Buchstabenwürfel bilden den Schriftzug Long Covid neben Blutprobe und Coronavirus-Modell
Long Covid - viele Infizierte haben noch Monate mit den Folgen der Krankheit zu kämpfen. Bildrechte: imago images/Christian Ohde

Studie der Uni Mainz Mehr als ein Drittel aller Corona-Infizierten leiden unter Long Covid

21. Dezember 2021, 09:32 Uhr

Wir groß sind Langzeitfolgen einer Corona-Infektion? Wie viele Menschen sind betroffen? Eine Studie der Uni Medizin Mainz hat Long Covid genauer unter die Lupe genommen – mit besorgniserregenden Ergebnissen. Unter anderem litten rund 40 Prozent aller Infizierten unter Langzeitfolgen und fast 30 Prozent haben ihre körperliche Leistungsfähigkeit danach noch nicht wieder erreicht.

Die Forschenden der Mainzer Unimedizin nutzten für ihr aktuelles Covid-19-Projekt Daten aus der Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS), die mit 15.000 Personen eine der größten Langzeit-Gesundheitsstudien der Welt darstellt. In diesem Fall wurden 10.250 Menschen auch auf mögliche Spätfolgen durch Long Covid untersucht und die Ergebnisse auf einer Pressekonferenz am Montag (20.12.2021) vorgestellt.

Demnach wussten 35 Prozent der untersuchten Personen gar nicht, dass sie sich mit Sars-CoV-2 infiziert hatten. Rund 30 Prozent hatten ihre ursprüngliche Leistungsfähigkeit noch nicht wiedererlangt, knapp 15 Prozent fühlten sich dauerhaft in ihrem Alltagsleben eingeschränkt, mehr als sechs Prozent auch in ihrem Arbeitsleben. Auch sechs Monate nach überstandener Krankheit litten 40 Prozent der Untersuchten unter Symptomen wie Müdigkeit, Gedächtnisstörungen oder Kurzatmigkeit. Bei den Frauen hatten 46 Prozent mit Langzeitfolgen zu kämpfen, während es bei Männern nur 35 Prozent waren.

Gesundheitssystem sollte schnell an Long Covid angepasst werden

"Bislang waren wir sehr fokussiert auf die Infektionsausbreitung und die Behandlung der schweren Fälle in den Krankenhäusern. Aber wir müssen uns jetzt auch dringend um die Langzeitfolgen kümmern", erklärte der Studienleiter Prof. Philipp Wild der Tagesschau. Insgesamt hätten sich in der Untersuchung ganz unterschiedliche Langzeitbeschwerden gezeigt, die sich zum Teil erst einige Wochen nach der Erkrankung einstellten. Das sei besonders für unwissentlich Infizierte ein Problem, so Wild. Denn in der Behandlung sei dann nicht klar, ob Covid-19 oder eine andere Krankheit die Ursache für die Beschwerden ist.

Wild fordert daher eine schnelle Anpassung des Gesundheitssystems an Long Covid. Für den bei der Pressekonferenz anwesenden rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister Clemens Hoch waren die Erkenntnisse aus der Studie zudem ein weiteres Argument für eine Impfpflicht, die aber letztlich auf Bundesebene verabschiedet werden müsse, so der SPD-Politiker.

Prof. Dr. Philipp Wild, Sprecher der Studienleitung der Gutenberg-Covid-19 Studie der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Clemens Hoch, Wissenschaftsminister von Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie Prof. Dr. Ulrich Förstermann, Wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin Mainz bei der Vorstellung der neuen Long-Covid-Studie.
Der Leiter der Studie Prof. Philipp Wild (li.) mit Gesundheitsminister Clemens Hoch (Dr.v.l.) und weiteren Mainzer Professoren bei der Vorstellung der neuen Long-Covid-Studie. Bildrechte: Universitätsmedizin Mainz/ Peter Pulkowski

Nächste Long-Covid-Studie bereits in Planung

Aus der Mainzer Untersuchung ließe sich aber auch etwas Positives ziehen, wie Studienleiter Wild betont: "Das Mutmachende ist, dass bei den meisten Infizierten die Beschwerden auf lange Sicht wieder zurückgehen. Man kann sagen, je länger die akute Krankheit zurückliegt, desto mehr nehmen die Beschwerden ab." Außerdem habe sich einmal mehr gezeigt, wie wichtig Grundlagenforschung sei. Denn ohne die seit 2007 laufende Gutenberg-Gesundheitsstudie wäre die aktuelle Long Covid-Analyse so schnell und in dieser umfangreichen Form nicht möglich gewesen.

Und eine weitere Untersuchung zum Thema ist ebenfalls schon geplant. Insgesamt 600 Probanden aus der aktuellen Studie plus weitere Erkrankte, die an der Unimedizin Mainz behandelt wurden, sollen genauer untersucht werden – inklusive MRT des Kopfes und der Gewinnung von Bioproben. Damit soll das gesamte Spektrum der Schweregrade eines akuten Infektionsverlaufs berücksichtigt werden. Erste Ergebnisse soll es im zweiten Quartal 2022 geben.

cdi

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