Studie der TU Dresden Nehmen Menschen mit Autismus ihre Gesprächspartner anders wahr?
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19. November 2024, 11:57 Uhr
Bei Autismus werden Sehinformationen in einem pfefferkornkleinen Bereich des Gehirns, der für die Wahrnehmung von Gesichtsbewegungen zuständig ist, nur reduziert verarbeitet. Das hat Folgen für die soziale Interaktion autistischer Menschen, wie Forscher der TU Dresden herausgefunden haben.
Neurowissenschaftler der TU Dresden haben erstmals direkte Hinweise darauf gefunden, dass Autismus mit einer veränderten Verarbeitung von Sehinformation in einer kleinen, aber entscheidenden Struktur im Gehirn einhergeht: dem sogenannten magnozellulären lateralen Kniehöcker, kurz mLGN (engl. magnocellular lateral geniculate nucleus) genannt. Die pfefferkornkleine Hirnstruktur trägt Sehinformation vom Auge zur Großhirnrinde.
Reduzierte Aktivität des mLGN
Die TU-Neurowissenschaftlerin Katharina von Kriegstein und ihr Team analysierten mithilfe hochauflösender funktioneller Magnetresonanztomographie (7T-fMRI) die neuronale Aktivität im mLGN sowie im gesamten lateralen Kniehöcker bei autistischen und nichtautistischen Erwachsenen. Die Ergebnisse zeigten, dass autistische Teilnehmer eine reduzierte Aktivität speziell im mLGN aufwiesen. Die winzige Gehirnstruktur ist für die soziale Interaktion und Kommunikation von großer Bedeutung, denn sie ist wichtig für die Wahrnehmung von Bewegungen, so auch von Gesichtsbewegungen beim Lachen oder Sprechen.
Wahrnehmung von Gesichtsbewegungen eingeschränkt
Die Dresdner Neurowissenschaftler gehen davon aus, dass Veränderungen im mLGN ein Grund für die Besonderheiten der sozialen Interaktion oder Kommunikation bei Autismus sein könnte. Studien-Erstautorin Stefanie Schelinski erklärte dazu: "Bei der zwischenmenschlichen Kommunikation können uns die Gesichtsbewegungen des Gesprächspartners etwas darüber verraten, was die Person sagt oder in welchem Gefühlszustand sie sich befindet." Die genaue Wahrnehmung dieser Information sei ein "wichtiger Bestandteil sozialer Interaktion". Mit ihren Erkenntnissen zur Rolle des mLGN hoffen die TU-Forscher die Grundlage für eine neue Diagnostik zu legen und das Verständnis für die Wahrnehmungsunterschiede bei Autismus zu verbessern.
(dn)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 11. August 2024 | 08:00 Uhr
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