Corona Omikron: Forscher finden Grund für milde Covid-19-Verläufe und neue Medikamente
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26. Januar 2022, 14:14 Uhr
Ein britisch-deutsches Forscherteam hat zwei gute Nachrichten: Omikron unterdrückt das angeborene Interferon-Alarmsystem von Zellen schlechter als Delta. Und viele antivirale Medikamente wirken auch gegen die aktuelle Corona-Variante.
Obwohl Omikron der Immunität von Geimpften und Genesenen ausweichen kann, verursacht die Variante den bisherigen Erkenntnissen zufolge mildere Krankheitsverläufe als vorherige Virusversionen. US-Forscher hatten in einer Preprint-Studie Anfang Januar berichtet, dass die Virusvariante in Mäusen und Hamstern die Zellen der Lunge deutlich schlechter infizieren konnte. Jetzt hat ein deutsch-britisches Forscherteam einen weiteren Hinweis auf eine mögliche Ursache entdeckt: Omikron kann das zelleigene Alarmsystem Interferon offenbar schlechter unterdrücken.
Omikron kann Interferon Alarm nicht ausschalten
Das Team von Forschern um Jindrich Cinatl und Martin Michaelis von den Universitäten Frankfurt und Kent infizierte Zellkulturen drei verschiedener Zelltypen jeweils mit Omikron und mit Delta. Während sich beide Virusvarianten etwa gleich stark in Vero-Zellen vermehrten, hatte Omikron in Caco-2 und Calu-3 Zellen offenbar einen Nachteil. Der Unterschied: Vero-Zellen haben von sich aus einen ausgeschalteten Interferon-Signalweg, in den anderen beiden Zelltypen ist dieses System intakt.
Interferon ist ein Botenstoff, den Zellen ausschütten, um dem Immunsystem anzuzeigen, dass sie angegriffen werden. Die Alpha- und die Deltavariante von Corona besitzen laut Studien die Fähigkeit, diesen Signalweg zu unterdrücken, indem sie ein bestimmtes Eiweiß nutzen, das den Auslöser blockiert. Das neue, im Fachjournal Cell Research erschienene Paper schlüsselt noch nicht im Detail auf, warum Omikron diese Interferon-Unterdrückung nicht gelingt. Aber es liefert einen weiteren Belegt dafür, dass die Funktion des Interferon-Systems eine entscheidende Rolle dafür spielt, ob Menschen schwer an Covid-19 erkranken oder nicht.
Antivirale Medikamente behalten Wirkung gegen Corona-Variante
Die Forscher haben zudem eine weitere gute Nachricht. Laut ihren Experimenten behalten verschiedene antivirale Medikamente ihre Wirkung gegen Omikron. Das ist von besonderer Bedeutung für immunsuprimierte Patienten und andere Hochrisikogruppen, die wegen des Immunescape aktuell durch die Impfung kaum noch geschützt werden können.
Während verschiedene monoklonale Antikörper ihre Wirkung gegen Omikron verloren, konnten einige Medikamente, die in den Vermehrungsvorgang des Virus eingreifen, ihr Wirkungsprofil im Vergleich zu Delta halten. Unter den Wirkstoffen waren Remdesivir, Nafamostad, Camostat, Aprotinin und die Hoffnungsträger Molnupiravir und Paxlovid.
(ens)
Zur Studie
- Cinatl, Michaelis, Wass et.al.: Reduced interferon antagonism but similar drug sensitivity in Omicron variant compared to Delta variant of SARS-CoV-2 isolates, Cell Research
- Spektrum.de: Omikron greift die Lunge weniger an
- Diamond et.al.: The SARS-CoV-2 B.1.1.529 Omicron virus causes attenuated infection and disease in mice and hamsters, Preprint
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