Eine sprießende Pflanze in zwei Hände voller Erde.
Der Earth Day ganz wörtlich genommen. Bildrechte: Colourbox.de

Earth Day Gute Nachrichten vom Planeten

22. April 2023, 05:00 Uhr

Am 22. April ist Earth Day. Seit 1995 mahnt er uns jedes Jahr zum Schutz unseres Planeten, konfrontiert uns mit unseren Umweltsünden und ihren Folgen. Aber es gibt in dieser Hinsicht auch guten Nachrichten: Weltweit gibt es Projekte, die Hoffnung stiften. Ein Filmteam hat zwei Jahre lang dazu recherchiert, engagierte Menschen getroffen, und Erfolgsgeschichten dokumentiert. Davon erzählt die fünfteilige Reihe "Gute Nachrichten vom Planeten" ab dem Earth Day auf Arte.

Umweltschutz sollte jeden Tag ein Thema sein, doch am Earth Day ist er das ganz besonders. Auch im Focus: die Klimaforschung. Die will die Universität Leipzig am Institut für Meteorologie weiter voranbringen und hat eigens dafür zwei neue Forschende engagiert: Juniorprofessorin Dr. Marlene Kretschmer und Juniorprofessor Dr. Sebastian Sippel werden sich künftig Fragen zu Klimaextremen widmen und untersuchen, inwieweit der von uns verursachte Klimawandel dafür verantwortlich ist. Wie werden sich Stürme, Hitzewellen oder Dürren in Zukunft verändern? Welche Rolle spielt Biodiversität bei all dem? Auch die Wechselwirkungen zwischen der Atmosphäre und Ökosystemen auf der Erde sollen künftig genauer betrachtet werde. Mehr wissenschaftlicher Nachwuchs also in einem Bereich, der wegen seiner großen Bedeutung in Mitteldeutschland bereits gut erforscht wird, etwa am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung, dem iDiv in Leipzig, das die Unis Halle, Jena und Leipzig seit genau zehn Jahren gemeinsam betreiben, oder dem Umweltforschungszentrum UFZ, das neben Leipzig und Halle auch in Magdeburg und Bad Lauchstädt Standorte hat.

Von nichts kommt also nichts. Das wissen auch die Initiatoren der kleineren und größeren Projekte, die sich weltweit dafür engagieren, der Natur und damit auch uns Gutes zu tun. Ein Filmteam war zwei Jahre lang unterwegs, um diese aufzuspüren. Zurückgekommen sind sie mit vielen guten Nachrichten, die pünktlich zum Earth Day am 22. April 2023 auf Arte zu sehen sind: in der fünfteiligen Dokureihe "Gute Nachrichten vom Planeten".

Teil 1: Mehr Platz für Bären, Zugvögel und Uhus – Wie wir die Natur zurückholen

Wo wir Menschen uns mit Landwirtschaft, Rohstoffabbau und Müllablagerung breit machen, muss die Natur weichen. Aber es gibt auch eine Gegenbewegung: Hier bei uns in Deutschland finden zum Beispiel seltene Zugvögel in Frankfurt am Main einen neuen Rastplatz auf einer ehemaligen Mülldeponie und in der Eifel bieten offene Flächen von Steinbrüchen dem Uhu Brutplätze, die er sonst hierzulande nur noch selten findet. Auch in die ehemaligen Braunkohletagebaue der Lausitz ist die Natur zurückgekehrt, in Gestalt zahlreicher gefährdeter Arten.

In den Abruzzen wurden ebenso Lebensräume vergrößert, etwa für die selten gewordenen Marsischen Braunbären. Gerade einmal 50 bis 60 Tiere gibt es noch. Jetzt haben sie mehr Platz, denn nach der Landflucht der Menschen wurden auf ehemaligen Viehweiden Korridore geschaffen, die getrennte Naturschutzgebiete nun miteinander verbinden. Das zieht auch Touristen an und einige Bewohner, die dadurch aufs Land zurückkehren.

Ein Projekt, von dem Natur und Mensch gleichermaßen profitieren, haben die Filmemacher auch in den USA aufgespürt: Nach Protesten von Umweltschützern dürfen die Industrieabfälle rund um Cleveland nicht mehr ungeklärt in den Fluss geleitet werden. So ist aus einem der giftigsten Flüsse der Welt, dem Cuyahoga River, die Hauptschlagader eines Nationalparks geworden.

Teil 2: Weniger ist manchmal mehr – Wie wir Städte lebenswerter machen

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt mittlerweile in Städten. Die Folgen: mehr versiegelte Flächen, ein enormer Energieverbrauch, eine hohe Anfälligkeit für die Auswirkung von Naturkatastrophen und soziale Konflikte. Zahlreiche Projekte weltweit sorgen da für etwas Entspannung. So verwandelt der bayerische Kurort Bad Tölz viele Fläche in summende Insektenparadiese und steuert damit gegen das Insektensterben.

Auch der Wohnungsbau hat Potential in Sachen Umweltschutz: Serielles Sanieren heißt die Methode, mit der sich Gebäude nicht nur schneller und günstiger modernisieren lassen. Die Fassadenteile bestehen aus nachhaltigen Baumaterialien und enthalten bereits Dämmung und Fenster. Die kompletten Teile werden außen einfach wie eine zweite Haut aufgeschraubt.

Clevere Ideen für saubere Luft

Mit grünen Korridoren rücken Stadtplaner in Kolumbien der schlechten Luft zu Leibe und gleichzeitig auch dem sozialen Klima in der ehemaligen Drogenhochburg Medellin. Daran beteiligt ist die erste Luftseilbahn Südamerikas. Sie ersetzt die stinkenden Dieselbusse und verbindet die Armenviertel mit dem Stadtzentrum. Auch die Polnische Kleinstadt Kanin sorgt für saubere Luft, indem sie auf eigene Faust ihre Kohlekraftwerke auf Biomasse umgerüstet und die derzeit größte Photovoltaik-Anlage Polens gebaut hat.

Schulen aus Plastikmüll

Die entstehen auf der indonesischen Insel Lombok, die vor wenigen Jahren von schlimmen Erdbeben heimgesucht wurde. Nach dem Legoprinzip werden sie aus Teilen aus Kunststoffabfällen errichtet. So entstehen erdbebensichere Gebäude und zugleich schont die Technologie Ressourcen.

Teil 3: Vielfalt bewahren - Wie wir Moor, Heide und Wiese schützen

Wir Menschen haben vielerorts das Zuhause von Tier- und Pflanzenarten für uns beansprucht: Moore, Heideflächen und Wiesen. Damit haben wir zahlreiche Bewohner vertrieben. Lassen sich da die Räder der Zeit zurückdrehen? Ein Stück weit zumindest. So arbeiten Forschende daran, Moore in Norddeutschland und im Baltikum zu schützen und wiederherzustellen. Damit schaffen sie nicht nur Lebensraum für seltene Arten, sondern leisten einen Beitrag gegen die Klimakrise. Denn Moore binden große Mengen an Treibhausgasen, zumindest solange sie intakt sind.

Landwirte ins Boot holen

Mehr Platz für Ursprünglichkeit entsteht auch in Österreich. Dort bekommen die Landwirte Geld vom Staat, wenn sie mehr für die Artenvielfalt auf ihren Wiesen tun: mit größeren Flächen und durch den Einsatz von weniger Pestiziden, Insektiziden und Düngemitteln. Dieses Programm greift, allein in Oberösterreich nehmen bereits 2.000 Bauern teil. Ein weiterer Hotspot der Artenvielfalt sind Streuobstwiesen. Allerdings produzieren sie weniger Obst als konventionelle Plantagen und wurden daher vielerorts abgeholzt. In Bayern macht sie eine Initiative für deren Erhalt stark und versucht, so mit regional erzeugtem Obst den Bedarf decken zu können, zum Wohl von Mensch und Natur.

Überleben in karger Landschaft

Darin sind Przewalskipferde wahre Meister. In freier Wildbahn waren sie beinahe ausgestorben, doch dank der Erhaltungszucht in Zoos weltweit konnten sie teilweise von dort ausgewildert und in ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten wieder angesiedelt werden. Davon profitieren nicht nur die Pferde, sondern auch die Vegetation. Denn die Huftiere helfen, die europäische Steppe zu erhalten. Und wer glaubt, Truppenübungsplätze seien nur lebensfeindliche Militärgebiete, der wird von der Senne in Deutschland überrascht, wo dank des Militärs eine seltene Heidelandschaft überleben konnte.

Teil 4: Kompostierbare Jeans und Leder aus Pilzen – Wie wir Mode grün und fair machen

Die Textilbranche gilt als eine der dreckigsten Industrien der Welt. Sie allein verursacht 10 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen. Die "Fast fashion" lockt mit niedrigen Preisen und immer neuen Kollektionen – und ist dadurch für riesige Müllberge verantwortlich, allein in Europa sind es sieben Millionen Tonnen jährlich. Aber es geht auch anders, bewusster. So setzt sich das "Cotton Made in Africa"-Programm für faire Löhne und nachhaltigeren Baumwollanbau ein. Mittlerweile sind über eine Million Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in elf afrikanischen Ländern daran beteiligt.

Ein italienischer Stoffproduzent hat nach jahrelanger Tüftelarbeit einen kompostierbaren Jeansstoff erfunden. An der Wiener Universität stellen Forschende Leder aus Pilzen anstatt aus Tierhaut her, verschonen damit Tierleben und verursachen kaum noch Treibhausgase. Der Gründer eines französischen Sneakerlabels reiste jahrelang durch die Welt, um das umweltfreundlichste Naturkautschuk für seine Schuhsohlen zu finden. Und während kratzige Schweizer Schafwolle Jahrelang als Müll entsorgt oder sogar verbrannt wurde, nutzt ein Unternehmenden Jahrtausende alten Rohstoff wieder für moderne Outdoorbekleidung.

Teil 5: Das große Sterben stoppen - Wie wir Arten schützen

Goldkopflöwenäffchen
Das Goldkopflöwenäffchen freut sich über mehr Lebensraum in Brasilien. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Täglich schwinden weltweit allein etwa 150 Tier- und Pflanzenarten von der Erde. Was man dagegen tun kann? Lebensraum schaffen! Wie es geht, zeigen unter anderem Farmer in Brasilien, die Viehweiden für die Wiederaufforstung von Regenwald zur Verfügung stellen. Damit bekommt das beinahe Goldene Löwenäffchen mehr Lebensraum und die Chance auf eine Zukunft.

Wer den Biber, schützt, tut sich auch selbst etwas Gutes. Denn Forschende in Großbritannien haben herausgefunden, dass das possierliche Tier mit seinen Dämmen nicht nur neue, artenreiche Biotope schafft, sondern sogar ganze Ortschaften vor Überschwemmungen schützt. Denn Biberdämme halten bei Starkregen große Wassermengen zurück.

Flugstunden für den Waldrapp

Waldrapp Geronticus eremita.
In Gefangenschaft geborene Waldrappen müssen ihre Flugroute gen Süden erst kennenlernen. Bildrechte: imago images/Ardea

Wo geht es gen Süden? Das zeigen engagierte Tierschützer in Bayern Zugvögeln, die in Gefangenschaft geboren wurden. Mit einem Leichtflugzeug fliegen sie vor den Waldrappen her bis in die Toscana. Die Flugstunden zeigen Erfolg: Die Tiere prägen sich den Weg tatsächlich ein und finden ihn dann selbst.

Tipps für den täglichen Earth Day

  1. Weniger ist mehr: Kaufe nur, was du auch wirklich brauchst.
  2. Keine Erdbeeren im Winter: Kaufe regional und saisonal.
  3. Wiederverwenden und upcyclen: Gib Dingen eine zweite Chance.
  4. Insektenbuffet: Pflanze an, was Bienen und Co. lieben.
  5. Kostbares Nass: Duschen statt baden. Waschgeräte vollfüllen.
  6. Nachhaltig mobil: Radeln, laufen, Bahn statt Auto fahren.

krm

Dieses Thema im Programm: arte: Gute Nachrichten vom Planeten | 22. April 2023 | 20:15 Uhr