Französisch - österreichisches Biotech - Unternehmen VALNEVA entwickelt vielversprechenden Corona - Impfstoff.
Firmensitz des Impfstoffherstellers Valneva in Wien (archivbild) Bildrechte: imago images/Viennareport

Covid-19 Europäischer Totimpfstoff: England startet Zulassungsverfahren

08. September 2021, 13:08 Uhr

Der österreichisch-französische Impfstoffhersteller geht mit seinem Coronavakzin ins Zulassungsverfahren in Großbritannien. Der Impfstoffkandidat ist das einzige europäische Projekt, das abgetötete Coronaviren nutzt.

Einen Corona-Impfstoff auf Basis abgetöteter ganzer Viren will der österreichisch-französische Impfstoffhersteller Valneva bis Jahresende im Vereinigten Königreich auf den Markt bringen. Wie das Biotechunternehmen jetzt mitteilte, wurde dazu ein sogenanntes rollierendes Verfahren bei der britischen Zulassungsbehörde MHRA gestartet. Dabei prüft die Behörde nun laufend neu abgegebene Daten aus der klinischen Phase-3-Studie "CoV-Compare", die aktuell in Großbritannien läuft. Sollte die Studie erfolgreich sein, erwartet Valneva eine Zulassung im Vereinigten Königreich bereits bis zum Jahresende 2021.

Totimpfstoff: Bereits seit langem etabliert

Bei "CoV-Compare" wird die Wirkung des Valneva-Impfstoffkandidaten VAL2001 mit der des bereits zugelassenen Impfstoffs von Astrazeneca verglichen. Dabei erhalten Teilnehmer der Kontrollgruppe  eine Impfung mit dem Vektorimpfstoff Vaxzevria, der an der Universität Oxford entwickelt wurde. Die Versuchsgruppe wird mit dem neuen Totimpfstoff geimpft, den Valneva mit Hilfe seiner Vero-Zell-Plattform entwickelt hat.

Bei diesem Verfahren handelt es sich um eine bereits lang etablierte Methode zur Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen. Im Fall von VAL2001 werden Viren vom Typ Sars-CoV-2 in seiner ursprünglichen Wuhan-Variante in Zellkulturen vermehrt und danach chemisch kastriert. So bleiben einerseits die meisten Viruseiweiße intakt, doch die Viren verlieren ihre Fähigkeit, Zellen zu infizieren und sich zu vermehren. Ähnliche Verfahren kommen bei der Produktion von Impfstoffen gegen Polio, Tetanus oder Influenza zum Einsatz.

Ganzvirusimpfstoff gegen Covid-19 mit Impfstoffverstärkern

Der Vorteil gegenüber den bereits zugelassenen mRNA- und Vektor-Impfstoffen: Das Immunsystem bildet nicht nur Antikörper und T-Zellen gegen das Corona-Spikeprotein, also den Schlüssel des Virus zu den menschlichen Zellen, sondern es werden auch Immunantworten auf die übrigen Bestandteile des Erregers entwickelt, also etwa gegen die Virushülle. So könnte ein Totimpfstoff etwas besser wirken bei weiteren Virusmutationen. Denn es werden mehr Bereiche auf dem Virus abgedeckt. Dessen Möglichkeit der Immunantwort auszuweichen, wird etwas verringert. Zudem gelten Totimpfstoffe als leicht zu lagern: Bei Kühlschranktemperaturen sind sie bis zu mehreren Jahren haltbar.

Die abgetöteten Viren werden mit zwei Impfstoffverstärkern kombiniert: Mit Alum und mit CpG 1018. Alum basiert auf Aluminium und regt insgesamt stärkere Immunantworten an. CpG 1018 ist ein Eiweiß, das bereits in einem Impfstoff gegen Hepatitis-B eingesetzt wird und dass eine Verstärkung der Immunantworten bei den T-Zellen bewirkt, die bei einer Immunität gegen Corona eine wichtige Rolle spielen.

Valneva-Impfstoff: Kandidat für Auffrischungsimpfungen

Eine Zulassung in der EU strebt Valneva in der ersten Hälfte des Jahres 2022 an. Wahrscheinlich ist aber, dass er hier vor allem für spätere Booster-Impfungen eingesetzt werden könnte. Mehrere Studien haben bereits gezeigt, dass der Einsatz unterschiedlicher Impfstoffe besonders gute Immunreaktionen anregt. Eine Verstärkung mit einem Totimpfstoff könnte daher gute Effekte bringen. Die britische Regierung finanziert dazu eine klinische Studie, bei der verschiedene Impfstoffe, auch VAL2001, als Boosterimpfstoffe getestet werden. Die EU hatte im Januar Verhandlungen über die Lieferung von 30 Millionen Impfstoffdosen in einem ersten Schritt begonnen. Diese sind laut Unternehmen aber noch nicht abgeschlossen.

In einer weiteren Studie in Neuseeland will Valneva demnächst auch einen an eine Virusvariante angepassten Impfstoff testen. Dann könnten Viren der Alpha- oder der Deltavariante als Ausgangsmaterial genutzt werden. Hier ist die Vorbereitung aber noch nicht abgeschlossen.

(ens)

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