzig, die einen beinahe vergessen lassen, dass wir gerade in einer Pandemie leben. Wäre da nicht dieses handgeschriebene Warnschild. Auf dem steht: "Bitte helft mit die Corona-Pandemie einzudämmen! Uriniert nicht ins Wasser! Schütze dich und die Anderen! Benutzt die Toiletten! Danke!"
Wie gefährlich ist Urin als Coronaübeträger?
Seebesucherin Luise ist davon irritiert: "Macht das überhaupt einen großen Unterschied, bei so einer großen Wassermenge und so einer kleinen Menge Urin pro Person?" War der Warnhinweis also berechtigt? "Der Hinweis, nicht ins Wasser zu urinieren und Toiletten zu nutzen, ist natürlich erst mal grundsätzlich sinnvoll und auf jeden Fall empfehlenswert", sagt der Dresdner Virologe Alexander Dalpke.
Aber: Für Corona selbst hilft das tatsächlich nichts. Es ist zwar bekannt, dass Coronaviren auch über den Stuhl ausgeschieden werden können und auch im Urin zu finden sind. Die Infektiosität des Virus in diesen Körperausscheidungen ist aber - sofern überhaupt vorhanden - nur extrem gering. Die Wahrscheinlichkeit, sich hier sozusagen über Ausscheidungen anzustecken, ist wohl extrem klein.
Viren verschlucken reicht wohl nicht
Denn das Coronavirus verbreitet sich – Kenntnisstand jetzt – vor allem über Tröpfchen. Das heißt: Krankheitserreger aus dem Rachenraum gelangen beim Niesen, Husten oder Sprechen durch winzige Speicheltröpfchen an die Luft. Aber können die nicht eigentlich auch im Wasser landen? "Ich kenne keine Studien, die untersucht haben, wie lange dort ein Erreger infektiös bleibt, wenn er in das Wasser genießt oder gehustet wird", räumt Alexander Dalpke ein.
Aber erstens werden die Viren dann sofort sehr stark verdünnt. Und der normale Infektionsweg ist ja, dass Sie die Tröpfchen inhalieren müssen. Selbst wenn Sie also Wasser mit Viren darin verschlucken würden, halte ich es für extrem unwahrscheinlich, sich über diesen Weg anzustecken.
Ansteckungszone Strand
Halten wir fest: Eine Infektion durch Badewasser – egal ob urinhaltig oder nicht – ist extrem unwahrscheinlich. Kein Grund zur Sorge also, könnte man meinen. Also ab an den See" Doch halt, Stopp: Wir können uns vielleicht nicht im Wasser anstecken, an Land aber schon.
Der Abstand sollte gewahrt werden. Wenn jemand symptomatisch ist, sollte der auf keinen Fall einen See besuchen und damit andere gefährden. Aber die Infektionsgefahr sehe ich im Wesentlichen über die Tröpfcheninfektion, wenn viele Menschen an einem See zum Beispiel auf einem kleinen Strand eng beieinander sind.
Hinweise nur bei echten Risiken
Und genau das ist an vielen Stränden der Fall. Am Kulkwitzer See halten sich bei Weitem nicht alle an den Abstand. Weder in der Warteschlange am Imbissstand, noch am Strand. Insofern ist es gut, wenn am Badestrand auf das Coronavirus hingewiesen wird, das Warnschild vom Kulkwitzer See ist aber trotzdem Quatsch. Auch Virologe Alexander Dalpke findet es nicht korrekt, dass so etwas aufgehängt wird.
Man muss Gefahren realistisch einschätzen und die Menschen auf das echte Risiko einer Infektionsgefahr hinweisen, etwa wenn man zu eng am Strand nebeneinander sitzt. Aber man sollte Leute jetzt nicht nervös machen und auf rein theoretische Gefahren hinweisen, die aber praktisch keine Rolle spielen. Das halte ich für Aktionismus und für Alarmismus.
Fragt sich natürlich: Wer hat das Warnschhild aufgehängt? Und vor allem: aus welchem Grund? Der Geschäftsführer der LeipzigerSeen GmbH, der auch den Kulkwitzer See mitverantwortet, konnte darüber keine Auskunft geben.
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