Kindermedizin Steigende Zahl an RSV-Atemwegserkrankung nach Corona-Lockdown – Was steckt dahinter?
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04. August 2021, 11:24 Uhr
Durch die Covid-19-Prävention wurden lange Zeit allseits bekannte Erkältungskrankheiten zurückgedrängt. Dann kamen Lockerungen der Schutzmaßnahmen – und die Infektionen sind wieder angestiegen. Atemwegserkrankungen werden derzeit vermehrt registriert, vor allem bei Kleinkindern. Wie gefährlich ist diese verzögerte Erkältungswelle und was kann dagegen getan werden?
Schlagzeilen wie diese machen die Runde: Corona-Lockerungen begünstigen schwere Infektionskrankheiten. Oder: Betten der Kinderkliniken füllen sich. Oder: Es ist gefährlicher als Covid-19. Wovon ist hier die Rede? Von einer Infektionskrankheit namens RSV – ausgesprochen: Respiratorisches Synzytial-Virus. Gemeint ist eine akute Atemwegserkrankung, die in unseren Breiten normalerweise im Winter registriert wird und nun aber – da die Masken zeitweilig gefallen sind – auch im Sommer auftritt.
Symptome betreffen vor allem Kleinkinder unter zwei Jahren
Tobias Tenenbaum, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie und Chefarzt der Kinderklinik am Sana-Klinikum Berlin-Lichtenberg: "Das sind Kinder, die dann mit Fieber, vermehrtem Husten oder auch verstärkter Atemnot in die Klinik kommen. Und wenn die dann relativ krank sind, müssen sie stationär aufgenommen werden und benötigen teils eben auch Sauerstoff." Einige bräuchten unter Umständen sogar eine Atemunterstützung, so Tenenbaum. Das heißt: "Sie brauchen auch mal eine Beatmung."
Diese Symptome betreffen vor allem Kleinkinder unter zwei Jahren. Ungewöhnlich viele Krankenhausbetten sind nicht belegt. Trotzdem hat die Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie auf das Problem hingewiesen, genau wie das Robert Koch-Institut. Das hat neben zunehmenden Fällen bei Kleinkindern auch einen Anstieg dieser speziellen Atemwegsinfektion in der Altersgruppe ab sechzig Jahre registriert. Auskuriert werden muss der Atemtrakt in jedem Fall:
RSV ist so ein Keim, den möchte man eigentlich nicht bekommen.
Wenn man eine schwere Infektion mit RSV erleide, hätte man in der Folge viel mehr Probleme als eigentlich im Hintergrundrauschen erwartet werde, so Tenenbaum. Das heißt: "Die Kinder haben häufiger Atemwegsinfektionen durch andere Erreger und ein erhöhtes Risiko, eventuell auch ein Asthma zu entwickeln."
Kleinkinder bis zum Alter von zwei Jahren können aber vorbeugend behandelt werden – und zwar mit einer Impfung. Bei dieser passiven Immunisierung werden Antikörper in regelmäßigen Abständen gespritzt. Möglicherweise wird diese Impfung mit steigenden RSV-Zahlen auch jetzt im Sommer empfohlen, was sonst nur im Winter der Fall war.
RSV-Impfung bis zum zweiten Lebensjahr
Bis zum zweiten Lebensjahr wird die Impfung durch die Krankenkasse gezahlt, darüber hinaus nicht. Die Behandlung sei dann aber auch nicht mehr so nötig, erklärt Ingeborg Krägeloh-Mann. Sie ist die Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und Expertin für Kinderheilkunde an der Universität Tübingen: "Eigentlich ist es sozusagen geschickt, wenn die Kinder das später kriegen."
Das heißt: Kleinkinder, die sich aufgrund der Covid-19-Schutzmaßnahmen in den letzten beiden Winter nicht mit dem RS-Virus oder anderen Viren auseinandersetzen mussten, haben zwar nun keine Immunität und können erkranken. Aber:
Dass bestimmte Virusinfektionen im Nachklang auftauchen, wenn man aus dem Lockdown aufwachen darf, ist natürlich logisch – ist aber eine nachgeholte Geschichte, die wahrscheinlich sogar weniger schlimm ausfällt.
Insofern – sagen die Spezialisten für Kinder- und Jugendkrankheiten – sei alles unter Kontrolle. Trotzdem wird aufmerksam registriert. Auch in anderen Ländern. Ingeborg Krägeloh-Mann hat dabei beobachtet, dass in Frankreich, den Niederlanden oder der Schweiz die RSV-Fallzahlen derzeit noch höher sind als in Deutschland.
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