Neuer Mittelweg zwischen Durchseuchung und Schließungen? Corona und die Schulen: Welchen Einfluss wird die Delta-Variante haben?
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24. August 2021, 16:34 Uhr
Der Start ins neue Schuljahr steht in vielen Bundesländern an und mit ihm die Frage: Wie wirkt sich die Delta-Variante auf die Pandemie-Entwicklung unter Schülern aus. Experten plädieren für mehr Impfungen und Tests.
Ohne dass es in diesem Sommer einen richtigen Sommer gegeben hätte, gehen die großen Ferien in Deutschland schon wieder ihrem Ende entgegen. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beginnt das Schuljahr 2021/2022 etwa Anfang September. Gleichzeitig steigt die Corona-Inzidenz hierzulande wieder an und lag Mitte August erstmals seit Mai über 50. Daran hat auch die Delta-Variante ihren Anteil, die sich als deutlich ansteckender als andere Varianten herausgestellt hat. Die große Frage lautet nun, wie sich das neue Schuljahr mit der anlaufenden vierten Welle entwickeln wird.
Eltern sollten sich auch für ihre Kinder impfen lassen
Christian Drosten, der Chef der Virologie an der Berliner Charité, empfiehlt dafür einen Blick nach England. Trotz mehrfacher Tests pro Woche seien die Fallzahlen dort vor allem bei Schülerinnen und Schülern der 7. bis 11. Klassen nicht unter Kontrolle geblieben, erklärte der Experte der "dpa". Für Deutschland schätzt Drosten, dass maximal zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen bereits infiziert waren. Das liege auch daran, dass die Corona-Ausbreitung an Schulen durch regelmäßige Tests und Maßnahmen besser abgebremst wurde als etwa an Arbeitsplätzen. Auch auf schon überstandene Corona-Infektionen sollten die Eltern lieber keine große Hoffnungen setzen, da viele Erkrankungen der Kinder in diesem Sommer auf normale Erkältungsviren zurückgingen.
Letztlich plädiert der Virologe daher für einen Mittelweg zwischen rasanter Durchseuchung und strengsten Vermeidungsmaßnahmen. "Ein kontrolliert schwelendes Geschehen muss man akzeptieren, wenn der Schulbetrieb laufen soll", so Drosten. "Man wird nicht jegliche Verbreitung an Schulen unterbinden können, aber möglichst eine unkontrollierte Ausbreitung." Wichtig sei dabei, dass möglichst alle Eltern und Lehrer geimpft seien. Vorstellbar seien dabei auch Impfkampagnen für Eltern an den Schulen. "Natürlich dürfen die Schulen möglichst nicht noch einmal geschlossen werden", betont Drosten.
Ähnlich sieht es sein Bremer Kollege Hajo Zeeb, der allerdings einschränkt, dass es durchaus wieder zu lokalen Schulschließungen kommen könne: "Das könnte aufgrund von Delta gegebenenfalls sogar öfter vorkommen." Wie Zeeb unterstreicht auch die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek die Wichtigkeit der Impfung von Erwachsenen, da sich viele Kinder eben noch gar nicht impfen lassen könnten. Zudem könnte die Delta-Variante dazu führen, dass sich viele Menschen in relativ kurzer Zeit infizieren. "Es wird also bei einer tolerierten Ausbreitung des Virus an den Schulen durch die große Anzahl an nicht geimpften Schülerinnen und Schülern fast zwangsläufig auch in dieser Gruppe zu schweren Verläufen kommen", erläutert Ciesek.
Kürzere Quarantäne, aber dafür früher
Immerhin scheint die Impfkampagne bei den Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren gut anzulaufen, nachdem die Ständige Impfkommission Mitte August eine uneingeschränkte Impfempfehlung für sie ausgesprochen hatte. Auf die medizinische Empfehlung der Kommission hätten viele Eltern gewartet, berichtet Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Den Eltern gehe es nun auch darum, mit den Impfungen mögliche Schulschließungen zu verhindern.
Dazu sollten die bekannten Hygiene- und Testkonzepte optimiert werden, fordert Christian Drosten. Statt der aktuell vorgeschriebenen 14 Tage sollten positiv getestete Schüler nur noch fünf Tage in Quarantäne geschickt werden - dafür sollte man bei der Quarantäne aber nicht mehr auf einen zweiten Fall warten: "Besser ist Quarantäne für die ganze Klasse sofort beim ersten Fall, das aber kurz."
cdi/dpa
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