Covid-19 Übersterblichkeit durch Corona: Nur die Spanische Grippe war schlimmer
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02. Februar 2022, 15:53 Uhr
Covid-19 ist, was Übersterblichkeit angeht, nicht so verheerend wie die Spanische Grippe 1918, aber deutlich schlimmer als jede andere Influenza-Saison seitdem. Das zeigt eine Studie in drei europäischen Ländern.
Übersterblichkeit gibt an, wie viele Menschen mehr in einem Zeitraum gestorben sind, als unter normalen Umständen zu erwarten gewesen wäre. Die Bezugsgröße (wie viele gestorben wären) kann zwar nicht gezählt oder gemessen, sondern muss geschätzt werden. Aber je besser die mathematischen Modelle dafür sind und je mehr Faktoren wie Bevölkerungsgröße, Altersstruktur und typische saisonale Schwankungen einfließen, umso aussagekräftiger ist die berechnete Übersterblichkeit.
Diese ist dann wiederum ein oft benutztes Maß, mit dem verschiedene Pandemien hinsichtlich ihrer Schwere miteinander verglichen werden.
Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um Dr. Kaspar Staub von der Uni Zürich hat sich zur Aufgabe gesetzt, die Covid-19-Übersterblichkeit mit weit in die Vergangenheit zurückreichenden Daten zu vergleichen, um ihr historisches Ausmaß besser zu veranschaulichen. Die Studie ist insofern einzigartig, als sie eine kontinuierliche Reihe von monatlichen Sterbedaten analysiert, die sich über mehr als 100 Jahre erstreckt.
In Frage kamen dafür nur Länder, die zwei Anforderungen erfüllten. Es musste eine langjährige, durchgängige und vertrauenswürdige Todesstatistik für dieses Land geben. Und das Land musste während der beiden Weltkriege militärisch neutral geblieben sein, damit möglichst wenige Kriegstote, Vermisste und Vertriebene die Statistik verzerren.
Drei Länder erfüllten am Ende beide Anforderungen: Die Schweiz (Daten seit 1877), Schweden (Daten seit 1851) und Spanien (Daten seit 1908).
Vier große Pandemien seit 1890
In dem Zeitraum, für den das Forscherteam auf durchgängige Todesstatistiken zurückgreifen konnte, gab es sehr viele Grippe-Wellen. Für die höchsten Übersterblichkeitswerte waren aber vier große Pandemien verantwortlich. Die Influenza-Pandemie von 1890 (von der man nicht genau weiß, ob sie vielleicht auch eine Coronavirus-Pandemie war) führte weltweit zu etwa einer Million Toten. Die Spanische Grippe von 1918 verursachte die meisten Todesfälle, allein in Europa etwa 2,6 Millionen. Und die Influenza-Pandemie von 1957 hatte etwa 1,1 Millionen Tote weltweit zur Folge.
Absolute Todeszahlen aus verschiedenen Epochen sind aber nur schwer miteinander vergleichbar. Zu unterschiedlich sind Bevölkerungsgröße und -struktur. Deshalb berechneten die Wissenschaftler die prozentuale Übersterblichkeit für jedes der drei untersuchten Länder, also wie viel Prozent mehr Menschen gestorben sind, als ohne Pandemie "normal" oder zu erwarten gewesen wäre.
Ergebnisse
Die Spanische Grippe von 1918 bleibt unangefochten die Infektionskrankheit mit dem verheerendsten Ausmaß. Seitdem gab es aber keine größere Übersterblichkeit durch Infektionskrankheiten als 2020 durch Covid-19, trotz aller Maßnahmen wie Lockdowns, die es in verschiedenen Ländern in unterschiedlichem Ausmaß gab.
Für die erste Jahreshälfte 2021 lagen dem Forscherteam nur Daten aus der Schweiz und Spanien vor. Dort zeichnete sich noch keine starke Übersterblichkeit ab. Das könnte sich mit Daten aus der zweiten Jahreshälfte aber noch ändern.
(rr)
Zur Studie
- Kaspar Staub et al.: Historically High Excess Mortality During the COVID-19 Pandemic in Switzerland, Sweden, and Spain, ACP Journals
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