Kanadische Studie zur Corona-Pandemie Sars-CoV-2: Streunende Hunde können Corona verbreitet haben
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14. April 2020, 21:00 Uhr
Weltweit sind Forscher auf der Suche nach der Ursache und Verbreitung des neuen Coronavirus. Jetzt hat ein Biologe in Kanada eine neue Hypothese: Streunende Hunde könnten der entscheidende Zwischenwirt gewesen sein. Und wir hätten die Gefahr ahnen können.
Wie kam das neue Virus Sars-CoV-2 von der Fledermaus zum Menschen? Für Wissenschaftler ist die Antwort extrem wichtig. Denn sie erklärt unter anderem, warum das Virus so gut an den Menschen angepasst ist. Forscher aus Kanada haben jetzt einen neuen möglichen Zwischenwirt ermittelt: Streunende Hunde.
Viele Tiere, angefangen mit Schlangen bis hin zu Pangolinen, wurden bisher als fehlendes Glied in der Kette angenommen. Aber die aus diesen Arten isolierten Viren weichen zu stark von SARS-CoV-2 ab. Xuhua Xia, Biologieprofessor an der Universität von Ottawa, folgte den Spuren des neuen Coronavirus über verschiedene Arten hinweg. Und seine These lautet: Streunende Hunde - insbesondere Hundedärme – können der Ursprung der aktuellen Corona-Pandemie sein. Hunde, die Fledermäuse gefressen haben, und mit deren Hinterlassenschaft wir in Berührung gekommen sind. Was laut Xia nicht so schwer ist, wenn man bedenkt, wo Hunde sich überall lecken.
Wie kommt er auf die Hunde?
Wenn Viren in einen Organismus eindringen, dann wehrt er sich. Und diese "Kampfspuren" kann man später am Virus nachweisen bzw. an der Art, wie es sich verändert. Und genau das hat Professor Xia untersucht. Dabei entdeckte er, dass nur die Corona-Viren von Hunden (CCoVs) die gleiche Reaktion bei den Viren verursacht hatten wie im Fall des neuen Sars-CoV-2 und beim ursprünglichen Fledermausvirus BatCoV RaTG13. Diese Veränderung erleichterte es Sars-CoV-2, die Immunabwehr des Menschen zu täuschen. Bereits frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass das Virus sehr gut an den Menschen angepasst ist.
Xias Forschungen bestätigen das und geben auch einen starken Hinweis, warum Sars-CoV-2 beim Menschen im Magen-Darm-Trakt andocken kann. Es liegt an ACE2 - einem Rezeptoren, der vor allem im menschlichen Verdauungssystem existiert und an den das Virus bestens angepasst ist. "Die Interpretation wird durch einen kürzlich veröffentlichten Bericht bestätigt, dass ein hoher Anteil an Covid-19 Patienten auch unter Verdauungsbeschwerden leidet", so Xia. "Tatsächlich zeigten 48,5 Prozent Verdauungssymptome als Hauptbeschwerde."
Man hätte die Gefahr erkennen können
"In diesem Zusammenhang ist es bedauerlich, dass BatCoV RaTG13 2013 nicht sequenziert wurde", so Xia weiter. Denn das Fledermausvirus, "ist der engste phylogenetische Verwandte von Sars-CoV-2 und weist eine Sequenzähnlichkeit von 96 Prozent auf". Wie sein Name sagt, wurde es bereits im Jahr 2013 in der chinesischen Provinz Yunnan im Kot einer Fledermaus gefunden. Aber erst Ende 2019 wurde es im Wuhan Institute of Virology untersucht und dabei die Übereinstimmung mit dem neuen Virus entdeckt, das sich rasend in der Stadt ausbreitete. Wäre diese genetische Untersuchung früher geschehen, so Xia, dann hätte den Virologen auffallen können, welche Überlebensstrategie das Virus besitzt und welche Gefahr für den Menschen davon ausgeht.
Die Ergebnisse der Untersuchungen sind in der erweiterten Online-Ausgabe der Zeitschrift Molecular Biology and Evolution erschienen.
gp