Blank Wie bitte? Achselhaare!? Wozu Haare gut sind
Hauptinhalt
27. Juli 2020, 10:16 Uhr
Haare unter den Achseln, an den Beinen oder den Geschlechtsorganen gelten in unserem Schönheitsideal heute als absolutes Tabu. Wer sich nicht danach richtet, wird oft schief angesehen. Doch ständiges Rasieren kann gesundheitliche Nachteile haben, denn Haare haben eine Funktion.
Es muss längst nicht mehr nur der Rasierer sein. Laser- und Epiliergeräte, Haarwachsstreifen, Lichtimpulse – Haarentfernung ist heute zur halben Wissenschaft geworden. Unzählige Videos und Artikel erörtern im Netz die Vor- und Nachteile der Methoden und werfen zugleich große Versprechen in den Raum. "Aus den Haarfollikeln wachsen nie wieder Haare", "Garantierter Erfolg", "Die sanfte Methode" verheißen sanfte oder aufgeweckte Stimmen in Youtube Erklär-Videos. Doch so vermeintlich ästhetisch die Haarentfernung ist, sie hat einen Haken. Sie nimmt den Haaren ihre Funktion und lockt Milliarden von Bakterien.
Leere Haarwurzeln: Einfallstor für Milliarden an Bakterien
Ist das Haar aus seiner Wurzel entfernt, "klaffe da nur noch ein Loch, das nichts kann außer Probleme bereiten", erklärt Haptik-Forscher Martin Grundwald vom Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung in Uni Leipzig . "Es kann Einfallstor für Milliarden Bakterien sein, die normalerweise auf unserer Haut leben.“ Diese könnten in die leeren Haarwurzeln gelangen und dort zu Entzündungen führen.
Werden Haare herausgerissen, können sich dort Bakterien ansiedeln.
Gynäkologen vermuten jüngst gar einen Zusammenhang zwischen entzündeten Haarwurzeln im Schambereich und Schamlippenkrebs. Klar ist, alles an unserem Körper hat eine Funktion und Körperbehaarung ist nicht umsonst gewachsen.
Haare erfüllen einen Zweck
"Haare erfüllen einen Zweck", erklärt Forscher Grundwald. "Jedes Haar ist ein hochsensibler Sensor, ein Rezeptor der allerfeinste Berührungsreize und Verformungs-Reize registrieren kann". Laut Grunwald hat der Mensch im Schnitt fünf Millionen Haare und jedes Haar wächst aus einem eigenen Haarfollikel.
Ein Haarfollikel, das sind winzige Einstülpungen in der Haut, in denen letztendlich das menschliche Haar gebaut und auch verankert wird, damit es nicht rausfällt.
Haare können Gefühl von Berührungen verstärken
An jedem Haarfollikel ist dem Forscher zufolge zudem ein kleiner Muskel angedockt. Kontrahiert er, stellt sich das Haar senkrecht auf. Das passiert beispielsweise, wenn es kalt ist und wir eine Gänsehaut bekommen. "Zusätzlich ist der Haarfollikel von einem sehr feinen dichten Netzwerk von Rezeptoren umgeben, so dass jegliche Bewegungen, jegliche Stauchungen und Veränderungen am Haar, sensorisch registriert werden können", erklärt der Forscher Grundwald.
Das Haar ist eine hochsensible Antenne oder Sensor, der allerfeinste Berührungsreize und Verformungsreize registrieren kann. Wenn man die Haare abrasiert, dann geht diese sehr feine Empfindungsfähigkeit durchaus verloren.
Ohne Haare spüren wir also nicht mehr, ob gerade eine kleine Ameise über unseren Unterarm läuft, ob Regen auf die Haut fällt oder wir von einem sommerlichen Lufthauch umweht werden. Selbst Berührungen nehmen wir ohne Haare viel weniger intensiv wahr. Das wohlige Empfinden kann durch das Haar nicht mehr verteilt und verstärkt werden. Mit dem Kribbeln am ganzen Körper könnte es also schwieriger werden. Doch natürlich könnten die Menschen trotzdem Berührungen empfinden, erklärt Grundwald. Es gebe noch viele andere hochsensible Rezeptoren in der Haut.
Forscher: Wenn Haarentfernung dann Nassrasur
Also wie jetzt, Haare dranlassen oder entfernen? Das müsse jeder individuell für sich selbst entscheiden, je nach ästhetischem Geschmack und kulturellen Hintergrund oder auch Vorlieben, empfiehlt Grundmann.
Der Umgang mit den Haaren ist letztlich eine ästhetische und kulturelle Frage, die jeder für sich selbst entscheiden muss.
Wegen des Infektionsrisikos empfiehlt der Forscher jedoch entweder die Haare natürlich zu belassen oder auf eine Nassrasur zurückzugreifen. Da würde die Haut am wenigsten gereizt und die Haare nicht aus ihren Wurzeln gerissen, so dass dort Bakterien einfallen können. Haarentfernungen können also zu Entzündungen führen. Warum also nicht, wie früher, munter sprießen lassen? Wer sich trotzdem etwas Gutes tun will, und dem die schrägen Blicke anderer egal sind, der sollte der Natur freien Lauf lassen. Doch das wird nicht immer gern gesehen. Im Gegenteil, viele Menschen reagieren mit Entsetzen. Für sie sind Haare ein Tabu.
Bloggerin testet im Video Reaktionen auf behaarte Beine
Wie Menschen auf unrasierte Beinen und Achselhöhlen reagieren, hat die Bloggerin Kristina Lang in einem Video am Strand dokumentiert. Sie hatte aufgehört, sich zu rasieren. In dem Clip zeigt sie die Reaktionen auf ihre behaarten Beine, den behaarten Schambereich und die Achselhöhlen. Viele Strandgänger zeigten sich total entsetzt. Sie erntete jedoch auch Zustimmung.
Feministen färben Schamhaare
Auch die Feministen-Gruppe "Pitangels" lassen sich die Achselhaare wachsen, färben sie auch teilweise. Das Ergebnis zeigen sie auf ihrem Instagram- Kanal. In dieser Reihe von Fotos würde auch Nena mit ihrer berühmten Achselhaar-Konzertaufnahme aus dem Jahr 1984 überhaupt nicht mehr auffallen. Wer jetzt Lust bekommen hat, herausfinden, ob nackte Menschen auch mit Haaren ästhetisch aussehen, kann sich ja einmal durch die Aktbilder von Günter Rössler wühlen.
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/9ff5eb8d-108b-4a27-845b-ea52fb0fdfa4 was not found on this server.