Vertrocknete Sonnenblumen auf einem Feld
Vertrocknete Sonnenblumen auf einem Feld: Die Sommerdürre 2022 hat zu starken Einbußen in der Landwirtschaft geführt. Bildrechte: IMAGO / NurPhoto

Klimawandel Stand der Klimaerwärmung: Alle 20 Jahre schwere Dürre in Europa

08. Oktober 2022, 15:00 Uhr

Beim heutigen Stands der Erderwärmung sind Dürren wie im diesjährigen Sommer drei bis vier Mal so wahrscheinlich wie vor der Industrialisierung. Statistisch bedeutet das eine schwere Dürre alle 20 Jahre.

Eine schwere Dürre in Europa, wie sie im diesjährigen Sommer (2022) vorgekommen ist, könnten beim aktuellen Stand der Erderwärmung statistisch gesehen einmal in 20 Jahren vorkommen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der Forschungsgruppe "World Weather Attribution", der unter anderem die deutsche Klimaforscherin Friederike Otto vom Imperial College London angehört.

Ohne 1,2 Grad Klimaerwärmung nur eine Dürre alle 60 bis 80 Jahre

Aktuell hat sich die Durchschnittstemperatur durch die industriellen CO2-Emissionen bereits um 1,2 Grad erhöht, verglichen mit der Zeit vor der Industrialisierung. Dadurch sei die Gefahr einer Dürre wie in diesem Jahr drei bis vier Mal größer geworden. Eine extreme Bodentrockenheit, wie sie zwischen Juni und August beobachtet wurde, sei früher nur alle 60 bis 80 Jahre zu erwarten gewesen.

Dürre in Europa gleichzeitig mit Hitzewelle in Asien und Ukrainekrieg

"In Europa haben Dürren zu geringeren Ernten geführt. Das war besonders deshalb besorgniserregend, da die Dürren auf klimawandelbedingte Hitzewellen im Süden Asiens folgten, die auch Getreideernten zerstört haben - und das alles zu einer Zeit, in der die Lebensmittelpreise aufgrund des Krieges in der Ukraine ohnehin extrem hoch waren", sagte Otto. "Wir müssen damit aufhören, fossile Brennstoffe zu verbrennen, wenn wir das Klima stabilisieren und eine weitere Verschlimmerung dieser Dürreereignisse vermeiden wollen", sagte Sonia Seneviratne, eine ebenfalls beteiligte Forscherin der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.

Klimaeinfluss möglicherweise noch größer

Die Wissenschaftler weisen auf Unsicherheiten ihrer Berechnung hin. Trotz großer Fortschritte der Forschung sei es sehr schwierig, den Anteil der Erderwärmung an den Ursachen für die Dürre genau zu bemessen. Das liege unter anderem daran, dass die Trockenheit der Böden schwieriger zu messen sei als etwa Lufttemperaturen und Niederschläge. Daher seien sehr konservative Annahmen für die Berechnung gemacht worden. Tatsächlich könnte der Einfluss der menschgemachten Erwärmung auf die Wahrscheinlichkeit von Dürren noch größer sein.

(ens/dpa)