Hand hält positiven Corona-Schnelltest
Schnelltests liefern aktuell am häufigsten den Hinweis auf eine Ansteckung mit Corona. Bildrechte: IMAGO/Christian Ohde

Erkältungswelle Erkältungen und Covid - mehr als 9.500 durch Labore bestätigte Corona-Infektionen

19. Oktober 2023, 12:58 Uhr

Deutschland befindet sich weiterhin in einer Erkältungs- und Coronawelle: Laut dem aktuellen Wochenbericht des Robert Koch-Instituts haben sich in der ersten Oktoberwoche fast acht Prozent der Deutschen neu angesteckt.

Autorenfoto von Clemens Haug
Bildrechte: Tobias Thiergen/MDR

Die Informationen in diesem Artikel stammen von Anfang Oktober 2023. Hier finden Sie die neuesten Daten zu Atemwegsinfekten:

  • Die Ansteckungswelle mit Corona dauert an und hat zuletzt noch einmal Fahrt aufgenommen. Wie viele Menschen in Deutschland derzeit wirklich infiziert sind, lässt sich aus den Daten aber nur schwer abschätzen.
  • Unter den aktuellen Atemwegsinfektionen hat das Coronavirus aber nur einen Anteil von etwa einem Viertel. Daneben zirkulieren vor allem Rhinoviren und Parainfluenzaviren.
  • Bei den analysierten Corona-Varianten taucht Priola nun häufiger in Deutschland auf, während Eris immer noch dominiert. Beide Varianten verursachen nach bisherigen Erkenntnissen keine schweren Erkrankungen.

Die 40. Kalenderwoche (in diesem Jahr diejenige vom 2. bis zum 8. Oktober) ist im Kalender des Robert Koch-Instituts besonders, denn sie markiert den Beginn der neuen Erkältungs- und Grippesaison. Ob diese Einteilung weiterhin sinnvoll ist, darüber lohnt sich vielleicht eine Debatte unter den Epidemiologen von Deutschland zentraler Infektionsschutzbehörde. Denn Corona hat die Zeiten verändert: In diesem und im vergangenen Jahr startete die Erkältungswelle dank Sars-CoV-2 deutlich früher. Auch der Blick auf den aktuellen Wochenbericht für Atemwegserkrankungen zeigt: Die Ansteckungswelle mit Corona hat ihren Scheitelpunkt immer noch nicht überschritten. Entgegen den Zahlen der vergangenen Wochen ist keine Trendumkehr erkennbar.

Mehr als 9.500 neue Corona-Ansteckungen: Covid-19-Welle steigt weiter an

Über 9.500 offiziell gemeldete Infektionen mit Covid-19 hat das RKI in der Woche bis zum 8. Oktober gezählt und dabei handelt es sich wie in den Vorwochen höchstens um eine Spitze des Eisbergs: Einen PCR-Test im Labor wird nur noch bei Menschen durchgeführt, die mit Symptomen in einem Krankenhaus auffallen oder in einer der stichprobenartig ausgewählten Hausarztpraxen des Robert Koch-Instituts vorstellig werden. Allerdings illustriert der Verlauf der Zahl neuer Infektionen ungefähr die Dynamik der Ansteckungswelle.

Einen weiteren Indikator liefert das bereits erwähnte Stichprobensystem des RKI, das sogenannte ARE-Praxis-Sentinel. Dabei schicken teilnehmende Praxen und Labore Proben von Patienten an die zentralen Untersuchungsstellen des RKIs. Hier werden dann die verschiedenen Erreger bestimmt und teilweise auch noch die genaue Variante mithilfe von genetischer Sequenzierung geklärt.

Das Sentinel zeigt für die erste Oktoberwoche, dass in rund der Hälfte aller Proben die Viruserreger enthielten, die gewöhnlichen Rhinoviren Auslöser eines Infekts waren. Rhinoviren verursachen in der Regel harmlose Erkältungen. Jeweils rund ein weiteres Viertel der Proben enthielten Coronaviren vom Pandemie-Typ Sars-CoV-2 oder Parainfluenzaviren, von denen es vier verschiedene Sorten gibt, die grippale Infekte auslösen können. Insgesamt deutet sich also an, dass Corona derzeit nur für etwa ein Viertel aller Infektionen verantwortlich ist. Andererseits zeigt sich, dass Influenzaviren (die Erreger der Grippe) gegenwärtig noch keine Rolle spielen.

6,6 Millionen neue Erkältungen: Fast 8 Prozent der Deutschen sind krank

Insgesamt schätzt das RKI die Zahl der neuen Atemwegserkrankungen in der ersten Oktoberwoche auf etwa 6,6 Millionen Ansteckungen in ganz Deutschland. Das entspricht rund 7,9 Prozent der Bevölkerung und ist ein Wert, der deutlich oberhalb dessen liegt, was in den Jahren vor der Pandemie üblich war. Wie schon 2022 sind damit im Herbst mehr Menschen krank als vor Corona.

Basis dieser Schätzung ist das Umfragewerkzeug Grippeweb, bei dem über 25.000 Personen aus Deutschland jede Woche Auskunft darüber geben, ob sie sich eine neue Atemwegsinfektion zugezogen haben oder nicht. Die Daten der Teilnehmer werden statistisch so gewichtet, dass repräsentative Aussagen für die Bundesrepublik möglich sind.

Beim Blick in diese Daten zeigt sich zudem, dass nach den Kindern und Jugendlichen der Schwerpunkt der neuen Ansteckungen nun in der Altersgruppe 35 bis 59 Jahre liegt. Das bedeutet, die Erkältungswelle ist bei den älteren Erwachsenen angekommen. Bei den jungen und den alten Jahrgängen sinken die Zahlen dagegen. Damit erscheint eine Abschwächung des Infektionsgeschehens in kommenden Wochen zumindest möglich.

Corona-Variante Priola jetzt bei fünf Prozent in Deutschland

In den Krankenhäusern ist Corona nach wie vor noch kein Problem, so der RKI-Bericht. Durch frühere Coronainfektionen oder Impfungen sind viele Menschen immer noch gut vor schweren Verläufen der Krankheit geschützt. Müssen Patienten dann allerdings doch auf einer Intensivstation behandelt werden, ist Corona aktuell in 19 Prozent der Fälle die Ursache. Das RS-Virus, an dem vor allem kleine Kinder schwer erkranken können, ist nur in einem Prozent der Fälle der Grund. Grippe dagegen sei noch kein Thema. "Es wurden keine Influenza-Diagnosen vergeben", heißt es dazu im Wochenbericht.

Bei der Bestimmung der Coronavarianten zeigt sich jetzt allerdings ganz langsam eine Zunahme der sogenannten Priola-Variante BA.2.86. Gab es in den Vorwochen deutschlandweit erst vier gesicherte Nachweise, so stieg diese Zahl nun auf insgesamt elf. Sechs dieser Nachweise stammen aus der Woche bis zum 24. September, wodurch der rechnerische Anteil von Priola an allen sequenzierten Coronavarianten nun bei fünf Prozent liegt. Eris (EG.5) ist mit 44 Prozent nach wie vor die hierzulande dominierende Version des Virus. Für beide gibt es weiterhin keine Indizien, dass sie für schwere Infektionen sorgen.

Links/Studien

Robert Koch-Institut: ARE-Wochenbericht des RKI, 11. Oktober 2023

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