Staubsaugerbeutel, Kaffeefilter, Putztücher? Schutzmasken basteln: Die besten Materialien
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20. April 2020, 14:50 Uhr
Im Angesicht von Corona existiert vielerorts bereits eine Maskenpflicht. Aber im Handel sind solche Masken derzeit Mangelware. Die Verbraucher sollen sich mit selbstgebastelten Masken behelfen. Aber welche Materialen eignen sich dafür überhaupt? Das haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Chemie untersucht. Alle getesteten Materialien finden sich in gewöhnlichen Haushalten. Darunter auch Staubsaugerbeutel, vor deren Gebrauch einige Anbieter mittlerweile warnen.
Schnittmuster, Stoffempfehlungen, YouTube-Tutorials - Anleitungen, wie man sich seine eigene Maske bastelt, finden sich zu Hauf im Internet. Und ein Großteil aller Wissenschaftler ist sich sicher, dass auch ein einfacher Mund-Nasenschutz die Abgabe von Tröpfchen und Aerosolen - also verschiedener Schwebeteilchen - zumindest verringern kann. Und so schneidern und basteln zahlreiche Haushalte derzeit an ihren eigenen Masken.
Staubsaugerbeutel, Putztuch, Kaffeefilter: Welche Materialien eignen sich für Schutzmasken?
Doch welche Stoffe fangen Tröpfchen und Partikel besonders gut ab? Der Frage haben sich Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz gewidmet und sich dabei vor allem mit Stoffen beschäftigt, die in jedem Haushalt zu finden sind, vom Staubsaugerbeutel bis Kaffeefilter, von Küchenrolle bis Microfaserputztuch. Denn für das Team um Professor Frank Drewnick ist klar: Maske ist nicht gleich Maske.
Unterschiedliche Materialien haben unterschiedliche Filtereigenschaften. Auf der einen Seite filtern sie Partikel unterschiedlicher Größe verschieden gut aus dem Luftstrom heraus, auf der anderen Seite behindern sie das Hindurchatmen unterschiedlich stark. Deshalb sind nicht alle gleich gut geeignet, um daraus eine Maske herzustellen.
Filtern und gleichzeitig das Atmen möglichst nicht beeinträchtigen, diese beiden Eigenschaften sind essentiell für eine gute Maske. Zertifizierte OP-Masken vereinen beides. Sie bestehen meist aus mehreren Lagen Vliesstoff und einem Tuch als Filter.
Kriterien: Gut durchatmen können und trotzdem Luft filtern
Die Materialien aus dem Haushalt hingegen filterten entweder sehr gut, sogar teilweise besser als eine OP-Maske. Dann aber lassen sie kaum noch Luft zum Atmen durch. Das passiert etwa beim klassischen Kaffeefilter. Beim Shirt aus Jersey ist es dagegen umgekehrt: Man könne leicht durchatmen, ein Großteil der Partikel komme aber auch hindurch, schreiben die Forscher.
Ab einer bestimmten Partikelgröße schwächeln allerdings alle getesteten Materialien. "Partikel in einem Größenbereich von 100 und 500 Nanometern werden am schlechtesten abgeschieden. In diesem Größenbereich haben sich deutliche Unterschiede bei den verschiedenen Materialien gezeigt. Das Coronavirus hat eine Größe, die genau in diesem Bereich liegt", erklärt Drewnick.
Was ernüchternd klingt, stellt sich bei genauerer Betrachtung als wenig tragisch dar. Denn meist werden die Viren per Tröpfchen übertragen. Und gerade diese Partikel von der Größe oberhalb von 2,5 Mikrometern wurden von allen getesteten Materialien sehr effizient abgeschieden.
Keine Empfehlung für ein bestes Material
Doch mit welchem Material soll nun die eigene Maske gebaut werden? Schwer zu sagen. Beispielsweise zeigen die Daten der Untersuchung, dass in vielen Bereichen eine Maske aus zwei Lagen Küchenrolle und einem Papiertaschentuch ähnlich gut abschneidet wie OP-Masken. Allerdings bietet dieses Modell gerade bei kleinen Partikeln keinen guten Schutz. Bis in diesen Bereich konnte wiederum ein bestimmter Staubsaugerbeutel mit den OP-Masken mithalten. Allerdings dürfte es sehr unangenehm sein, durch ihn zu atmen.
Auch Professor Frank Drewnick will sich da nicht positionieren. "Eine Empfehlung für einzelne Materialien kann ich nicht abgeben, da andere Eigenschaften wie Verträglichkeit oder Abgabe gesundheitsschädlicher Substanzen nicht Bestandteil unserer Tests waren." Zumal die Maxime bleibt, unabhängig vom Material: Eine Maske muss regelmäßig gereinigt oder gewechselt werden. Sonst kann auch der atmungsaktivste Filter nicht schützen.
Anbieter warnen vor Benutzung von Staubsaugerbeuteln
Das Unternehmen dm warnt seine Kunden davor, Staubsaugerbeutel zur Herstellung von Schutzmasken zu benutzen.Viele der Beutel könnten nach Angaben der Dorgeriekette Stoffe enthalten, die beim Einatmen gefährlich sind. Aus Hygienegründen enthielten sie ein feines antibakteriell wirkendes Pulver aus Polymer, das durch das Aufschneiden der Beutelfreigesetzt werden kann. Das sei sowohl für die Lunge aus auch die Verdauungsorgane schädigend, so dm. Auch die Melitta-Group empfiehlt ihren Kunden, auf Staubsaugerbeutel als Material für Mund-Nase-Schutz zu verzichten, da sie nicht die nötige Filterwirkung hätten und zudem wegen der schlechten Passform nicht geeignet seien.