Schnupfen, Grippe, Corona und Co. Darum stecken wir uns im Winter häufiger an
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06. Dezember 2022, 16:35 Uhr
Bisher dachte man, dass sich die Krankheitserreger für Erkältung, Grippe und Covid-19 im Winter dadurch verbreiten, dass sich Menschen öfter in Innenräumen aufhalten, wo sich die Erreger leichter verbreiten können. US-Forscher haben nun einen anderen Grund gefunden: Der Schlüssel liegt in der speziellen Immunantwort in der menschlichen Nase, die bei kälteren Temperaturen schlechter funktioniert.
Das Team vom Forschungszentrum Massachusetts Eye and Ear (Boston/USA) und der Northwestern University (Evanston/USA) hatte bereits 2018 eine Studie durchgeführt, bei der untersucht wurde, wie das Immunsystem in der Nase reagiert, wenn Bakterien eingeatmet werden. Dabei kam heraus, dass die vorderen Zellen im Riechorgan bei einer Attacke Milliarden von sogenannten extrazellulären Vesikeln (EV) abgeben – winzige, mit Flüssigkeit gefüllte Säckchen, die die Bakterien im Nasenschleim angreifen. Das sei wie in ein Hornissennest zu treten, erklärt der Studienautor Dr. Benjamin Bleier anschaulich. Damit sollen die Bakterien letztlich davon abgehalten werden, weiter in den Körper eindringen zu können.
Neue Mittel gegen Erkältung könnten entwickelt werden
In der aktuellen Untersuchung wurde nun geschaut, ob die Immunantwort beim Eindringen von Viren ähnlich ausfällt, denn diese sind die Ursache für die meisten Erkrankungen der oberen Atemwege, inklusive Grippe und Covid-19. Der Fokus lag dabei auf drei Virenarten: Sars-CoV-2 sowie zwei Sorten von Rhinoviren, die für Erkältungen verantwortlich sind. Die Forschenden fanden heraus, dass jede Virenart eine spezielle Antwort mit EVs auslöste, die sich von der gegen Bakterien unterscheidet. Dazu entdeckten sie, dass die EVs als eine Art Köder fungieren können, der dafür sorgt, dass sich die Viren an sie statt an die die Zellen der Nase zu binden – und damit am Ende eine Infektion verhindern.
Dieser Mechanismus wurde in der Folge daraufhin untersucht, wie er bei tieferen Temperaturen funktioniert. Denn die Immunantwort der Nase ist stark von der Umgebungsluft abhängig, die eingeatmet wird. Dazu wurden Freiwillige aus dem Gesundheitswesen von einer Umgebung mit Raumtemperatur für 15 Minuten in eine mit rund 4 Grad kalter Luft verfrachtet. Dabei fiel die Temperatur in der Nase um fünf Grad. Die gleiche Temperaturabsenkung wurde danach an zuvor genommen Proben von Nasengewebe experimentell vorgenommen – es zeigte sich eine abgeschwächte Immunantwort mit knapp 42 Prozent weniger EVs in den Nasenzellen. Dazu waren auch die antiviralen Proteine in den EVs beeinträchtigt.
"Alles in allem zeigen unsere Ergebnisse eine plausible Erklärung für die saisonalen Unterschiede bei den Infektionen der oberen Atemwege", resümiert der Studienautor Dr. Di Huang. In künftigen Untersuchungen könnte dann überprüft werden, ob die Erkenntnisse auch auf andere Krankheitserreger anwendbar sind, so die Forschenden. Dazu könnten sie auch genutzt werden, um noch besser wirkenden Medikamente gegen Erkältungen zu entwickeln, etwa speziell angepasste Nasensprays, die die Zahl EVs erhöhen oder sie beim Binden an die Erreger unterstützen.
Links/Studien
Die Studie "Cold exposure impairs extracellular vesicle swarm–mediated nasal antiviral immunity" wurde am 06.12.2022 im Fachmagazin "Journal of Allergy and Clinical Immunology" veröffentlicht.
cdi