Laborantin führt einen ELISA-Test durch
Labortest auf Antikörper: Noch sind viele Fragen offen. Bildrechte: IMAGO / ITAR-TASS

Covid-19 Warum ein Corona-Impferfolg nur schwierig im Labor gemessen werden kann

30. April 2021, 16:14 Uhr

Hat die Spritze gewirkt, bin ich jetzt vor Corona geschützt? Diese Frage stellen sich viele Geimpfte dieser Tage. Laborärzte fordern deshalb die Finanzierung von Antikörpertests für alle. Doch da gibt es einige Haken.

Kann man nach der Impfung gegen Corona irgendwie nachsehen, ob man nun wirklich geschützt ist? Diese Frage stellen sich viele Geimpfte. Stellvertretend für sie wendet sich Hans Asbach an MDR WISSEN und fragt: "Gibt es eine einfache, aber dennoch aussagekräftige Labormethode, den Erfolg einer Covid-19 Impfung zu prüfen?" Eine einfache Antwort gibt es da gerade nicht, das Fazit nach der Recherche lautet eher: Ja, aber auch nein, noch nicht, es ist kompliziert.

Schwellwerte für das Schutzniveau von Antikörpern fehlen noch

Ende März forderte der Berufsverband der deutschen Laborärzte, dass alle Geimpften einen Anspruch auf einen kostenfreien Antikörpertest im Labor erhalten sollten. Das Verfahren wäre einfach: Beim Hausarzt oder direkt im Labor Blut abnehmen lassen und anschließend den sogenannten Titer, also letztendlich die Menge der Sars-CoV-2-IgG-Antikörper bestimmen lassen. Doch danach fangen die Probleme leider an.

Bislang gibt es nämlich keinen Schwellenwert, ab dem von einem Impfschutz gesprochen werden kann. "Wir wissen einfach bei Sars-CoV-2 nicht, welcher Wert, welcher Titer notwendig ist, damit man vor der Infektion geschützt ist", sagt Dr. Sebastian Ulbert, Abteilungsleiter Impfstoffe und Infektionsmodelle am Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig. Bei anderen Impfstoffen kenne man diese Werte durch jahrelange Erfahrungen und umfangreiche Studien. Bei Corona laufen die Untersuchungen zwar, aber das Virus und die von ihm ausgelöste Infektion sind noch zu jung, um hier bereits sichere Aussagen zu treffen.

T-Zellen sind schwieriger nachzuweisen

Erfahrungen mit anderen Viren zeigen, dass es keine Faustregeln gibt, nach dem Motto, der Wert muss mindestens über 50, 100 oder 500 liegen. Zum Beispiel bei der Impfung gegen Polio, der Kinderlähmung. "Da weiß man, dass es ausreicht, einen neutralisierenden Titer von 1:8 zu haben, das ist ein sehr niedriger Wert", sagt Ulbert. Der könnte bei Covid-19 viel höher liegen. Vielleicht aber auch nicht.

Hinzu kommt: Antikörper sind bei Covid-19 nur ein Teil der Immunantwort. Daneben gibt es noch die sogenannte zelluläre Immunität, also T- und B-Zellen, die zu den weißen Blutkörperchen gehören. Sie bieten ebenfalls einen sehr wichtigen Schutz gegen das Virus. Hier ist der Nachweis über den bestehenden Schutz aber noch schwieriger, als bei Antikörpern.

Was folgt aus dem Testsergebnis?

Mit der ebenfalls sehr aufwendigen Labormethode, dem Neutralisationstest, kann man erfahren, ob man aktuell über effektive Antikörper verfügt. Dabei wird eine Serumprobe, die Antikörper enthält, mit dem echten Virus konfrontiert. "Das geht nur in einem S-3-Labor, einem Hochsicherheitslabor, wie wir es hier bei uns am Fraunhofer-Institut haben", sagt Ulbert. Der Test dauert oft mehrere Tage, kann dann aber auch zeigen, inwiefern die Antikörper auch mutierte Versionen der Viren unschädlich machen können. Als einfache Methode zur Prüfung des Impferfolgs für jeden Geimpften kommt der Neutralisationstest aber nicht in Frage.

Aus Sicht des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherungen kommt zu der Frage nach den Antikörper-Schwellenwerten für die Wirksamkeit von Impfungen noch eine weitere Unbekannte. "Können aus dem Ergebnis des Tests konkrete Folgen für die geimpfte Person abgeleitet werden, hat die Erkenntnis also eine therapeutische Konsequenz?", fragt GKV-Sprecherin Janka Hegemeister auf Anfrage von MDR WISSEN. Denn natürlich sollte ein Test nur dann Kassenleistung sein, wenn klar ist, dass das Ergebnis dazu beitragen kann, die Gesundheit des Versicherten zu verbessern. Im Fall der Antikörpertests müsste es dann zumindest Ideen geben, welche Behandlungen sinnvoll sein könnten, ob etwa eine weitere Dosis verabreicht oder ein anderer Impfstoff mit einem anderen Wirkungsprinzip eingesetzt werden sollte oder ob stattdessen monoklonale Antikörper gegeben werden könnten. Auch hier muss die klinische Forschung zunächst Antworten liefern, bevor Tests wirklich sinnvoll sind.

Hausärzte müssen jetzt erstmal impfen

Dass aber der Tag kommt, an dem der Einsatz von Antikörpertests sinnvoll wird, das glaubt der Mediziner Klaus Heckemann, Vorstand der Vereinigung der Kassenärzte in Sachsen. Sind erst einmal Schwellwerte erforscht und definiert, könnte ein Test klären, ob ein Immunschutz besteht oder nicht. Das könnte etwa ein Jahr nach der Impfung oder einige Monate nach einer durchgemachten Covid-19 interessant werden. "Ist der Titer dann zu niedrig, braucht man eine weitere Impfung. Ist er hoch, kann man noch etwas warten", sagt Heckemann.

Aktuell aber hätten die Hausärzte keine Zeit, um bei Patienten Blutproben zu nehmen, für die nur aus Interesse wichtig sei. "Wir müssen jetzt vor allem impfen, impfen, impfen", stellt Heckemann fest. Wer wirklich dringend seine Antikörperwerte erfahren will, kann das aber auf eigene Rechnung bei vielen medizinischen Labors tun. Außerdem gibt es im Handel erhältliche Antikörper-Schnelltests (ELISA), bei denen man zumindest erfahren kann, ob man Antikörper gegen das Virus hat oder nicht.

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