Long Covid Corona-RNA schädigt Nerven – Länger Antikörper nach Vektorimpfung
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10. Mai 2023, 15:49 Uhr
Neurologische Schäden bei Long Covid werden offenbar durch die virale RNA von Corona ausgelöst, die Gene in Neuronen durcheinanderbringt. Außerdem: Bei Rauchern wirken Impfungen deutlich schlechter.
- Sars-CoV-2 schädigt Nervensystem von Tiermodellen dauerhafter als Influenza A. Das könnte einer der Mechanismen hinter Long Covid sein.
- Impfungen mit mRNA lösen zwar zu Beginn mehr Antikörper aus als Vektorimpfungen, doch das Verhältnis kehrt sich nach einem halben Jahr um.
- Bei Rauchern wirkt die Impfung deutlich schlechter als bei Nichtrauchern.
"Long Covid" ist eine nahezu harmlose Überschrift für ein mitunter extrem schmerzhaftes Schicksal. Nach Covid-19 bleiben bei manchen Patienten Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit, Probleme mit den Nerven und dem Wahrnehmungsapparat monatelang, wenn nicht über mehrere Jahre erhalten. Forschende der renommierten Icahn School of Medicine in den USA haben nun eine mögliche Erklärung für die neurologischen Symptome gefunden. Sie untersuchten Hamster, die noch lange nach einer überstandenen Infektion mit Sars-CoV-2 Symptome von Schmerzen und Überempfindlichkeit zeigten.
Bei der Analyse stellten die Forschenden fest, dass die Tiere schwere Schäden an den Spinalganglien erlitten hatten, also am Nervengewebe im Rückenmark. Dort fanden die Wissenschaftler Teile der Viruserbinformation RNA, die aber nicht mehr vermehrungsfähig gewesen sei. Diese RNA hatte offenbar die Steuerung der Gene in dem neuronalen Gewebe durcheinandergebracht und so für die anhaltende Überempfindlichkeit gesorgt.
Coronavirus schädigt Nervengewebe dauerhafter als Influenza
Zum Vergleich infizierten die Forschenden einige der Tiere auch mit Influenza A-Viren. Hier zeigte sich ein anderes Muster: die Überempfindlichkeit nahm in der Phase der akuten Infektion rasch zu, verschwand dann aber nach dem Abklingen wieder. Hamster gelten als sehr gute Vergleichstiere für Menschen in Bezug auf die Infektion mit Sars-CoV-2, da ihr Immunsystem ähnlich auf das Virus reagiert. Bei ihnen gibt es eine ähnlich hohe Quote schwerer und tödlicher Coronaverläufe und sie erkrankten ebenfalls an Long Covid.
"Unsere Arbeit deutet darauf hin, dass Sars-CoV-2 auf ziemlich einzigartige Weise dauerhafte Schmerzen auslösen könnte, was den Bedarf an Therapeutika unterstreicht, die auf die für dieses Virus spezifischen molekularen Signalwege abzielen", sagt die Pharmakologin Venetia Zachariou. Sie war an der Studie beteiligt, die im Fachblatt "Science Signaling" erscheint.
Studie zu Antikörpern nach Impfung: Vektor-Impfung wirkt langanhaltender
Eine zweite, neu erschienene Arbeit zum Thema Corona, zeigt eine Überraschung, was die Haltbarkeit von Antikörpern nach Impfungen angeht. Hier bewahrheitet sich offenbar der geflügelte Satz: "Die Ersten werden die Letzten sein." Wie Aric Prather und Kollegen in der Zeitschrift "Scientific Reports" berichtet, hatten Personen, die mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna geimpft worden waren, nach der zweiten Impfdosis zwar sehr viel mehr Antikörper gegen das Virus als diejenigen, die mit dem Vektor-Vakzin von Johnson und Johnson geimpft worden waren. Doch nach sechs Monaten kehrte sich dieses Verhältnis um.
Die Forschenden hatten die Werte bei insgesamt rund 500 Versuchspersonen verglichen, die jeweils eines der drei in den USA zugelassenen Vakzine erhalten hatten. Wie schon in verschiedenen Studien zuvor zeigte sich bei den Empfängern von Biontech und Moderna, dass die Werte der Antikörper nach rund einem halben Jahr stark nachließen. Bei dem Vektorimpfstoff hingegen nahmen sie sogar noch zu. "Den Mechanismus dahinter kennen wir zwar nicht. Aber mehrere kleinere Studien haben diesen Trend ebenfalls belegt. Deshalb nehmen wir an, dass es sich um ein robustes Phänomen handelt, dass sich nicht nur in unserer Stichprobe zeigt", sagt Aric Prather.
Impfungen wirken bei Rauchern viel schlechter als bei Nichtrauchern
In der Studie zeigte sich außerdem, dass die Impfungen von Biontech und Johnson & Johnson schlechter wirkten, wenn Personen übergewichtig waren, im Vergleich zu denjenigen mit einem gesunden Body-Mass-Index. Moderna war hier eine Ausnahme. Alle drei Impfstoffe aber wirkten wesentlich schlechter bei Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern. Raucher hatten demnach um bis zu 240 Prozent weniger Antikörper gegen das Virus als Nichtraucher.
Die Untersuchungen beziehen sich alle auf die ursprünglichen Impfstoffe. Die neuen bivalenten Impfungen gegen Wildtyp und Omikron BA.5 wurden noch nicht berücksichtig. Das soll nun in einer weiteren Studie nachgeholt werden.
(ens)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Exakt - Die Story | 18. Mai 2022 | 20:45 Uhr