Ein Teenager erhält eine Dosis des Impfstoffs gegen Covid-19 während des nationalen Impfbeginns für Jugendliche im Alter zwischen 15 und 17 Jahren in Tegucigalpa, Honduras
Impfung in Honduras in Mittelamerika: WHO-Forscher fordern, dass zunächst bislang unversorgte Länder Impfstoff erhalten sollen bevor vollständig Geimpfte eine dritte Impfdosis bekommen. Bildrechte: imago images/Agencia EFE

Covid-19 Meta-Studie: Knappen Corona-Impfstoff nicht für Drittimpfung verwenden

22. September 2021, 11:35 Uhr

Eine neue Überblicksstudie zeigt: Die zugelassenen Covid-Impfstoffe schützen so gut, dass ein Großteil der Geimpften noch keine Auffrischung braucht, auch nicht gegen die ansteckendere Delta-Variante.

Sollten doppelt Geimpfte zum Schutz gegen die hochansteckende Delta-Variante vom Sars-Coronavirus-2 noch eine weitere Impfdosis bekommen? Nein, denn es würde die Pandemie eher verlängern, den vorhandenen, knappen Impfstoff für einen weiteren Boost zu verwenden. So lautet das klare Ergebnis einer Metastudie von WHO Wissenschaftlern, die jetzt im medizinischen Fachjournal "The Lancet" erschienen ist.

Treiber der Pandemie sind Ungeimpfte

Ana-Maria Henao-Restrepo und Kollegen haben zahlreiche Beobachtungsstudien und Erhebungen zu Infektionen bei Geimpften und Nicht-Geimpften ausgewertet. Demnach bieten vollständige Impfungen nach wie vor einen Schutz von 95 Prozent gegen schwere Erkrankungen und 80 Prozent gegen jede Art der Infektion mit Covid-19. Allen Impfstoffen sei gemein, dass der Schutz gegen schwere Verläufe höher sei als gegen leichte oder asymptomatische Infektion, so die Autoren.

Auch in Ländern wie Israel oder Großbritannien, wo die Impfquoten sehr hoch seien, zeige sich, dass nach wie vor ungeimpfte Menschen am häufigsten von neuen Ansteckungen betroffen seien. Sie seien damit weiterhin die Treiber der Pandemie und hätten auch das größte Risiko, schwer zu erkranken, schreiben die Autoren.

Vor der Drittimpfung sollten erst Ungeimpfte Zugang zur Impfung erhalten

"Zusammengenommen zeigen die derzeit vorhandenen Studien keine Anzeichen dafür, dass der Schutz gegen eine schwere Erkrankung nachlässt und das ist nach wie vor das wichtigste Ziel einer Impfung", sagt Henao-Restrepo. Da der Nachschub an Impfstoffen immer noch begrenzt sei, könnten am meisten Leben gerettet werden, wenn die diejenigen Impfdosen erhielten, die das größte Risiko hätten, schwer zu erkranken und die bislang keinen Zugang zu Impfungen hatten.

Selbst wenn ein dritter Impfboost zusätzlichen Schutz vermittele, überwiege das nicht die Vorteile davon, zunächst bislang völlig ungeschützte Menschen zu immunisieren. "Wenn die Impfstoffe dorthin verteilt werden, wo sie den größten Nutzen bringen, dann könnten sie die Pandemie schneller beenden, indem sie die Entwicklung weiterer Virenvarianten verhindern."

WHO Forscherin Dr Ana Maria Henao Restrepo
Impfstoffe sollen dorthin verteilt werden, wo sie den größten Nutzen bringen, sagt Forscherin Ana-Maria Henao-Restrepo (hier auf einer früheren WHO-Pressekonferenz) Bildrechte: WHO / Christopher Black

Impfboost besser mit angepassten Varianten der Impfstoffe

Zwar zeigen immer mehr Studien, dass die Menge der Antikörper im Blut von Geimpften abnimmt, je länger die Impfung her ist. Doch das bedeute nicht automatisch, dass auch der Impfschutz weniger werde, so die Autoren. Sie erwarten, dass die zellulären Immunantworten durch T-Zellen und das B-Zell-basierte Immungedächtnis deutlich länger halten.

Das Fortschreiten der Impfkampagne werde allerdings dazu führen, dass es irgendwann nur noch Geimpfte gebe, wodurch dann alle Neuansteckungen automatisch auch Durchbruchsinfektionen seien. Dennoch gebe es bislang keine Anzeichen dafür, dass neue Virusvarianten dem durch die Impfung gebildeten Immungedächtnis vollständig ausweichen könnten. Wenn solche Varianten entstünden, sei es besser, mit einer angepassten Version der Impfstoffe nachzuimpfen, als die bislang verfügbaren Versionen zu verwenden, argumentieren die WHO-Forscherinnen.

(ens)

Quelle

  • Henao-Restrepo et.al: Considerations in boosting COVID-19 vaccine immune responses, The Lancet

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