Mutter misst Fieber eines Kindes
Vor allem Schulkinder sind derzeit stark von RS-Viren betroffen (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Infektionslage am 2. Dezember Grippezahlen erneut verdoppelt – jeder Zehnte erkältet – Corona stabilisiert sich

05. Dezember 2022, 17:20 Uhr

Etwa jeder zehnte Deutsche hat eine Erkältung oder einen Infekt. Die Zahl der Influenza-Neuinfektionen hat sich erneut verdoppelt. Auch die Corona-Inzidenz sinkt nicht mehr, sondern liegt nun stabil um 200.

Während es draußen nun wirklich kalt wird, breiten sich drinnen die Erkältungs- und Grippe-Erreger aus. Laut dem jüngsten Wochenbericht des Robert Koch-Instituts bleibt das aktuelle Infektionsgeschehen in Deutschland weiterhin auf einem Rekordniveau, dass die Zahlen selbst besonders schwer verlaufender Grippejahre vor der Pandemie deutlich übertrifft.

In der Kalenderwoche 47 (21. bis 27. November) haben sich rund 9,9 Prozent der Deutschen eine neue Atemwegserkrankung zugezogen – umgangssprachlich als Erkältung oder grippale Infekte zusammengefasst. Damit ist nun insgesamt beinahe jeder Zehnte in Deutschland infiziert, wobei vor allem Schulkinder (5 bis 14 Jahre) und Jugendliche und junge Erwachsene (15 bis 34 Jahre) überdurchschnittlich stark betroffen sind. Die Erkältungswelle habe "das Niveau erreicht, das zum Höhepunkt der schweren Grippewelle in der Saison 2017/18 beobachtet wurde." Damals lag dieser Höhepunkt allerdings erst im Februar.

Grippewelle in Australien: Früh und stark aber auch schnell vorbei

Bemerkenswert ist vor allem die rasche Ausbreitung des Grippeerregers Influenza. Zum zweiten Mal in Folge hat sich die Zahl der Neuinfektionen mit einem der vier wichtigen Hauptstämme der Grippe verdoppelt: Insgesamt wurden 13.176 Infektionen gemeldet. Das ist zwar noch relativ weit vom Höhepunkt der Saison 2017/18 entfernt, als rund 56.000 Infektionen in einer Woche gemeldet wurden. Und auch Corona ist mit geschätzten 200.000 bis 500.000 aktiven Infektionen nach wie vor deutlich stärker verbreitet. Doch die Zahlen zeigen, dass die Grippewelle in diesem Jahr extrem früh begonnen hat.

Für ein mögliches Szenario, wie sich die Grippewelle weiterentwickeln könnte, lohnt sich der Blick nach Australien. Dort ist der Winter gerade vorbei, in dem das Land von einer ungewöhnlich früh einsetzenden und starken Grippewelle erfasst wurde. Doch obwohl die Zahlen dort im Vergleich zu den Vorjahren insgesamt höher ausfielen, war der Scheitelpunkt deutlich früher erreicht und gingen die Fallzahlen auch früher als sonst üblich wieder stark zurück.

Das Diagramm zeigt den Verlauf der Grippewelle während der Grippesaison in Australien im Sommer 2022 und vergleicht ihn mit den Jahren vor der Pandemie.
Bestätigte Influenza-Infektionen in Australien, Vergleich von 2022 mit den Vorjahren. Bildrechte: Australian National Notifiable Diseases Surveillance System (NNDSS)

Langer Aufenthalt in Innenräumen im Winter begünstigt Ausbreitung von Atemwegsviren

Der Rückgang der neuen Corona-Infektionen in Deutschland hat sich dagegen in der vergangenen Woche nicht fortgesetzt. Aktuell liegt die Inzidenz stabil um die Marke von 200. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf die regelmäßige Überprüfung der Viruslast im Abwasser an insgesamt 20 Messpunkten in Deutschland. Zwar fehlen ab Mitte November noch Daten. Trotzdem lässt sich schon jetzt beobachten, dass die Viruslast seit Anfang November wieder langsam zunimmt. Zuletzt wurden am 23. November an rund 23 Prozent der Messpunkte steigende Viruslasten festgestellt.

Bei der genetischen Analyse genommener Virusproben zeigt sich, dass die BQ.1.1. Variante nun einen Anteil von 13,4 Prozent hatte. BQ.1.1. weist viele Veränderungen auf und kann eine bereits aufgebaute Immunität deswegen teilweise umgehen.

Die Epidemiologen vom Robert Koch-Institut halten vor allem das Wetter für den entscheidenden Faktor der aktuellen Entwicklung. "Der Infektionsdruck ist im Herbst in allen Altersgruppen generell hoch, da auch die Verbreitung von akuten Atemwegsinfektionen durch den häufigeren und längeren Aufenthalt in Innenräumen schlechter zu verhindern ist. Dies betrifft nicht nur Covid-19, sondern akute Atemwegsinfektionen insgesamt", heißt es im aktuellen Covid-19 Wochenbericht.

Wie man sich und andere schützt: Stoßlüften, Händewaschen und Impfen

Stoßlüften werde in dieser Phase des Jahres wieder eine "sehr wichtige Maßnahme zur Verringerung des Ansteckungsrisikos", so die Empfehlung der Autoren des RKI-Berichts. Andere Maßnahmen sind regelmäßiges Händewaschen oder das freiwillige Tragen einer Maske. Die RKI-Experten raten daneben auch gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission zu Impfungen gegen Influenza und gegen Covid-19.

"Die Impfung ist die beste Prävention, um nach einer Sars-CoV-2-Infektion einen schweren Covid-19-Krankheitsverlauf zu verhindern", heißt es. "Zeitgleich zur Auffrischimpfung mit den mRNA-Impfstoffen können bei bestehender Indikation Influenza- und Pneumokokkenimpfungen verabreicht werden." Bei den Grippeimpfungen zeigen Labortests nach wie vor ermutigende Signale: Die dieses Jahr verabreichten Grippe-Impfstoffe passen sehr gut zu den aktuell zirkulierenden Viren.

Links/Studien

  • RKI: Influenza Wochenbericht
  • RKI: Covid-19 Wochenbericht
  • RKI: Pandemieradar mit Daten zu Inzidenzen und Abwassermessungen
  • Australische Regieung: Australian Influenza Surveillance Report (AISR)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um Zwei | 01. Dezember 2022 | 14:00 Uhr