Fahrgäste stehen mit Masken an einer Haltestelle
Masken könnten auch bei einer hohen Impfquote noch eine Weile erforderlich sein, etwa im öffentlichen Nahverkehr. (Symbolfoto) Bildrechte: IMAGO / Michael Gstettenbauer

Herdenimmunität gegen Corona Deltavariante: Jetzt müssen mindestens 85 Prozent geimpft sein

05. August 2021, 16:56 Uhr

Dank der noch ansteckenderen Deltavariante müssen Modellrechnungen zufolge 85 Prozent der über 12-Jährigen und 90 Prozent der über 60-Jährigen vollständig geimpft sein, um Herdenimmunität gegen das Coronavirus zu erreichen.

Trotz sommerlicher Temperaturen und einer bereits mehr als zur Hälfte vollständig geimpften Bevölkerung stecken sich jeden Tag wieder mehr Menschen mit dem Sars-Coronavirus-2 an. Grund dafür ist die extrem ansteckende Deltavariante, die laut US-Experten inzwischen so infektiös wie das Windpockenvirus Varizella-Zoster ist. Damit hätte Corona einfache Erkältungen oder die Grippe glatt überholt. Delta ist laut aktuellen Schätzungen etwa 75 Prozent ansteckender, als das ursprüngliche Wuhan-Virus.

Gänzliche Auslöschung des Virus unrealistisch

Trotzdem sei ein Zustand noch erreichbar, wo die Zahl der täglichen Neuansteckungen so niedrig bleibe, dass nur noch geringfügige Basishygienemaßnahmen notwendig seien, um die Pandemie in Deutschland beherrschbar zu halten, schreiben Ole Wichmann und Kollegen vom Robert Koch-Institut im epidemiologischen Bulletin. Eine solche Herdenimmunität könnte erreicht werden, wenn mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der über 60-Jährigen vollständig geimpft wären.

Stand Anfang August 2021 sind nur etwa 50 Prozent aller Deutschen vollständig geimpft. Unter den über 60-Jährigen sind laut den Autoren aber bereits 84 Prozent geimpft. Impfbereitschaft und Impfstoffverfügbarkeit seien höchstwahrscheinlich ausreichend, um die angestrebte Impfquote zu erreichen.

Herdenimmunität würde in diesem Fall bedeuten, dass das Virus angesichts vieler immuner Menschen nur noch selten weitergegeben wird und auch ungeschützte Menschen – etwa Kinder, für die es noch keinen zugelassenen Impfstoff gibt – kein hohes Ansteckungsrisiko mehr haben. Eine 100-prozentige Eliminierung des Virus halten die Autoren allerdings nicht für erreichbar, unter anderem, da der Impfschutz wahrscheinlich nach einiger Zeit wieder nachlasse. "Für eine Elimination wäre es darüber hinaus erforderlich, dass die Impfaktivitäten auch global ein Erfolg sind, damit nicht kontinuierlich Virus importiert wird und sich je nach Impfquote erneut ausbreitet oder zu lokalen Ausbrüchen führt", schreiben sie.

Inzidenzen könnten dauerhaft niedrig bleiben

In ihrem Rechenmodell gehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zudem davon aus, dass im Herbst bei steigenden Fallzahlen die Zahl der Kontakte wieder um etwa 10 bis 20 Prozent reduziert werden kann. Betrage die Impfquote nur 65 Prozent, könnte die 7-Tage-Inzidenz zwischen Anfang November und Ende Januar bundesweit wieder einen Schnitt von etwa 400 Fällen erreichen. Bei einer Impfquote von 85 Prozent dagegen bliebe die Inzidenz laut den Berechnungen dauerhaft deutlich unterhalb von 100 Neuinfektionen pro 100.000 Menschen und Woche. Die allermeisten Fälle würden dann Kinder unter zwölf Jahren betreffen.

Ähnlich verhält es sich mit der erwarteten Belegung von Intensivbetten. Bei einer Impfquote von 65 Prozent könnte ein vollkommen uneingeschränktes Kontaktverhalten wie zu Vor-Pandemie-Zeiten zu bis zu 12.500 belegten Intensivbetten im Winter führen. Die Krankenhäuser hätten dann mit der bislang stärksten Auslastung seit Beginn der Corona-Krise zu kämpfen. Bei einer Impfquote von 85 Prozent dagegen würden maximal weniger als 5.000 Intensivbetten benötigt. Und seien 95 Prozent aller über 60-Jährigen vollständig durch Impfungen geschützt, könnten sogar weniger als 1.000 Intensivbetten benötigt werden.

(ens)

Quelle

Wichmann et.al: Welche Impfquote ist notwendig, um COVID-19 zu kontrollieren? Epidemiologisches Bulletin

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