Tabletten, Kapseln und eine Spritze
Medikamente, die das Immunsystem drosseln, können die Wirkung der Covid-Impfung vermindern (Symbolfoto) Bildrechte: Colourbox.de

Covid-19 Asthma- und Krebsmedikamente schwächen möglicherweise Impfwirkung

20. März 2024, 15:59 Uhr

Bei schweren Allergien, Autoimmunerkrankungen oder Krebs werden oft Medikamente verschrieben, die das Immunsystem herunterfahren. Dadurch könnte die Corona-Impfung schlechter wirken.

Asthma, Neurodermitis oder Krebs: Viele schwere Erkrankungen werden mit Medikamenten behandelt, die das Immunsystem dämpfen. Das trifft für orale Corticosteroide zu ebenso wie für Chemotherapien gegen Tumore. US-Mediziner warnen jetzt, dass dauerhafte Einnahme von immundämpfenden Medikamenten das Risiko erhöhen könnte, schwer an Covid-19 zu erkranken und in Kliniken behandelt werden zu müssen. Und die Medikamente könnten zugleich die Immunreaktion auf eine Corona-Impfung abschwächen und Risikopatienten dadurch weniger Schutz geben.

Medikamente gegen Krebs, Hautentzündungen oder Asthma

Das Team um Beth Wallace wollte wissen, wie hoch der Anteil der US-Amerikaner ist, die durch die Einnahme von Medikamenten wahrscheinlich ein abgeschwächtes Immunsystem hat. Dazu analysierten die Forscher die Krankenkassendaten von rund 3,2 Millionen US-Amerikanern unter 65 Jahren. Bei etwa 2,8 Prozent der untersuchten Personen sei diese Gefahr gegeben, schreiben die Mediziner in ihrem Beitrag für die Fachzeitschrift JAMA Network Open.

Die rund 90.000 Betroffenen in dem Datensatz waren im Schnitt 53 Jahre alt. 61, 2 Prozent waren Frauen. Sie hatten in den Jahren 2018 und 2019 mindestens einmal im Jahre eine Chemotherapie bekommen, die das Immunsystem hemmte, 30 Tage oder noch häufiger orale Corticosteroide eingenommen, 90 Tage oder mehr ein orales oder subkutan verabreichtes Medikament genommen, das das Immunsystem schwächt, oder zwei Dosen eines intravenös verabreichten Immunhemmers bekommen.

Zu den Gründen der Verschreibung zählten bei 73,8 Prozent ein schnell wachsender Tumor, bei 38,8 Prozent entzündliche Hautkrankheiten, bei 26,9 Prozent Asthma oder COPD und bei 7,9 Prozent eine Organtransplantation. 68,8 Prozent hatten weitere Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Immunsystem, darunter viele Infektionen.

Immunhemmer können Impfwirkung schmälern oder komplett stoppen

Die Forscher warnen, dass die Langzeiteinnahme von Corticosteroiden die Gefahr einer schweren Erkrankung durch Sars-CoV-2 erhöht – obwohl diese Medikamente bei der Behandlung von schweren Verläufen selbst auch hilfreich sein können, wie das Beispiel Dexamethason zeigt. Auch wenn zum Zeitpunkt der Studie noch keine Corona-Impfstoffe zur breiten Anwendung verfügbar waren, gebe es doch vermehrte Anzeichen, dass die langfristige Einnahme sogenannter Immunsuppresiva die Wirkung der Impfung behindern könne.

"Wir sehen jetzt, dass Patienten, die Immunhemmer einnehmen, möglicherweise langsamer und schwächer auf die Covid-Impfung ansprechen und in manchen Fällen sogar überhaupt nicht", sagt Beth Wallace. Da es noch kein vollständiges Bild darüber gebe, wie die Medikamente die Wirkung der Impfstoffe beeinflussten, könnten noch keine Empfehlungen für Betroffene formuliert werden. Mögliche Strategien seien die Gabe einer dritten Impfdosis oder das zweitweise Aussetzen der Immunhemmer. Wo es ginge, sollten behandelnde Ärzte mit ihren Patienten überlegen, ob eine Behandlung mit anderen Wirkstoffen möglich sei.

(ens)

In einer früheren Version dieses Artikels hieß es fälschlich, dass auch inhalative Medikamente gegen Asthma die Impfwirkung negativ beeinflussen können. Das ist falsch. Die Studie bezieht sich lediglich auf oral verabreichte Corticosteoide. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

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