MDR KLIMA-UPDATE | 23. September 2022 Kompost – auch gut für den Geldbeutel
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Ausgabe #57 vom Freitag, 23. September 2022
23. September 2022, 11:00 Uhr
Hallo zusammen,
die steigenden Preise für Miete, Energie und auch Lebensmittel beschäftigen derzeit viele Polit-Talkshows, aber auch Familien zu Hause am Esstisch. Wie kommen wir aus der Situation wieder raus? Braucht es mehr Entlastungen wie die Energiepauschale, generell ein weiteres Entlastungspaket oder andere Lösungen für steigende Preise zum Beispiel beim Essen? Was Letzteres angeht, könnte eine langfristige und klimafreundliche Lösung bereits in Sicht sein. Und die heißt tatsächlich Kompost. Warum, das möchte ich Ihnen in diesem Klima-Update zeigen.
🍂 Kompost kann die Landwirtschaft unterstützen 🌽
Die steigenden Preise von Lebensmitteln sind unter anderem auf zwei wesentliche Faktoren zurückzuführen. Zum einen wird generell gerade alles teurer, weil die Inflation in den vergangenen Monaten ordentlich zugelegt hat. Zum anderen beklagen die Landwirte auch immer wieder schlechte Ernteerträge, was zu steigenden Preisen führt, weil das Angebot sinkt.
Ein wieder steigender Ertrag könnte also für ein erhöhtes Angebot auf dem Markt sorgen und somit die Preise für Endverbraucherinnen und Endverbraucher senken. Und das könnte bald in großem Stil möglich sein, geht aus einer Studie hervor, die von der Universität Queensland geleitet wurde. In dieser ist ein großzügiger Einsatz von Kompost in der Landwirtschaft getestet worden. Lassen Sie uns auf zwei wesentliche Ergebnisse der Studie schauen:
1️⃣ Kompost verbessert Boden und Ertrag
Der Einsatz von Kompost ist – manch Garten-Fan hat es schon immer geahnt – hilfreicher für den Boden als Mineraldünger. Der Studie zufolge kann Kompost eher die Mängel von Nährstoffen beheben. Zudem führe der Einsatz von Kompost dazu, dass verdichtete und versauerte Böden besser belüftet werden und die Neutralisierung wieder besser in die Gänge kommt. Dadurch könnten die Böden dann auch wieder besser Niederschläge aufnehmen und sich Wurzeln ausbreiten. Die Konsequenz: Pflanzen könnten wieder besser wachsen und somit auch mehr Ertrag abwerfen. Die Forscherinnen und Forscher der Universität Queensland gehen davon aus, dass der Einsatz von Kompost die Produktion von Getreide weltweit um vier Prozent steigern kann.
2️⃣ Kompost könnte zum Klimaschutz beitragen
Ein weiterer nützlicher Effekt: Wenn Bioabfälle auf den Feldern als Dünger eingesetzt würden, müssten sie nicht mehr in Deponien verbrannt werden. Dadurch könnte also eine Vielzahl von Treibhausgasen vermieden werden. Das schont laut Forschern die Umwelt und ist auch günstiger als die Entsorgung auf Deponien.
🌱 Auch Kohle kann der Erde helfen 🥕
An der Freien Universität Berlin hat die Wissenschaftlerin Dr. Ines Vogel zudem untersucht, ob auch Kohle im Kompost für ein besseres Pflanzenwachstum sorgen kann. Anlass dafür war der fruchtbare, schwarze Boden im Amazonasgebiet, der laut NABU durch jahrhundertelange Bewirtschaftung entstanden ist.
Eine Rolle dabei spielte auch der Einsatz von Kohle aus Herdstellen. Die Wissenschaftlerin an der FU Berlin testete deswegen, ob gehäckseltes und bei 450 bis 600 Grad verbranntes Holz der Erde einen Mehrwert verschafft. Tatsächlich stellte sie fest, dass Pflanzen auf einem kohlehaltigen Kompost besser wuchsen. Allerdings ist dieser Effekt nicht bei allen Pflanzen gleichermaßen festgestellt worden. Bei manchen trat der Effekt erst nach einem Jahr ein, bei anderen Pflanzen nur, wenn der Boden zusätzlich angesäuert wurde.
Statt entsprechende sogenannte "Terra Preta-Substrate" zu kaufen, würde sich auch der Einsatz von normaler Kohle eignen. Das erklärte Marianne Scheu-Helbert von der Bayerischen Gartenakademie dem NABU. Demnach ist normale EBC-zertifizierte Kohle schadstoffarm und deutlich günstiger als die speziellen Boden-Präparate. Grillkohle sei übrigens nicht geeignet, weil dort zu wenig über die Schadstoffe bekannt ist. Übrigens zeigen Beobachtungen, dass auch nach Waldbränden der Boden fruchtbar ist, vielleicht gibt es da ja einen Zusammenhang:
👪 Kompost für die ganze Familie 👩👩👦👦
Ein Kompost ist nicht nur für viele Menschen mit Garten ein Klassiker gut versteckt hinten in der Ecke, sondern kann auch wirklich als Familien-Highlight dienen. Klingt schräg, durfte ich aber neulich selbst erfahren.
Letztens bei einer Feier eröffnete mir ein kleines Mädchen, dass sie jetzt ganz stolz Haustiere in ihrer Familie aufgenommen haben. Als ich fragte, ob es ein Hund, eine Katze oder doch Meerschweinchen sind, sagte das Kind zu mir: Würmer. Alles klar, dachte ich. Ein Blick zur Mutter zeigte mir: Sie meinen es ernst. Sie haben sich eine Wurmkiste angeschafft, erklärte die Mutter. Da wurde ich dann neugierig.
Bei einer Wurmkiste werden zwei Kisten aufeinandergestellt, mit Erde gefüllt und Würmer eingesetzt. Diese zersetzen Bioabfälle, Papier und Pappe und hinterlassen dann Naturdünger. Dieser kann anschließend aus der Kiste entnommen werden und für Pflanzen verwendet werden. Die Würmer bekommen dann neue Küchenabfälle und der Prozess beginnt von vorn. Übrigens riecht das ganze Projekt nicht und Schimmel ist auch ausgeschlossen, solange man die Würmer nicht mit Müll ohne Ende überschüttet. Denn, ich durfte lernen: Auch Würmer sind irgendwann satt und übriger Müll wirkt sich dann auf die Qualität der Erde negativ aus.
Das Mädchen übrigens freut sich jeden Abend, ihre Haustiere füttern zu können. Und die Eltern freut es auch sehr, weil die Würmer nützlich sind und sie keine Gassi-Runden und Tierarzt-Besuche brauchen. 😉
📻 Klima in MDR und ARD 📱
📅 Klima-Termine 📌
23.09.22 – Globaler Klimastreik von Fridays For Future
Die Initiatoren fordern einen schnellen Ausstieg aus fossilen Energien und eine schnelle Verkehrswende. Auch zwischen Salzwedel bis Pößneck und Eisenach bis Zittau sind zahlreiche Demos angemeldet worden.
23.09.22 – Earth Night (weltweit)
Was für viele öffentliche Gebäude schon seit ein paar Wochen aus Energiespar-Gründen gilt, soll am 23.09. auch für Privathaushalte umgesetzt werden: Licht aus. Die Veranstalter wollen mit der Aktion ein Zeichen gegen Lichtverschmutzung setzen.
27.09.22 – Digitale Tagung zu Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel
Wie sollte sich ein Zoo an das Klima anpassen und wie sollten Grünflächen künftig bewässert werden? Das wird auf dem achten Vernetzungstreffen des sogenannten DAS-Förderprogrammes diskutiert. Die Tagung ist am ersten Tag der Öffentlichkeit per Livestream zugänglich.
28.09.22 – Extremwetterkongress in Hamburg (und digital)
Wie stets ums Wetter in Deutschland? Damit setzen sich Expertinnen und Experten ab 28.09. beim Extremwetterkongress in Hamburg auseinander. Neben Berichten zur aktuellen Lage geht es auch um bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse zur Entwicklung von Extremwetterlagen. Mit dabei ist auch der Deutsche Wetterdienst, der die Grundlage vieler Wetterberichterstattungen ist.
📰 Klimaforschung und Menschheit 🖐
🌊 Kipppunkte stehen bevor
Eine Studie setzt sich mit den sogenannten Kipppunkten auseinander, deren Überschreiten bevorsteht. Das bedeutet, wenn diese einzelnen Punkte überschritten werden, haben sie drastische Folgen für das Klima. Ein Beispiel ist zum Beispiel das Abschmelzen von Eisschilden. Dadurch steigt unkorrigierbar der Meeresspiegel. Klimaforscherin Friederike Otto sagte nun im ARD-Interview, wir nähern uns Kipppunkten, aber wir können noch was machen.
❄️ Polkappen-Eis könnte wiederhergestellt werden
Es klingt unrealistisch, und das ist es auch, aber dennoch: Einer Yale-Studie zufolge ist es rein technisch möglich, dass Flugzeuge durch das Versprühen von Aerosolen die Eisproduktion an Nord- und Südpol anregen könnten. Damit die Klimawandel-Effekte ausgeglichen werden könnten, bräuchte es aber 175.000 Flüge im Jahr – und das gilt als unrealistisch, räumen auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein.
☕️ Kaffee aus Abfall
Kaffee ist aufgrund der notwendigen Transportwege nicht sonderlich klimafreundlich. In den USA ist nun eine Kaffee-Alternative entwickelt worden, die aus Abfallprodukten wie Dattelsamen und Traubenschalen entsteht. Dieses Gemisch soll dann ähnlich wie Kaffee schmecken, berichtet Deutschlandfunk Nova.
👋 Zum Schluss
Bei meinen Recherchen zum Thema Abfall bin ich noch auf ein spannendes Thema gestoßen, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Während es Würmer in so einer Wurmkiste ziemlich bequem haben und regelmäßig ihr Futter gereicht bekommen, haben Kakadus in der Stadt ein bisschen mehr Training notwendig. Die leckeren Snacks werden von den Menschen in einer Mülltonne versteckt gehalten. Kakadus in Australien haben den Trick jetzt aber raus.
Wie ein Team von Verhaltensforscherinnen und -forschern in 44 Vororten von Sydney beobachtet hat, lernen die Kakadus vor Ort nach und nach, wie man Mülltonnen öffnet. Diese Fertigkeit bringen sich die Tiere offenbar gegenseitig bei. Die Menschen versuchen dagegen vorzugehen und beschweren die Tonnendeckel nun mit Steinen oder Wasserflaschen. Die Kakadus lernen wohl aber auch, wie sie diese Hindernisse los werden können. Vielleicht können sie da ja noch von unseren heimischen Waschbären lernen, wer weiß?
Viele Grüße,
Ihr Marvin Kalies
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