Landschaft im Nationalpark Cevennen
Eiszeit-Landschaft in Frankreich: In diesen Perioden war das Überleben eine Herausforderung. Bildrechte: IMAGO / Andia

Vorgeschichte Eiszeit-Frühmenschen hatten den größten Nutzen von Partnern mit einem großen Gehirn

10. August 2023, 13:46 Uhr

Wie könnten unterschiedliche klimatische Bedingungen die Partnerwahl der Frühmenschen beeinflusst haben? Laut einer Modellrechnung lohnte es sich in Eiszeiten am ehesten, mit ähnlichen Partnern Kinder zu zeugen.

Wählten die Frauen den stärksten Mann als Vater ihrer Kinder – oder handelten die Männer unter sich aus, wer welche Frau als Partnerin bekam? Im Lauf der Menschheitsgeschichte hat es nach bisherigen Erkenntnissen sehr unterschiedliche Modi gegeben, wie bestimmt wurde, wer mit wem Kinder bekam. Bruce Peterson von der Universität in St. Louis in den USA hat nun mit einer ökonomischen Simulation durchgerechnet, inwiefern klimatische Veränderungen unterschiedliche Selektionsmechanismen begünstigt haben könnten.

In schweren Zeiten ist Denkvermögen gefragt

Peterson nahm bei seiner Rechnung an, dass Unterkünfte bauen und pflegen, Feuer machen und sprechen geistige Kraft kostet, also kognitive Ressourcen erfordert. In Perioden zwischen den Kaltzeiten sei das nicht so wichtig gewesen, da das Überleben leicht war. Unter solchen Bedingungen seien die Anreize groß, dass sich möglichst unterschiedliche Partner zusammenfanden. In tiefen Eiszeiten dagegen könnte die Fähigkeit zum Feuer machen, zum Unterhalt des Heims und zum Kommunizieren viel wichtiger für das Überleben von Kindern geworden sein. Diese Bedingungen schufen demnach Anreize, sich mit möglichst ähnlichen Partnern zusammenzufinden.

Archäologische Funde bestätigen Simulation

Der Ökonom sieht die Ergebnisse seiner Simulation bestätigt durch archäologische Funde. Demnach gab es in den Phasen zwischen den Eiszeiten, in denen die Schädel der Frühmenschen etwa gleich groß blieben. Der Homo Heidelbergiensis hingegen sei dann ein Beleg für ein plötzliches Wachstum des Gehirns. Funde dieses Frühmenschen werden auf das Ende einer schweren Eiszeitphase datiert. In den vergangenen 300.000 Jahren vor unserer heutigen Zeit sei es dann zu zwei weiteren harten Eiszeitphasen gekommen, an deren Ende sich der moderne Homo Sapiens mit seinem großen Gehirn unter allen Menschenarten durchgesetzt habe.

Prof. Jean-Jaques Hublin, mit dem ältesten Schädel eines Homo Sapiens, der je gefunden wurde - 300-tausend Jahre alt 3 min
Bildrechte: MDR/Karsten Möbius

(ens)

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