Onkologie Bluttest erkennt über 50 verschiedene Krebs-Arten
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06. Januar 2023, 15:38 Uhr
Ein neuer Bluttest erkennt Tumor-DNA und ihren Ursprungsort im Körper. Der Test zeigt somit nicht nur, ob ein Patient Krebs hat, sondern auch welche Art von Krebs. Gerade Krebsarten, die bisher schwer zu diagnostizieren waren, könnten so schneller gefunden und frühzeitig behandelt werden.
Krebs anhand von Bluttests diagnostizieren: Die Idee ist nicht neu. Bisher war jedoch nur eine kleine Zahl an Krebsarten nachweisbar. Oder aber der Test schlug erst in einem späteren Stadium der Erkrankung an.
Auf einem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Onkologie haben Forschende heute (11.09.2022) einen neuen Bluttest vorgestellt, der es ermöglichen soll, über 50 Krebsarten frühzeitig zu diagnostizieren. Er ist in der Lage, Tumor-DNA von gesunder DNA zu unterscheiden und ihren Ursprung im Körper zu lokalisieren. Der Test kann also zum Beispiel erkennen, ob ein Patient Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Lungenkrebs hat.
Vielversprechende Trefferquote
Die Forschenden haben mehr als 6000 Personen über 50 Jahren auf Krebs getestet. Bei den Testpersonen war zuvor keine Krebserkrankung bekannt gewesen. Rund ein Prozent der Bluttests fiel positiv aus, zeigten also an, dass Tumor-DNA im Blut der Testpersonen vorhanden ist. Spätere Tests bestätigten, dass ein Drittel dieser positiv getesteten Personen auch tatsächlich an Krebs erkrankt war. Bei den Testpersonen wurden Tumore aus insgesamt 15 Organen und anderen Geweben im Körper gefunden.
Studien-Autorin Deborah Schrag: "Diese Studie deutet darauf hin, dass es Hoffnung gibt, Krebsarten zu erkennen, die derzeit nicht erkannt werden können." Sie spricht von einer guten Trefferquote. Die Ergebnisse seien ein wichtiger erster Schritt für die Früherkennung von Krebs. Gerade bei Varianten, die in vielen Fällen erst spät entdeckt werden, sei das eine große Chance. Dazu gehören Bauchspeicheldrüsen-, Dünndarm- und Magenkrebs.
Diese Studie deutet darauf hin, dass es Hoffnung gibt, Krebsarten zu erkennen, die derzeit nicht erkannt werden können.
Krebs erkennen: Je früher, desto besser
Je früher Krebs entdeckt wird, desto größer sind die Chancen auf Heilung. Denn desto früher kann man mit der Behandlung anfangen und zum Beispiel verhindern, dass sich Metastasen bilden. "Die Krebserkrankungen des oberen Bauchraumes, Gallengangskarzinom, Pankreas oder Bauchspeicheldrüsenkrebs, sind häufig schon fortgeschritten, wenn man sie feststellt und sehr häufig extrem schlecht zu behandeln", sagt Michael Hallek von der Uniklinik Köln in der MDR WISSEN-Serie Drei Minuten Zukunft.
Wie früh Krebs entdeckt wird, hängt stark davon ab, wo er sich befindet und wie leicht man ihn entdeckt. Zu den gängigsten Diagnosemethoden gehören Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen. Lungen- und Brustkrebs werden so zum Beispiel diagnostiziert. Ob es sich dann aber tatsächlich um Krebs handelt, kann nur durch eine Gewebe- oder Zellprobe festgestellt werden. Unter dem Mikroskop erkennen Fachleute, ob es sich um Tumorzellen handelt und ob sie gut- oder bösartig sind.
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist bisher schwer auffindbar
Es gibt aber auch Krebsarten, die durch nicht-invasive Methoden nur schwer zu entdecken sind. Bauchspeicheldrüsenkrebs etwa. Kleine Tumore entdeckt man da häufig nur durch eine Endoskopie. Hinzu kommt, dass beim Bauchspeicheldrüsenkrebs oft erst Beschwerden auftreten, wenn bereits andere Organe betroffen sind.
Der neue Galleri-Bluttest bietet die Chance, schwer nachzuweisende Krebsarten in Zukunft unaufwendig und bereits in einem frühen Stadium zu entdecken. Die Forschenden wollen den Bluttest nun an einer größeren Zahl von Testpersonen erproben und vergleichende Studien für alle Krebsarten in Angriff nehmen.
Die Studie ist Teil der PATHFINDER-Studie, die an mehreren medizinischen Einrichtungen in den USA durchgeführt wird. Ziel ist es, den GALLERI Bluttest zu entwickeln und seine Anwendung in der klinischen Praxis zu untersuchen.
Links/Studien
Die Studie "A prospective study of a multi-cancer early detection blood test" wird im Annals of Oncology veröffentlicht und wird auf dem ESMO Congress 2022 präsentiert. Hier lesen Sie die Zusammenfassung.