Wissen-News Weltweiter Antibiotikaverbrauch seit 2016 um ein Fünftel angestiegen
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20. November 2024, 10:03 Uhr
Ein internationales Forschungsteam hat untersucht, wie viel Antibiotika in 67 Ländern im Zeitraum zwischen 2016 und 2023 verkauft wurde. Der Umsatz der Medikamente stieg rasant – und er gefährdet die Gesundheit aller.
Die Wissenschaftler machen den steigenden Absatz für die zunehmende antimikrobielle Resistenz (AMR) von Keimen verantwortlich. Diese führen zu Infektionen, die nicht mehr mit antimikrobiellen Medikamenten wie Antibiotika behandelt werden können. Schätzungen zufolge versterben jährlich fünf Millionen Menschen auf Grund von AMR. Sogenannte "Watch"-Antibiotika wurden im Untersuchungszeitraum in Ländern mit mittlerem Einkommen verhältnismäßig oft verschrieben. Diese Gruppe enthält Antibiotika, die von entscheidender Bedeutung für den menschlichen Gebrauch sind und ein höheres Resistenzpotential besitzen.
Weitere Zunahme um 50 Prozent bis 2030 möglich
Allgemein ist der Absatz von Antibiotika in diesen Ländern gestiegen – und das, obwohl es während der Coronapandemie einen weltweiten Rückgang des Verkaufs gab. Der Verbrauch von definierten Tagesdosen pro 1.000 Einwohner pro Tag ist um 10,2 Prozent seit 2016 angestiegen. In Ländern mit hohem Einkommen blieb die Abgabe der Medikamente nach dem Ausbruch der Pandemie auf einem niedrigeren Niveau, während er in einkommensschwächeren Regionen schnell auf das vorherige Plateau zurückfand und darüber hinaus anstieg. Die Wissenschaftler haben kalkuliert, dass bis zum Jahr 2030 der globale Verbrauch noch einmal um über 50 Prozent ansteigen wird, sollte sich die Entwicklung nicht ändern.
Die Erstautorin der Studie Eili Klein fasst die Ergebnisse zusammen: "Die COVID-19-Pandemie hat den Antibiotikaverbrauch vorübergehend unterbrochen, aber der weltweite Umsatz hat sich schnell erholt und steigt weiterhin in alarmierendem Tempo. Um diese eskalierende Krise zu bewältigen, müssen wir vorrangig den unangemessenen Antibiotikaverbrauch in Ländern mit hohem Einkommen reduzieren und gleichzeitig erhebliche Investitionen in die Infrastruktur in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen tätigen, um die Übertragung von Krankheiten wirksam einzudämmen."
Europäische Gesundheitsbehörde: "Bedrohung für Patienten in der gesamten EU"
Mit ihrer Forderung ist Klein nicht allein. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hat die Mitgliedstaaten zu verstärkten Anstrengungen gegen den übermäßigen Gebrauch von Antibiotika und die Zunahme von Resistenzen gegen diese Arzneimittel aufgerufen. Die im schwedischen Solna ansässige ECDC erklärte am Montag (18. November 2024), eine "vereinte, rasche Reaktion" auf das Problem sei nötig. Die ECDC begründete ihre Warnung unter anderem mit der weiteren Zunahme des Antibiotika-Gebrauchs in der EU um ein Prozent im Zeitraum zwischen 2019 und 2023. Damit entferne sich die Staatengemeinschaft weiter vom vereinbarten Ziel, den Konsum von Antibiotika um 20 Prozent zu senken. Die Zunahme antimikrobieller Resistenzen stelle eine "wachsende Bedrohung für Patienten in Krankenhäusern in der gesamten EU dar" – insbesondere, da "nur sehr wenige alternative Therapiemöglichkeiten" zur Verfügung stünden.
Link zur Studie
Die Studie "Global trends in antibiotic consumption during 2016–2023 and future projections through 2030" ist im Journal "Environmental Sciences" erschienen.
pm/afp/jar
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Brisant | 18. November 2024 | 17:15 Uhr
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