Welt in Flammen Wie viele Waldbrände sind normal?
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18. August 2021, 05:00 Uhr
Griechenland, Italien, Türkei, Algerien, Russland, USA, Kanada - aus all diesen Ländern haben uns in den vergangenen Tagen und Wochen erschreckende Bilder erreicht. Riesige Waldflächen standen oder stehen noch in Flammen. Menschen sind gestorben oder haben ihr ganzes Hab und Gut verloren.
Ist diese Häufung von Bränden normal? Und falls nicht: Wird sie in Zukunft zur Normalität? Eine mögliche Gedankenkette liegt auf der Hand: Der Klimawandel sorgt in großen Teilen der Welt für immer mehr Trocken- und Hitzeperioden, wie man im interaktiven Atlas des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) selbst nachschauen kann. Bäume und andere Pflanzen werden dadurch immer leichter ein Opfer der Flammen. Aber ist diese Gedankenkette zwingend und belegbar?
Selektive Wahrnehmung
Wenn man alles Leid, das Feuer verursacht, beiseitelässt, muss man nüchtern konstatieren: Es brennt immer irgendwo auf der Welt, und nicht zu knapp. Der Mediendurchschnittskonsument nimmt das nur nicht wahr, weil nicht darüber berichtet wird. Unausgesprochene Gründe für dieses Nicht-Berichten sind meistens: "Das Feuer ist nicht verheerend genug", "Es sind keine Menschen gestorben" oder (vor allem) "Diese Ecke der Welt interessiert uns nicht".
Griechenland, Italien und die Türkei sind uns dagegen sehr nah, geografisch wie emotional. Auch Russland und Algerien sind nicht weit weg. Den USA und Kanada fühlen wir uns verbunden. Und es ist ja auch entsetzlich, was in all diesen Ländern zuletzt passiert ist. Entsetzlich für die Bewohner, für die Pflanzen und Tiere und das ganze Ökosystem.
Dennoch erfährt der europäische Mediendurchschnittskonsument eben nur von Bränden, die ungefähr in seinen Breitengraden und/oder der sogenannten westlichen Welt geschehen.
Feuer-Weltkarte
Die NASA betreibt das Projekt FIRMS (Fire Information for Resource Management System). Dort gibt es eine Weltkarte, auf der man nahezu in Echtzeit sehen kann, wo es gerade brennt bzw. kürzlich gebrannt hat. Es gibt Daten für die letzten 24 Stunden, die ganze letzte Woche und auch für jeden historischen Zeitpunkt der vergangenen Jahre, seitdem das Projekt läuft.
Eines wird beim Blick auf diese Karte deutlich: Die Anzahl der Brände in unseren Breitengraden ist extrem gering verglichen mit den Regionen am Äquator und südlich davon.
Dort brennen zwar meist nicht so große zusammenhängende Flächen wie gerade in Sibirien, dafür unzählige kleine.
Und noch etwas wird deutlich. Dazu vergleichen wir die Feuerkarten der vergangenen sieben Tage (11. bis 17. August 2021) und der gleichen Woche im Vorjahr (11. bis 17. August 2020). Im Bild können Sie den Schieberegler benutzen.
Man sieht, und das ist ja auch keine Überraschung, dass es auf der Nordhalbkugel gerade etwas mehr und etwas größere Brände gibt als vor einem Jahr. Aber weltweit gleichen sich die Bilder dann doch relativ stark.
Klimawandel = mehr Waldbrände?
Zu Beginn haben wir die Gedankenkette, nach der es durch den fortschreitenden Klimawandel immer mehr Waldbrände geben könnte, schon beschrieben. In einigen Jahren werden wir besser wissen, ob das so ist.
Aber schon jetzt lohnt ein Blick in die jüngere Vergangenheit. Denn der Klimawandel läuft ja nicht erst seit gestern. Wir blicken auf die Waldbrände in fünf großen südeuropäischen Ländern in den vergangenen vier Jahrzehnten. Da zeigt sich, dass die Tendenz in allen Ländern außer Portugal rückläufig ist. Das heißt, früher ist viel mehr Waldfläche verbrannt als im vergangenen Jahrzehnt.
Aus Ländern außerhalb Europas gibt es Daten aus den Jahren 2012 bis 2019. Dabei geht es nicht um die verbrannte Fläche, sondern um die Anzahl der Waldbrände pro Jahr. Aber auch hier ist keine Steigerung mit fortlaufendem Klimawandel zu erkennen.
Die Zukunft wird zeigen, ob der Waldbrand-Sommer 2021 ein statistischer Zufall war oder der Auftakt zu einer Periode, in der sich diese Katastrophen häufen.
Klar ist aber schon jetzt eine umgekehrte Ursache-Wirkung-Beziehung, nämlich, dass jeder Waldbrand den Klimawandel weiter antreibt. Sei es, weil Fläche verloren geht, auf der CO2 abgebaut werden kann oder durch noch schlimmere Zusammenhänge wie derzeit in Sibirien.
Dort wird einerseits befürchtet, dass sich der entstandene Ruß auf die noch vorhandenen Eisflächen der Nordpolregion legt, wodurch diese weniger Sonnenlicht reflektieren können und noch schneller abschmelzen. Und andererseits kann die große Hitze der Waldbrände zum Auftauen der sibirischen Permafrostböden führen, wodurch viel Methan freigesetzt werden kann, das sich dann als Treibhausgas in die Atmosphäre legt.
(rr)
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